Good bye, ALTER: Der dienstälteste TV-Ermittler verabschiedet sich
Good bye, ALTER:
Der dienstälteste TV-Ermittler verabschiedet sich
Ande war dort der Mörder.
Es war ganz und gar üblich, dass Helmut Ringelmann seinen späteren TV-Ermittlen zuvor eine Art "Testrolle" gab. So ging es später auch Charly Muhammed Huber in "Der Alte" und Peter Kremer in "Derrick".
Ande blieb der Serie über alle Zeiten treu. Mit Lowitz ermittelte er in 98 Folgen. fehlte in zwei Folgen. Mit Rolf Schimpf ermittelte er in allen 222 Folgen und auch neben Walter Kreye war er in allen 43 Folgen dabei und dann noch bei Jan-Gregor Kremp. Mit dem Tod von Helmut Ringelmann und dem Wechsel zu Susanne Porsche als Produzentin änderte sich einiges. Die Serie bekam ein komplett neues Gesicht und neue Ermittler. Perre-Sanoussi-Bliss und Markus Böttcher wurden aus der Serie herausgeschrieben und Stephanie Stumpf und Ludwig Blochberger kamen dazu. Nun geht auch Michael Ande. Nach 39 Dienstjahren und 403 Folgen geht er nun dahin. Warum ist das nun diesen Artikel wert? Weil Herr Ande damit eine Ausnahmeerscheinung in der deutschen Fernsehkrimilandschaft ist. Man hatte ja schon Derrick vorgeworfen mit 24 Dienstjahren den Zenit überschritten zu haben. Zum Vergleich die Tatort-Teams (Schenk/Ballauf = 20 Dienstjahre), (Odenthal = 27 Dienstjahre), (Batic/Leitmeyer = 25 Dienstjahre) haben ähnlich lange Zeit als Kommissare auf dem Buckel. Das aber ein Assistent je Harry Klein (30 Dienstjahre = 6 Jahre beim Kommissar und 24 Jahre bei Derrick) je übertreffen wird, wurde lange für unmöglich gehalten. Nun wird es wohl unmöglich sein Michael Ande je einzuholen. Oder?
In jungen Jahren war seine Rolle sehr innovativ, in der dritten Folge "Der Alte schlägt zweimal zu" hatte er sogar eine Affäre mit einer Mordverdächtigen. Diese Affäre wurde extra von seinem Chef Köster verlangt um den Fall zu lösen. Das war zu jener Zeit schon höchst ungewöhnlich. Im Laufe der Serie entwickelte sich sowas wie eine Vater-Sohn-Beziehung zwischen Köster und Gerd Heymann. Mehr und mehr war aber Köster die Hauptfigur und Heymann nur Stichwortgeber. Eine etwas größere Rolle kam ihm dann unter Leo Kress (Rolf Schimpf) zu. Das Team un dem Hauptkommissar wurde jedoch allzu stereotyp. Keine Ecken, keine Kanten und auch kein Privatleben. Fast nie. Daran änderte auch später der neue Kommissar Walter Kreye als Rolf Herzog nichts. Der Rundumschlag kam dann erst mit Susanne Porsche. Und flugs wurden die Charaktere allesamt ausgetauscht. Michael Ande blieb noch eine Gnadenfrist. Doch es zeichnete sich ab, das er nicht mehr zum neuen Team passte. Längst hätte er selbst den Chefposten als ALTER übernehmen können. Doch Ande wurde immer mehr zum Nebendarsteller. In einer der jüngeren Folgen fragt Stephanie Stimpf nicht ohne Grund mitten in der Folge "Wo ist eigentlich der Gerd?"
Wenn man bedenkt, dass er 1977 eingestiegen ist, dann ist der Ausstieg wieder ein Stück Verschwinden von Fernsehgeschichte. Ob sein Ausstieg freiwillig oder unfreiwillig war zunächst nicht überliefert. Später hieß es, er ging auf eigenen Wunsch aus der Serie. Einen Ersatz für ihn gibt es jedoch nicht.
Bild: Michael Ande (Agentur Alexander, Michael Marhoffer)
Kommentare