Von der Anbetung bis zur Furcht Der Mieter - Hörspiel
Von der Anbetung bis zur Furcht
Der Mieter - Hörspiel
Dann kehrt unerwartet Daisy, Ellens 20-jährige Tochter, von einem Landaufenthalt nach Hause zurück. Auch sie ist jung und blond und hübsch … (1)
Wer mag solche Geschichten? Ein vertrauter Verwandter oder ein einfühlsamer Fremder, zu dem man aufschaut ist in Wahrheit ein Verbrecher. Das vermeintliche Idol wird von der Respektsperson zum Angstgegner. Alfred Hitchcock schien solche Geschichten besonders zu mögen. Er verfilmte derartige Geschichten einige Male. U.a. in „Im Schatten des Zweifels“ oder auch in seinem Frühwerk „Der Mieter“, einem Stummfilm. Die Vorlage lieferte Marie Adelaide Elizabeth Rayner Lowndes (1868 – 1947). Der Stoff behandelt das Thema Jack the Ripper und der Roman spielt zu der Zeit. Das Studio Hörbuch-Hamburg hat nun in Zusammenarbeit mit Osterworld-Audio und dem Rundfunk Berlin-Brandenburg diesen Stoff erneut für das Medium Hörspiel adaptiert. Mancher mag ein Radiohörspiel dahinter vermuten. Er liegt nicht ganz falsch obwohl es sich durchaus um eine kommerzielle Produktion handelt. Doch einige Elemente lehnen sich stilgebend am Radiohörspiel an. Dialogreiche Szenen, gleichzeitig aufgenommene Sprecher und einen Fokus auf ruhige und detaillierte Szenen.
So entstand ohne Hatz und vor allem ohne jedwede Effekthascherei ein sehr authentisches Kriminalhörspiel, bei dem durch die ungewohnte Technik ein Gefühl des Miterlebens der Ereignisse entsteht. Immer wenn im Hörspiel an der Tür geklopft wurde, es klingelte oder das Feuer im Kamin raschelte hatte ich das Gefühl, die Geräusche entstammen meiner eigenen Wohnung. So akustisch nah ist das Ganze. Ein Kopfhörer ist für das Zuhören natürlich unablässig – sonst wirken diese Effekte nicht.
Vor langer Zeit gab es schon solche Hörspiele im Radio. Doch das Verschwinden der Kopfhörer lies diese Aufnahmetechnik schnell in Vergessenheit geraten. Jetzt mit dem Siegeszug von Streaming und Smartphones ist dieses Thema wieder machbar für den Konsumenten. Damit ringt man dem Hörspiel tatsächlich noch ein Fünkchen Neuigkeit ab. Die Technik selbst hingegen ist schon älter.
Die Story ist recht spannend, wenn auch weitestgehend vorhersehbar. Man kann aber durchaus mitfiebern bei der Jagd nach Jack the Ripper. Am Ende stellt sich die Frage ob es alles stimmt was die Protagonistin glaubte. Aber diese Frage darf sein um dem Hörer etwas Besinnliches und nachdenkliches mit auf dem Weg zu geben. Die Handlung zeigt den inneren Konflikt einer Frau in Ihrer Anbetung für einen Fremden, der ihr mehr bedeutet als ihr alkoholkranker Mann bis ihn zur Furcht vor ihm.
Auch die düstere Atmosphäre macht Spaß, die einen direkt ins vorletzte Jahrhundert katapultiert. Und die Sprecher tun ihr Übriges dazu bei. Regina Lemnitz ist immer eine Top-Besetzung für schrullige und groteske Rollen. Gerd Warmeling macht als unheimlicher Mieter den idealen Gegenpart aus, auch wenn er manchmal zu überzeichnet auftritt.
Der Mieter
(1)= Verlagstext