Der Kommissar und seine Mörder - Folge 71: Spur von kleinen Füßen
Folge 71
Spur von kleinen Füßen
Station für Station kann die Kripo die letzten Monate im Leben der jungen Eva Thamm verfolgen, bis zu dem Augenblick, wo sie ihrem Mörder begegnete. Da aber wird die Suche schwierig, und nur durch einen Trick gelingt es, den Täter zu überführen. (1)
Harrys Abschied
Die 71. Folge hat eine besondere Bedeutung innerhalb der Reihe. Harry Klein verabschiedet sich und wechselt zu Oberinspektor Derrick. Dies wird in der Folge auch gesagt. "Du gehst jetzt zu diesem Oberinspektor Derrick. Sag ihm er soll dich gut behandeln, sonst bekommt er es mit uns zutun" (Aussage von Grabert). Gleichzeitig wird aber auch erwähnt, dass Harry ja nur zwei Türen weiter zieht. Darsteller Günter Schramm sagte damals dem Hamburger Abendblatt: "Es ist als gehe eine Familie auseinander".
Fast könnte man sagen, diese Ausgabe ist sowas wie ein frühes Crossover der beiden Serien "Kommissar" und "Derrick". Derrick startete jedoch erst ein halbes Jahr später im ZDF.
In dieser Folge wird auch Harrys Bruder Erwin (Elmar Wepper) als Ersatz eingefügt. Der bis dato hauptsächlich für den Synchronbereich arbeitende Schauspieler machte eine ganz neue Erfahrung und war erstaunt, dass er sich gut in der Rolle machte und angenommen wurde.
Viele Jahre später spielten die Wepper-Brüder wieder Brüder in "Zwei Brüder", einer Samstagabend-Krimiserie, die Ende der 90er Jahre lief. Elmar war dort Ermittler und Fritz ein Staatsanwalt.
Auch später spielte Wepper noch in einer Krimserie. Und zwar gemeinsam mit seiner Tochter in "Mord in bester Gesellschaft" als Detektiv.
Der Fall von dem Mädchen mit den kleinen Füssen wird hier fast zur Nebensache. Etwas zu Unrecht. Aber die Mörderfrage geht bei dem ganzen Rummel um die beiden Klein-Brüder unter. Am Ende darf Erwin seinen ersten überführten Mörder aber auch selbst verhaften.
Viele Bekannte
In der Folge spielen noch einmal einige bereits erprobte Gastdarsteller mit. Udo Vioff, Sabine Sinjen und Martin Lüttge.
Gedreht 1974, Erstsendung 22.3.1974
mit Erik Ode, Günter Schramm, Reinhard Glemnitz, Fritz Wepper, Elmar Wepper, Helma Seitz, Sabine Sinjen, Udo Vioff, Peter Ehrlich, Martin Lüttge, Günter Neutze, Alice Treff, Anta Höffer, Christian Reiner, Elfriede Kuzmany u.a.
Stab: Regie: Theodor Grädler - Buch: Herbert Reinecker - Titelmusik: Herbert Jarczyk - Musik: Unbekannte Version des Titels "Sweet Georgia Brown", Unbekanntes Gitarrenlied-Lied, gesungen von zwei Frauen, Chanson Club Tegernsee (Live): Der Kartendippler-Blues, Billy Preston: The Duck- Neue Münchner Fernsehproduktion 1974
(1)= 3sat
Foto: 3sat
Quelle der Stabangaben aus Freundeskreis Der Kommissar
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Vorheriger Fall: Der Kommissar und seine Mörder - Folge 70: Die Nacht mit Lansky
Nächster Fall: Der Kommissar und seine Mörder - Folge 72: Drei Brüder
Kommentare
Wusste ich's doch. Musste aber der Verifizierung halber nachsehen.
Der Wechsel ist sehr gut gemacht. Man vergleiche das mit der phantasielosen Neubesetzung bei der noch von Reinecker begründeten Serie "Siska" Jahrzehnte später, wo man einfach einen völlig anderen Schauspielertyp den "Bruder" und letzten Endes die gleiche Figur spielen ließ. Hier gelingt der Wechsel. Einfach deshalb, weil Reinecker nicht schlicht Elmar Wepper den Harry spielen ließ, sondern für ihn eine andere Figur entwarf, die seinen Stärken entsprach.. Im Kommissar-Team steht Keller für die Vaterfigur, Grabert für die kühle Rationalität, Heines für "Verhaften! Alle verhaften!" und Harry ist der lebenslustige Partylöwe, den man auch mal undercover losschickt.
Erwin ist der Einfühlsame, der nach Feierabend noch mal loszieht, weil ihn der Fall einfach nicht ruhen lässt. In "Am Rande der Ereignisse" empfindet er große Empathie mit den Fallbeteiligten, in "Mit den Augen ders Mörders" sieht er Französisch-Hausaufgaben durch und findet dabei Spuren. Mit dieser unkonventionellen, aber wirksamen Vorgehensweise ist er von Anfang an so etwas wie Keller Junior. Das wird in dieser Folge bereits sehr gut angelegt. Als Keller feststellt "Sie hat sehr kleine Füße", sieht Grabert ihn nur verwirrt an. Erwin kommt später eigenständig zu derselben Feststellung. Der Kommissar lächelt nur. Er hat eine verwandte Seele gefunden. Natürlich sind die titelgebenden kleinen Füße keine wirkliche Spur, aber Keller weiß jetzt, dass Erwin genau wie er auf alle Details achtet und sich in die Fälle hineindenkt.
Derricks kamen nur ganz wenige an die Qualität von Kommissar heran. Am ehesten gelang das noch Lowitz als der erste, gewissermaßen der Ur-Alte.
Kurt Jaggberg (Der wiener Tatortkommissar Wirz, später Hirt) wurde Anfang der 90er in einem Interview gefragt, wer der beste Serienermittler überhaupt war. Seine Antwort war spontan, Ode der Kommissar. Darauf meinte der Interviewer etwas überrascht, aber das ist ja gar kein Tatortkommissar! Die Antwort Jaggbergs war ganz kurz: eben!
Dem ist nichts hinzuzufügen.
Wie meine Oma (1899-1986) zu jener Zeit sich selbst beruhigend zu sagen pflegte: Dat is jo alles bloß fräi erfunnen.
Das rettete ihren gesunden Schlaf, und eine andere Formulierung dieser Erkenntnis rettete vermutlich auch das Wohlbefinden des Münchener OB.
U. a. das macht die Serie immer noch sehenswert.