40 Jahre Tatort: KOMMISSARE EHRLICHER & KAIN
Kommissare Ehrlicher & Kain
Während die Dresdner Kommissare Ehrlicher (Peter Sodann) und Kain (Bernd Michael Lade) beschäftigt eine Serie von Sexualstraftaten wird das Mädchen Katja Beck als vermisst gemeldet. Doch das Verschwinden des Mädchens passt nicht so recht in die die Serie von Sexualverbrechen. In Verdacht gerät Katjas Stiefvater Daniel Tuskiewitsch. Nach der Untersuchungshaft löst der Tatverdacht der Polizei bei den Bewohnern des kleinen sächsischen Dorfes Fremdenfeindlichkeit aus, die zu einer tödlichen Eigendynamik wird.
"Wir wollten ein gewisses Ost-Flair in die Reihe einbringen, ohne miefig-ostig zu wirken." (1)
Zudem wollte der Sender MDR den Kripo-Alltag realistisch zeigen, ohne brutale Gewalt und ohne Actionszenen, die es im wahren Leben gar nicht oder nur selten gibt.
„Zumindest sind richtige Kriminalkommissare nicht so idiotisch, wenn sie ein Haus betreten, sofort die Kanone rauszuholen und mit erhobener Waffe durch die Räume zu flitzen. Aber im Film werden ja sowieso die wahnsinnigsten Dinge gezeigt. Ich wundere mich zum Beispiel bis heute, dass der TÜV da noch nicht eingeschritten ist, weil fortwährend die Autos explodieren. Jedes Autowerk sorgt ja dafür, dass der Tank so gelagert ist, – wenn ein Auto mal den Hang runterfällt – nicht unbedingt explodieren muss. Und trotzdem versuchen wir Kommissare natürlich, die kriminalistische Arbeit so zu bewerkstelligen, dass es einigermaßen der Realität entspricht. Allerdings müssen wir den Mörder schon nach anderthalb Stunden gefunden haben.“ (2)
In EIN FALL FÜR EHRLICHER kehrte zudem der Schauspieler GUSTL BAYRHAMMER zurück, der darin als VEIGL den Leiter der Dienststelle in Dresden mimte.
Die Quoten der weiteren Krimis mit Ehrlicher und Kain befanden sich im guten Mittelfeld, so dass Dutzende weitere Fälle mit dem Ermittler-Duo gedreht wurden. Auf die Drehbücher hatte der Schauspieler Peter Sodann allerdings wenig Einfluss. Manchmal wurden seine Änderungswünsche berücksichtigt, meistens dagegen aber nicht.
„Ich lese vom Drehbuch meistens die erste Fassung und sage dann dazu, was mir darin fehlt, was ich gern noch drin hätte. Das kommt manchmal zum tragen und manchmal nicht.“ (3)
Zum Eklat kam es, als der Peter Sodann für die Partei PDS (heute Die Linke) kandidieren wollte. Neben seiner Kandidatur wurden Sodanns Äußerungen zu Politik, Demokratie etc von der Presse derart aufgebauscht, dass der MDR aufgrund der politischen Ambitionen des Schauspielers ein Bildschirmverbot erteilte. Dabei verwies der Sender auf eine ARD-Richtlinie, in der es heißt, dass ein Mitarbeiter, der für ein politisches Amt kandidiere, sechs Wochen vor einer Wahl "Bildschirmverbot" habe.
Hinzu kamen, dass sich aufgrund seiner Kandidatur diverse Freunde von Sodann trennen und Politiker diverser Parteien ihn kritisierten und gegen ihn Front machten.
Peter Sodann zog zwar die Notbremse und trat von seiner Kandidatur zurück, doch da war es bereits zu spät. MDR schmiss dem Schauspieler raus. Dieser Rausschmiss wurde in der Krimi-Reihe insoweit ‚erklärt‘, dass Kommissar Ehrlicher in Pension ging.
Und so flimmerte am 2. April 2007 mit DIE FALLE der 45. und letzte TATORT mit Kommissar Ehrlicher und Kommissar Kain über die deutschen Bildschirme. Der Schauspieler BERND MICHAEL LADE musste sich nach Beendigung seiner Tätigkeit als Kommissar beim TATORT anderen schauspielerischen Aufgaben widmen.
© by Ingo Löchel