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Eine Chance für die Jungen beim Alten

Der Alte und die JungenEine Chance für die Jungen beim Alten

Im Laufe von Jahren, ja gar Jahrzehnten ändert sich das Aussehen von Krimiserien zwangsläufig. Das liegt daran, dass die Serienhauptdarsteller nach und nach adieu sagen und sich anderen Projekten zuwenden. Manchmal werden die Darsteller aber auch älter und sind nicht mehr konform genug für die Rolle oder die Drehbücher und ihre Autoren ändern sich.

So kommt es nicht selten vor, dass manche Figuren einfach herausgeschrieben werden.


Der Alte und die JungenDas eine Krimiserie abgesetzt wird, da sie nicht mehr zeitgemäß ist wie einst "Der Kommissar" kommt hingegen selten vor. Stattdessen wandelt man das komplette Serienbild anstatt was Neues zu kreiieren, was bei Krimiserien letztlich auf das selbe herauskommt.

Die aktuell älteste Krimiserie des ZDF ist "Der Alte" (seit 1977 im Programm). Vier Kommissare hat diese Serie bereits erlebt. Am erfolgreichsten waren Siegfried Lowitz (1977-1985) und Rolf Schimpf (1986-2008). Eine kurze Ära hatte Walter Kreye (2008 - 2012). Ihm folgte der amtierende "Alte" Jan-Gregor Kremp (seit 2012). Die Kommissarsassistenten wechselten stetig. In der ersten Phase waren das Jan Hendriks und Wolfgang Zerlett, die später durch Charles Muhammed Huber und Markus Böttcher ausgetauscht wurden. Später kam Pierre Sanoussi-Bliss ins Team, der Huber ablöste. Nun gab es jüngst einen erneuten Wechsel (siehe auch hier). Bliss und Böttcher räumten den Platz für Stephanie Stumph und Ludwig Blochberger. Der einzige Assistent, der seit 1977 bim Team ist, ist Michael Ande als Gerd Heymann. Er hat alle Kommissare und Teams erlebt. 

Ohne weiteres kann man beim neuen Team von einer Runderneuerung sprechen. Das Team ist deutlich jünger geworden. Allein schon der Chef, der "Alte" ist deutlich jünger als die anderen Darsteller zuvor. Lowitz war 63 als er die Rolle antrat und er stieg mit 71 Jahren aus. Schimpf war nur unwesentlich jünger. Er übernham die Rolle mit 61 Jahren, stieg aber erst mit 83 aus. Auf den ersten Blick gesehen war Walter Kreye da eine Verjüngung. Aber er hatte das höchste Einstiegsalter (66). Er wurde drei Jahre später gekündigt und verließ die Serie aufgrund einer Erkrankung.

Jan-Gregor Kremp übernahm den "Alten" mit 50. Er ist also der jünsgte "Alte" und ist es heute noch. Michael Ande ist inzwischen 71 und wäre dem tradionellen Alter der Hauptdarsteller entsprechend als "Der Alte" geeigneter als weiterhin nur der Asistent zu sein. Stumph ist 31, Blochberger 33. 

Am 2.10.15 lief die erste Folge des neuen Teams über den Bildschirm. Zunächst unterscheidet das Team nichts von anderen, die in etlichen Vorabendserien mit dem SOKO-Schriftzug im Titel unterwegs sind. Es ist mehr Witz und Tempo in die Drehbücher gekommen. Spannung und einigermaßen anspruchsvolle Drehbücher scheinen aber Mangelware geworden zu sein.

"Es ist ein Ritterschlag, in einem solchen Ur-Format im Hauptcast zu sein. Ich hoffe, dass die Zuschauer uns eine Chance geben und es ohne Vorurteile anschauen." (1)

Der Alte, die Jungen und der ältere AssiDie Folge "Tödlicher Verrat" ist wirklich nichts Besonderes - schon gar nicht für den Einstieg eines neuen Teams. Eine 90 Minuten-Pilotfolge mit etwas mehr Substanz in der Handlung wäre vielleicht angebrachter gewesen. So aber wird der Fall zur Nebensache und der Fokus wird auf die Neuen im Team gelegt. Dabei scheint Michael Ande zu einer Art Bürohengst degradiert worden zu sein, der nur noch im Revier rumhängt und bei keinem Ausseneinsatz mehr dabei ist.

Gegen eine Chance haben wir alle Nichts. Doch die erste Folge hat nicht überzeugt. trotz des neuen Vorspanns, der modern daher kommt, aber immer noch die alte Titelmusik hat. Das Missfallen liegt aber nicht an den neuen Darstellern. Es ist mehr das Drehbuch, welches hier versagt hat.

Das ZDF sagte in der offiziellen Pressemitteilung noch:

Wie man es nimmt. Man kann auch sagen: "Der Alte" ist endlich wieder der Alte! Denn er hat zwei deutlich jüngere Kollegen an seine Seite bekommen, die ihm nun im wahrsten Sinne zu schaf­fen machen. Alte Gewohnheiten werden hinterfragt, junge Eigen­arten ebenso: Seit wann kommt man mit einem Klapprad und pü­riertem Gemüse zur Arbeit? Woher hat die junge Dame ihr Selbstbewusstsein? Ist das digitale Zeitalter noch viel digitaler als bisher gedacht? Wieso ist ein 3D-Drucker für Ermittlungen uner­lässlich? Auch väterliche Gefühle werden geweckt, und Mörder zu überführen, fühlt sich plötzlich noch einmal ganz neu an. So erlebt Richard Voss den Einzug der beiden Kollegen Tom Kupfer und Annabell Lorenz. Die Besetzung mit Stephanie Stumph und Ludwig Blochberger ist für Jan-Gregor Kremp und uns, das ganze Team, ein vielversprechender Volltreffer. Wir hof­fen, dass unser Publikum es ähnlich empfinden wird, neuen Spaß am "Alten" hat oder ihn ab dem 2. Oktober 2015 gar für sich neu entdeckt. (2)

Wir schauen was die nächsten Folgen bringen.

(1) = Stephanie Stumph
(2) = ZDF

Kommentare  

#1 Torshavn 2015-10-06 06:51
Vielen Dank für den Artikel.
Du hast schon recht, das Drehbuch war eher schwach. Die Story war auch ganz schnell wieder aus meinem Kopf.
Aber ich habe zuletzt den Alten auch nicht mehr geschaut. Das Team hatte mich einfach gelangweilt. Die einzigen Charaktere, die ich immer noch interessant fand, waren Michael Ande als ewiger Assistent und den Typen von der KTU. Alle anderen mochte ich nicht.
Erst als Jan-Gregor- Kemp die Hauptrolle übernahm habe ich wieder geschaut. Ich moche ihn schon in den zwei Polizeiruffolgen als Kommissar ich glaube aus Offenbach. Toll, das er jetzt eine Serien- Kommissar- Rolle hat.
Die anderen vom Team passten nicht recht zu ihm. Außer Ande.
Die beiden neuen passen gut dazu. Und ich bin wirklich neugierig auf die nächsten Fälle.
#2 Andreas Decker 2015-10-06 11:06
Sagt man heute überhaupt noch "der Alte" im Büro? Keine Ahnung.

Ich habe es verpasst. Die einzige Freitagsserie, die ich noch sehe, ist "Der Kriminalist". SOKO Leipzig habe ich auch drangegeben.

Ich habe mich früher immer gefragt, warum können diese Serien nicht mehr so sein wie US-Produktionen. Mehr Tempo, was Knackiger.

Mittlerweile bin ich davon überzeugt, dass diese Schiene einfach nicht in unsere Landschaft passt. Den jede Woche wild rumballernden deutschen Beamten glaube ich einfach nicht. Das kann ich einmal akzeptieren so wie bei Cobra 11, weil man es einfach nicht ernstnehmen kann. Aber die CSI-Ästhetik mit doppelt so vielen Szenen pro Folge und ein paar Montagen bei den ZDF-Serien? Nee, wirklich nicht.

Mal in das neue Team reinsehen. Vielleicht machen sie ja was draus.
#3 G. Walt 2015-10-06 11:41
Geballare und knackige Szenen gibt es für meinen Geschmack in heutigen Krimiserien schon genug, lieber @Andreas Decker. Vielleicht solltest Du nicht nur den "Kriminalist" schauen dann würdest, wüßtest Du das.

Kremp sagte in Interviews mehrfach, dass DER ALTE synonym für Chef steht. Das wäre in Bezug auf die Serie aber neu. Dort war der ALTE immer alt, siehe Artikel oben oder zumindest älter als die anderen Teammitglieder. Ausserdem sagt man zu einem Chef nicht immer der Alte. Wenn der Chef 25 ist und der Untergebene 55 kann ich mir das kaum vorstellen (das gilt auch für das Verhältnis von Kremp zu Ande) und im Polizeidienst dürfte diese Alterskonstellation nicht selten sein.
#4 martin baresch 2015-10-06 11:43
Guter Artikel von G. Walt. - Den Kemp finde ich als Type auch richtig gut; hab den Neustart mit neuem Altem aber nicht angeguckt.
- Ich fand den Fünfteiler "Die Lebenden und die Toten" mit Jürgen Vogel letzte Woche mal ganz interessant; auch wenn`s den Ermittler mit "dunkler Vergangenheit" ja auch schon öfters gab. Und auch wenn man dem 5. Teil anmerkte, dass das Ganze ursprünglich "nur" als Eineinhalbstünder geplant war. Aber da hatte ich mal wenigstens so ein bisschen das Gefühl, dass Autor und Regisseur (in Personalunion) und Produzenten zumindest wahrgenommen hatten, was die Amis mittlerweile für Epen fürs TV entwickeln und drehen. (Und damit meine ich nicht CSI.) Dem Vernehmen nach liegen acht weitere Drehbücher schon vor; man wartet "nur" noch auf das "Go!" der verantwortlichen Gremien; mal sehn, ob die ähnlich pennen wie bei "Weissensee" damals, oder bei "Mord mit Aussicht".
- Auch "Berlin Babylon", könnte ein Knaller abseits der altgewohnte Derrick-Hausmannskost werden. Das Ganze ist entstanden nach den "Gereon Rath"-Romanen von Volker Kutscher (veröffentlicht bei KiWi), die sich allesamt durch präzise konstruierte Plots auszeichnen, durch ein interessantes Milieu, eine gewalttätige Unterwelt, die eben keine Abziehbildchen-Gangsterwelt ist.
- Den Kemp find ich als Type aber auch richtig gut.
#5 Andreas Decker 2015-10-06 12:42
zitiere G. Walt:
Geballare und knackige Szenen gibt es für meinen Geschmack in heutigen Krimiserien schon genug, lieber @Andreas Decker. Vielleicht solltest Du nicht nur den "Kriminalist" schauen dann würdest, wüßtest Du das.


Auch in inländischen Produkten? Wer hätte das gedacht.

Man kommt nicht mehr nach, das Angebot ist zu groß. :lol: Wenn man Action will, wird man von den Amis bis zum Abwinken bedient. Je eine Folge NCIS:LA, Hawaii 5-0 und Person of Interest die Woche, und der Body - und Schrottcount liegt im zweistelligen Bereich. :D
#6 G. Walt 2015-10-06 13:36
Jaja, die Chefin z.B., so mancher Tatort (u.a. mit Till Schweiger) und diverse SOKO-Ableger. Aber es gibt auch die seichtere Unterhaltung bei der nur ab und zu mal geschossen wird. Ist mir lieber.

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