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Vom klassischen Dreiteiler zum Endlos-Mehrteiler - Die Faszination heutiger Serien am Beispiel von »The Fall«

THe FallVom klassischen Dreiteiler zum Endlos-Mehrteiler
Die Faszination heutiger Serien am Beispiel von »The Fall«

Wenn ich mir heutzutage eine Krimiserie antue, die in mehreren Folgen aufeinander aufbaut und noch dazu ohne geplantes Ende daherkommt, muss schon viel zusammenkommen. Zum einen habe ich kaum die Zeit mich an mehreren Tagen hintereinander einer Serie zu widmen und deren Verlauf genau zu verfolgen. Andererseits haben mich neue Krimiproduktionen nicht immer sonderlich beeindruckt.


THe FallBei "The Fall-Tod in Belfast" war die Ausgangslage etwas anders. Ich hatte die Möglichkeit auf die DVD-Boxen zuzugreifen - und Gilian Anderson spielte die Hauptrolle. 

Nicht zuletzt ist diese Serie in Wahrheit schon etwas älter und Staffel 3 wird in Engand bereits vorbereitet, obwohl die zweite Staffel die Erwartungen an Einschaltquoten untertraf. Das lässt hoffen, dass die Serie in Staffel zu einem Abschluss kommt.

Ich möchte nicht falsch verstanden werden, deswegen kommen nun einige Ausführungen und Gedanken zu dieser Serie. Diesem Artikel schließen sich 4 weitere Teile an, in denen ich die beiden ersten Staffeln unter die Zauberspiegel-Lupe nehme.

Von Gilian Anderson hatte ich seit "Akte X" nichts mehr gehört, obwohl sie durchaus aktiv war. Doch ihre Rollen waren zumeist in Genres untergebracht, die mich nicht interessierten. Deutlich gereift macht Anderson nun als mittlerweile 44jährige in diesem düsteren Krimi eine erneut sehr gute Figur. Mich interessierte ihr Spiel deshalb so sehr, weil ich sie seit "Akte X" in keiner anderen Rolle sah und ich sie für ein Krimiprojekt immer als geeignet ansah. Vielleicht holte sie die BBC deshalb auf die irische Insel um ihr Talent im Thriller zu testen. Sie agiert allerdings ähnlich kühl wie in "Akte X" und das sie auch Zähne hat, weiß man eigentlich nur durch Fotos , die sie außerhalb dieser Rollen zeigt. Denn lachen tat sie in ihren Rollen (soweit sie mir bekannt sind) eigentlich nie. 

Was macht den Reiz einer solchen Serie aus, gibt es diesen Reiz überhaupt? Diese Frage kann ich mich nur nähern, wenn ich die Faszination von Krimimehrteilern mit fortlaufender Handlung in meiner eigenen Fernsehvergangenheit reflektiere. In den frühen 80er Jahren begeisterten mich Dreiteiler wie "Der Tod läuft hinterher" oder "11 Uhr 20", die irgendwann immer mal wieder in der Spätausgabe der Sender wiederholt wurden. Später lernte ich die alten Durbridge-Dreiteiler kennen, die mich ebenso fesselten. Nicht unerwähnt bleiben sollte "Flucht ohne Ausweg", ein weiterer Spannungsklassiker, dem ich allerdings erst spät begegnete. Sie alle einte das Durbridge-Prinzip, welches dieser werte Herr schon für seine Radiohörspiele angewandt hatte. Die Geschichten mussten in mehrere Teile (mindestens drei) gesplittet sein und der obligatorische "Cliffhanger" sollte alle Zuschauer bzw. Zuhörer derart bannen, dass sie beim nächsten Teil garantiert wieder einschalteten. Dieses dramaturgische Prinzip funktionierte beim Radio und beim Fernsehen. In der letzten Folge gab es dann die heiß ersehnte Auflösung aller Rätsel. Diese Krimis nannte man "Straßenfeger", weil die Straßen stets wie leergefegt waren, wenn diese Krimiteile ausgestrahlt wurden. Jahrzehnte baut man in Großbritannien aber auch in Deutschland Krimis nach diesem Muster auf. Auch wenn es nur zwei Teile waren, die eine Geschichte fasste - der Cliffhanger durfte nicht fehlen. 

SzenenfotoIn den USA gab es von jeher ein anderes Prinzip. Hier produzierte man Serien am Fließband und eine Serie lief in der Regel so lange, wie sie kommerziell erfolgreich war. Das ist dort noch heutzutage so. Also auch Geschichten, die über alle Folgen einen roten Faden haben, laufen, laufen und laufen. Das wohl bekannteste Beispiel ist die Serie "The Fugitive" (in Deutschland unter "Auf der Flucht" bekannt). Hier jagte der Arzt Richard Kimble den Mörder seiner Frau um seine eigene Unschuld zu beweisen. Dies zog sich immerhin über 120 Folgen. Hierzulande hätte man diese Idee locker in einen Dreiteiler gepackt. Denn irgendwann muss es ja zu einer Auflösung, bzw. Entlarvung kommen. Das ist das Ziel einer solchen Thematik.

In "The Fall" ist das anders. Und heutzutage ist es ähnlich mit vielen anderen Serien. Hier kennt man den Täter, man kennt alle seine Taten und es geht eigentlich um nichts als um die Tatsache diese Figuren zu erzählen. Kann das einen Zuschauer lange schocken? Ja und Nein ist mein Fazit.

Wenn man die Erwartung hat, dass ein Krimi immer einen unbekannten Täter und ein Rätsel bieten muss, dann ist man bei "The Fall" nicht gut beraten. Doch wer sich etwas in die Systematik der Geschichte hinein versetzt, der wird ihr einiges abverlangen können. Und der klassische Krimifreund muss auf seine Cliffhanger nicht verzichten, obwohl diese in der kommenden Folge kaum noch von Bedeutung sind.

In dieser Serie stehen zwei Personen im Fokus. Die Jägerin und der Gejagte und doch ist die Rollenverteilung nicht so ganz klar. Alle anderen Personen dienen als Akteure für eine Nebenhandlung. Die Nebenhandlung ist oft das Private der Fokus-Akteure, aber nicht immer. Während wir vom Täter, vom Frauenmörder ein eindeutiges Psychogramm erhalten, bleibt die Ermittlerin die eigentlich nebulöse Figur dieser Geschichte. Von ihr erfahren wenig Inneres.

"The Fall" ist gleichermaßen düster wie spannend, wenigstens zum Teil. Unterhaltung ist es natürlich auch, aber die ist wirklich sehr atypisch. Ich werde darauf in den kommenden Beiträgen eingehen.

Es sei noch angemerkt, dass die vom ZDF ab November ausgestrahlten Folgen eine auf zwei Stunden gekürzte Version der ersten beiden Staffeln ist. Hier wurde einiges umgeschnitten. Ich kann wie gesagt auf die uncut DVD-Version zurückgreifen.

Die Artikel der Serie:

  • The Fall - Die Teile 1-3: Ein Psychogramm wird erstellt
  • The Fall - Die Teile 4-5: Die Brutalität nimmt zu und Grenzen verschwimmen
  • The Fall - Die Teile 6-8: (Ab Februar 2016)
  • The Fall - Die Teile 9-11: (Ab Februar 2016)

Kommentare  

#1 Andreas Decker 2015-12-21 10:35
Nach Broadchurch hat sich bei mir eine gewisse Mehrteilermüdigkeit ausgebreitet. Obwohl ich Anderson gern sehe, habe ich hier nach der ersten Folge die Lust verloren. Es war gut gemacht, keine Frage, aber irgendwie war es zu viel.
#2 G. Walt 2015-12-21 13:12
Ja natürlich - genau das wird ja auch Thematik der Artikel sein. ist ein so starres Konzept überhaut tragfähig für einen Mehrteiler über mehrere Staffeln?
#3 Torshavn 2015-12-22 07:05
Ich habe die Serie eigentlich nur wegen Gilian Anderson geschaut. Seit Akte X mochte ich die Schauspielerin.
Schon nach Folge 1 war mir allerdings klar, wie zäh die Serie ist. Vielleicht wäre ein kürzerer Sendezeitraum besser gewesen. Aber sich nur einmal in der Woche in diese Serie hineinzudenken, war zu wenig.
Ich habe dann auch lediglich vier Folgen geschafft. Danach war mir die Serie egal.
#4 Remis Blanchard 2015-12-22 07:59
Ich fand die Serie relativ zäh. Spannung kam nur mässig auf. Schon nach Folge 1 habe ich aufgehört.
#5 Mainstream 2015-12-22 22:57
-
Jetzt muss ich an dieser Stelle gestehen,
dass ich überhaupt nicht mehr sagen kann,
bei welcher Folge ich die Serie plötzlich aus
den Augen verlor, und auch keinen Wunsch
verspührte, dies aufzuholen.
#6 Cartwing 2015-12-23 06:55
das ging mir in letzter Zeit eigentlich mit allen Serien so, dass ich das Interesse verloren habe. Es sind einfach zu viele. Ausnahmen: Walking Dead und Flash, wobei die entsprechenden Sender einem das Serienvergnügen auch nicht leicht machen. Vor allem Pro 7 sendet gerne mal halbe Staffeln und macht dann erst mal ein halbes Jahr Sommerpause...

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