Die 80er - Die Filme: 1982 - TENEBRE
TENEBRE
Ich kann persönlich nicht nachvollziehen, warum manche TENEBRE als Meisterwerk und DARIO ARGENTO als Meister des Genres Thriller bzw. Horror bezeichnen. Meiner Meinung nach, sind nicht nur dessen Filme, sondern auch Argento selbst, völlig überbewertet.
Das zeigt sich auch bei seinen Thriller TENEBRE, der mich zum einen an den Brian De Palma-Film DRESSED TO KILL und zum anderen an die stupide gedrehten italienischen Edgar Wallace-Filme Anfang der 1970er Jahre erinnern, die wenig Handlung boten, dafür aber mit Gewalt und nackten Tatsachen daherkamen.
Ähnlich agiert auch Dario Argento in seinem Film TENEBRE. Die ganze Handlung, um eine undurchsichtige und brutale Mordserie, wirkt nicht nur sehr konstruiert und langatmig, sondern wird auch noch mit Szenen angereichert, die völlig sinnlos sind, um anscheinend Füllmaterial für den Film zu haben. Das ganze wird dann auch noch durch eine Reihe von brutalen Morden angereichert, in denen die Darsteller des Films nach und nach abgeschlachtet werden.
Den Anfang machen MIRELLA D'ANGELO als Tilde, deren Kehle durchschnitten wird, sowie LARA WENDEL als Maria, die brutal mit einer Axt ermordet wird. Danach folgen u. a. JOHN SAXON als Bullmer (mit einem Messer ermordet) sowie CHRISTIAN BORROMEO als Gianni, der hinterrücks erdrosselt wird.
Danach geht es u. a. auch noch der Polizistin Altieri, gespielt von CAROLA STAGNARO, an den Kragen, so dass man sich zum einen nie an eine Figur im Film gewöhnen kann, denn die könnte die nächste Minute schon ermordet werden, zum anderen wird durch die erhebliche Dezimierung der Figuren im Film schnell klar, wer der Täter sein könnte. Was sich am Ende des Films dann auch bestätigt.
So bleiben am Schluss nur zwei übrig, die den Täter dingfest machen können. Zum einen DARIA NICOLDI als Anne sowie GIULIANO GEMMA als Polizist Germani, der allerdings ebenfalls dem Mörder zum Opfer fällt.
Im Gegensatz zu der sehr konstruierten Handlung und zu der völlig kalten und emotionslosen Atmosphäre des Films, machen die Schauspieler dagegen ihre Sache sehr gut. Das ist dann auch eine der beiden einzigen Gründe, warum man bis zum Schluss am Ball bleibt und sich den Film bis zum Ende anschaut. Der andere ist, dass man bestätigt bekommen will, ob man mit der Vermutung recht hatte, wer sich hinter dem Mörder verbirgt.
TENEBRE
© by Ingo Löchel
Kommentare
Mir zeigt dieses Review nur, dass du Filme rationell und nicht mit den Sinnen anschaust und damit die wirklich tollen Kamerafahrten oder stimmige Musik erst gar nicht bemerkst bzw. erwähnst. Die fehlt hier einfach ein Gen, so dass du die Mechanik dieses Films nicht verstehen wirst.
Die "emotionslose" Atmosphäre ist gewollt, aber vmtl. wurde nur die zensierte deutsche New Vision FSK DVD-Fassung gesichtet, die generell verstümmelt auch eine Art Gewaltanwendung ist. Zudem wird auf die deutsche Beschlagnahmung gar nicht eingegangen, obwohl der Film dort auch schon fast keine blutigen Details mehr enthält. Wirklich ungekürzt gibt es diesen Streifen nur über österreichische Versionen.
Seine Abhandlung zu Argento's TENEBRAE hat jedoch ein wenig irritiert.
Ingo Löchels Betrachtung vernachlässigt leider (bzw. läßt komplett unerwähnt), dass gerade TENEBRAE (wie auch schon ansatzweise die erwähnten späteren, italienisch co-produzierten Wallace-Verfilmungen) weit, weit, weit über das reine „Geschichten-Erzählen“ hinausgeht und vielmehr -wie kaum ein zweites Werk- Film als visuelles Medium begreift.
Doch selbst, wenn man TENEBRAE rein unter narrativem Gesichtspunkt betrachtet (und ihm damit massiv „Unrecht“ tut), ist Ingo Löchels Beitrag nicht ganz schlüssig: Der Schriftsteller Peter Neal, auf welchen sich die von Ingo Löchel erwähnte Identität des Täters möglicherweise bezieht, ist natürlich mitnichten der Haupttäter, sondern nutzt lediglich die Morde des Fernsehjournalisten Christiano Berti (Elsa, Maria, Tilde etc.) aus, um einige ihm unlieb gewordene Personen zu „beseitigen“.
So erscheint auch durch die gebotene, komplexe Erzählstruktur TENEBRAE als Musterbeispiel eines Filmes, der mehrfach gesehen werden sollte (muss), um alle Details entsprechend entschlüsseln und würdigen zu können.
Vielleicht waren doch nicht so viele Szenen „überflüssig“…?