Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Bestseller im Groschenroman-Stil, schlecht verfilmt: Girl on the train

Girl on the TrainBestseller im Groschenroman-Stil, schlecht verfilmt:
Girl on the train

Jeden Tag nimmt die geschiedene Rachel Watson (Emily Blunt) den Zug, um nach Manhattan zur Arbeit zu kommen – zumindest tut sie so, denn vor Monaten hat sie ihren Job wegen ihres Alkoholproblems verloren und so fährt sie als reine Beschäftigungstherapie durch die Gegend. Und jeden Tag fährt sie damit an ihrem alten Haus vorbei, in dem sie mit ihrem Exmann gelebt hat. Dieser lebt noch immer in dem Haus, jetzt mit seiner neuen Frau und einem Kleinkind.


Girl on the TrainUm sich von ihrem Schmerz abzulenken, fängt sie an, ein Pärchen (Hayley Bennett und Luke Evans) zu beobachten, das ein paar Häuser weiter wohnt. Die perfekte, glückliche Famile. Doch als sie eines Tages wieder mit dem Zug vorbei fährt, beobachtet sie etwas Schockierendes. Am nächsten Morgen wacht Rachel mit einem bösen Kater auf und kann sich an nichts erinnern. An ihrem Körper allerdings befinden sich zahlreiche blaue Flecken, verschiedene Wunden und ihr Gefühl sagt ihr, dass etwas Schlimmes passiert sein muss. Dann sieht sie eine Vermisstenmeldung im TV: Die Frau ist verschwunden. Was ist in der letzten Nacht passiert? Rachel beginnt, sich selbst auf die Suche nach ihren Erinnerungen und der vermissten Frau zu begeben... (1)

Der Roman von Paula Hawkins gilt als Bestseller. Die Verfilmung allein durch Emily Blunt versprach daher einiges. Dies war der Film jedoch nicht bereit zu halten. Denn wenn man alles Lob und alle Kritik gelesen hatte, dann wollte man sich auch auf den Stoff einlassen, der recht dünn zu sein schien. Eine Frau, die mit dem Zug an einer Vorstadtsiedlung vorbeifährt und dabei ein Verbrechen bemerkt. Das kennt man doch irgendwoher. Genau, Alfred Hitchcock hat so ein Thema bereits in den 50er Jahren mit „Das Fenster zum Hof“ geschaffen. Doch der Film war viel spannender und interessanter, trotz der kammerspielartigen Inszenierung und der von den Autoren auferlegten Ironie.

„Girl on the train“ ist düsterer und verstörender. Jedenfalls wollte der Film wohl so wirken und man hätte durchaus auf Hitchcocks Pfaden wandern können, wäre da nicht die nur allzu verkrampfte Art der Inszenierung mit Rück- und Vorblenden, mit geträumten und gelebten Leben. Da geht jede Spannung und leider auch jeder Handlungsfluss unter. Und die Essenz der Geschichte? Die ist nicht mehr und nicht weniger als dem Plot eines Groschenromans ebenbürtig. Und zwar einer aus der Kategorie des Romantik- und Frauenthrillers. Die Verschwundene hatte ein Verhältnis mit Rachels Ex-Mann, der scheinbar glücklich wieder verheiratet mit Anne war. Noch dazu also der Zufall. Wenn das kein Groschenroman-Plot ist. Megan wurde dann am Ende von ihm umgebracht und Rachel tötet den Mörder. Mehr „Wir sind quitt“ kann es am Ende nicht geben. Nicht mal in einem Thriller für Frauen.

Girl on the TrainDas zeigt auch die Liste der Figuren, die fast ausschließlich aus Frauen besteht. Auch die Polizistin ist eine solche und dass lässt sehr darauf schließen für welche Zielgruppe der Roman eigentlich geschrieben war. Übrigens wirkt zumindest am Film rein gar nichts wie ein Bestseller. Eher wie B-Ware, die zwar anders erzählt, aber schon x-Mal da gewesen ist.

Girl on a Train
(Girl on a Train)
mit Emily Blunt, Rebecca Ferguson, Haley Bennett, Justin Theroux, Luke Evans, Allison Janney, Édgar Ramírez, Lisa Kudrow
Regie: Tate Taylor
Drehbuch: Erin Cressida Wilson
Produktion: DreamWorks Pictures, Marc Platt Prods., Amblin Entertainment, Reliance Entertainment

Verleih: Constantin Film Verleih
USA 2016

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles