Der Kommissar und seine Mörder: Folge 8 - Der Tod fährt 1. Klasse
Folge 8
Der Tod fährt 1. Klasse
Zum dritten Mal nämlich wurden im gleichen Zug Mordanschläge verübt.
Und immer sahen die Opfer gleich aus: jung und hübsch. Gemeinsames Kennzeichen: Super-Mini-Rock. Kommissar Keller tippt auf einen Serientäter. (1)
Miniröcke und D-Züge
Achja, die Miniröcke der sechziger und frühen 70er Jahre. Sie zierten so manchen Krimi und auch das Straßenbild. Allerdings bleiben nur eben diese Krimiwiederholungen um das zu bestaunen, jedenfalls für Jahrgänge, die später auf die Welt kamen. Somit sind Kommissars-Folgen auch immer wieder ein interessantes Zeitdokument (nicht nur auf die Miniröcke bezogen). Es zeigt sich die Lebensweise und die soziale Standarte jener Epoche. Ein Deutschland grau in grau und doch aufstrebend mit teils zufriedenen Bürgern, teils mit eklatanten Missständen. So sehr viel hat sich also nicht geändert seit damals. Eine soziale und gesellschaftliche Weiterentwicklung ist nur bei den besser gestellten zu erkennen. Und der Mörder im D-Zug würde heute wahrscheinlich in einem ICE morden. Seine Opfer wären Mädchen ohne Minirock und wahlweise auch mal mit. Komisch, dass noch keiner auf die Idee kam so eine Story nochmal neu aufzubereiten. Aber Züge üben heute offenbar keine so große Anziehungskraft mehr auf die Menschen aus, wie noch vor 45 Jahren.
Ein Lockvogel und Juristisches
Die Story vom Serienmörder im Zug ist recht spannend und zeigte, dass der Kommissar auch anders konnte. Nicht ganz zufällig ist dies dann auch die bisher beste Folge der Reihe und es ist die zweite Folge der damaligen 2. Staffel. Man hatte zuerst nur sechs Folgen gedreht.
Polizeiassistentin Helga Lauer spielt hier den Lockvogel für den Mörder, der letztlich von Harry, Walter und Robert gestellt wird, während Keller vom Büro aus seine Anweisungen gibt. Genial.
Ein Forenuser auf der Webseite vom "Freundeskreis Kommissar Keller" arbeitete den Fall juristisch auf. Der Mörder hätte demnach gar nicht verurteilt werden können, da Helga Lauer sich in aufreizender Weise dem Mörder präsentierte und ihn so seiner Tat provozierte. Im selbigen Forum finden sich solche juristische Nachbetrachtungen zu vielen Fällen.
Als Mädchenmörder kann man Martin Lüttge bewundern. Er wird 1991 Tatort-Kommissar und Nachfolger von Schimanski.
Regie führte Wolfgang Becker Der Tod läuft hinterher.
Gedreht 1969, Erstsendung 2.5.1969 (2).
mit Erik Ode, Günter Schramm, Reinhard Glemnitz, Fritz Wepper, Helma Seitz, Emely Reuer, Martin Lüttge, Rosemarie Fendel, Wolfried Lier u.a.
Buch: Herbert Reinecker, Regie: Wolfgang Becker - Musik: Herbert Jarczyk - Neue Münchner Fernsehproduktion im Auftrag des ZDF
(1) = 3sat
(2) = Freundeskreis Der Kommissar
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Vorheriger Fall: Der Kommissar und seine Mörder: Folge 7 - Keiner hörte den Schuss
Nächster Fall: Der Kommissar und seine Mörder - Folge 9: Geld von toten Kassierern
Kommentare
Hieß das früher nicht Lustmörder oder Frauenmörder? Da ahnte die Bevölkerung noch nichts von dem Konzept des Serienkillers Unschuldige Zeiten.
Diese Kommissarfolgen kann man jetzt übrigens für 2.49 das Stück bei Amazon Instant Video kaufen und 30 Sekunden später ansehen. 45 Jahre später bringen sie noch immer Geld ein. Schöne neue Welt. Das erinnert an Horsts Artikel. Aus Stroh Gold spinnen
Kommissar Keller gibt keine Anweisungen am Telefon, er ermittelt, erbost durch die Eigenmächtigkeit seiner Mitarbeiter, parallel selbst den Täter, was er später per Bahnhofsbediensteten ausrichten lässt. Somit wird der spannende Lockvogeleinsatz im Nachhinein vollkommen überflüssig. Es stellt sich allerdings die Frage, ob der Zug nicht ohnehin hätte überwacht werden müssen.
Natürlich ist auch der versuchte Mord an Helga Lauer strafrechtlich relevant. Das ist aber eigentlich egal, denn der Täter hat ohnehin schon mindestens eine vollendete Tat und einen weiteren Versuch auf seinem Konto. Interessanter ist die Frage, ob man Abinger jun. etwas vorwerfen könnte. Immerhin täuscht er eine Straftat vor und behindert willentlich die Ermittlungen.
Historisch interessant ist neben vielen anderen Details die am Anfang erwähnte Bahnsteigkarte. (für sage und schreibe 10 Pfennig, glaube ich)
Züge hatten es Reinecker durchaus angetan. Ziemlich bald darauf folgte "Die Waggonspringer", ebenfalls ein frühes Highlight der Serie.
Ich mag die Folgen mit Bahnhofsszenen. Bei am Bahnhof entstandenen Aufnahmen kann man viele zeitgeschichtliche Details erkennen (Werbung) und zuweilen sogar die Zeitschriften am Kiosk identifizieren. Da möchte man glatt in die Szene hineingehen (nach der Schießerei, versteht sich), ein paar Mark hinlegen und u.a. das aktuelle Zack Heft fordern.
Da sehe ich auch immer genau hin. Eine Kommissarfolge spielte in einer Buchhandlung, da gab es auch viel zu sehen in dieser Hinsicht
Auch die Anzeigetafeln waren cool, der jemand noch per Hand austauschen musste.
Wer behauptet immer so einen Unsinn??