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Der Kommissar und seine Mörder - Folge 59: Der Tod der Karin W.

Der Kommissar und seine MörderFolge 59:
Der Tod der Karin W.

Die siebzehnjährige Karin Winter geht abends über die Strasse, als auf einmal zwei Schüsse fallen. Sie wird in den Rücken getroffen und kann sich noch mit letzter Kraft in ein Gasthaus schleppen. Dort angekommen verlangt sie ein Telefon, will ihre Mutter anrufen, bricht jedoch zusammen. Im Laufe der Ermittlungen stellt Kommissar Keller fest, dass das Mädchen bei der Jugendfürsorge aktenkundig war, er deckt einen familiären Abgrund auf.


Der brutale Otto Pajak hatte nicht nur ein Verhältnis mit Anna Winter, Karins Mutter, sondern zwang auch Karin zu sich ins Bett. Karin stahl und ging nicht zur Schule. In einem Münchner Mietshaus ist sie aufgewachsen und stand dort unter großem Druck. Niemand kümmerte sich um sie und es war pure Herzlosigkeit angesagt. Ob der Mörder auch hier zu finden ist? (1)

Alte Männer, junge Frauen
Diese Folge thematisiert erneut das Thema "Sexuelle Unzucht" mit Minderjährigen oder eben jungen Mädchen unter 21, die sich einem wesentlich älteren Herren hingeben. Entweder weil sie dazu gezwungen oder getrieben werden. Hier spielt Zwang und Trieb gleichermaßen eine Rolle.
Hintergrund ist die merkwürdige Beziehung des Mädchens zu ihrer Mutter, die aus Angst vor Einsamkeit und Alleinsein sich jeder Männerbekanntschaft hingibt. Einer will mehr - nicht nur die Mutter, sondern auch die Tochter. Bis Karin W. dann ermordet wird. Ab diesem Moment wird die Geschichte zu einem Fall für Keller. Erneut deckt er mit seinen Kollegen einen Sündenpfuhl sondergleichen auf.


Die Suche nach dem Mörder: Nebensächlich
Der Fall ist wieder sehr psychologisch angelegt und weniger auf Spannung ausgelegt. Den Mörder zu erraten fällt diesmal auch nicht besonders schwer. Es ist sogar schon zu einfach, so dass man es am Ende gar nicht glauben kann. Bisher waren die Auflösungen wesentlich komplexer, doch in dieser Folge stand das Beziehungsgeflecht so sehr im Mittelpunkt, dass die Mörderfrage fast zur Nebensache verkommt.


Maria Schell, zum vorletzten Mal in der Riehe, macht eine gute Figur. Weniger theatralisch wirkt sie diesmal und eher konventionell und modern. Zu Gast sind auch Ida Krottendorf und Ex-Wallace-Kommissar Harald Leipnitz (Der unheimliche Mönch, Die blaue Hand u.a.)

Der Fall trug bei Drehbeginn noch den Titel "Im Dunkel der Nächte".(2)
Musik kommt u.a. wieder von Joe Cocker.

Die Szene, wo Karin W. am Zigarettenautomaten erschossen wird, gibt so ähnlich nochmal im Derrick-Fall Ein Todesengel. Das Opfer ist hier jedoch ein Mann.

Herbert Reinecker bedauert in einem Zeitungsartikel, dass ihm nicht mehr Zeit für die Geschichten bleibt. ihm waren sechzig Minuten zu wenig, um die Figuren zu entwickeln. 

"Wenn ich den ersten Satz schreibe, muss ich schon an das Ende denken" (3)


Gedreht 1973, Erstsendung 6.4.1973

Arbeitstitel: Im Dunkel der Nächte

mit Erik Ode, Günter Schramm, Reinhard Glemnitz, Fritz Wepper, Helma Seitz, Ida Krottendorf, Maria Schell, Simone Rethel, Harald Leipnitz, Annemarie Wendl, u.a.
Stab: Regie: Theodor Grädler - Buch: Herbert Reinecker - Titelmusik: Herbert Jarczyk - Musik: Joe Cocker: Delta Lady, Dennis Coffey & The Detroid Guitar Band: Summer Time Girl, Peter Thomas - Neue Münchner Fernsehproduktion 1973

(1)= 3sat
(2)= Freundeskreis Der Kommissar
(3)= Herbert Reinecker, Hamburger Abendblatt vom 06.04.1973, Seite 12 
(Direktlink FK Der Kommissar)
Stab- und Sendedaten: Freundeskreis Der Kommissar 

© by author (Rezensionstext)

Vorheriger Fall: Der Kommissar und seine Mörder - Folge 58: Schwarzes Dreieck
Nächster Fall: Der Kommissar und seine Mörder - Folge 60: Die Nacht in der Basseck starb

Kommentare  

#1 joe p. 2015-05-16 17:09
Eine deprimierende Folge. Jedenfalls ein Beleg dafür, dass "Der Kommissar" im Alleingang alle denkbaren Krimiformen abdeckte, in diesem Fall (wie auch in anderer Form bei der Sache mit dem Altenheim) den Sozialkrimi.
In den Siebzigern zeigte sich der Umstand, dass man sich relativ gesehen "unten" befand unter anderem daran, dass man zum Telefonieren zu den Nachbarn gehen musste. Diese leben hier real wie sinnbildlich einen Stock höher.
Zitat:
Maria Schell, zum letzten Mal im Kommissar, macht eine gute Figur.
Die Schell war noch einmal in Folge 84 dabei. Meines Erachtens ihr bester Auftritt in der Serie.
#2 G. Walt 2015-05-17 22:09
Zitat:
Maria Schell, zum letzten Mal im Kommissar, macht eine gute Figur.
Die Schell war noch einmal in Folge 84 dabei. Meines Erachtens ihr bester Auftritt in der Serie.

Stimmt, das wollte ich eigentlich noch mal vor Verööfentlichung nachschlagen, habe es dann aber vergessen, sorry.
#3 Doktor Römer 2023-08-08 23:29
Deswegen hatte ja Reinecker "Derrick" als 90-Minuten-Fälle angelegt und geschrieben. Als dann das ZDF auf 60 Minuten bestand, musste er (oder wer auch immer) das Skript kürzen. Vielleicht erklärt das auch zumindest in den ersten Folgen die etwas schiefe Dramaturgie. Ab Staffel 2 schrieb Reinecker Drehbücher für eine Stunde.

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