Bevor sie zur Leiche wurde - Twin Peaks – Fire Walk with Me
Bevor sie zur Leiche wurde
Twin Peaks – Fire Walk with Me
In den 30 Episoden der Originalserie hatte sich Special Agent Dale Cooper (Kyle MacLachlan) in der verschlafenen Kleinstadt Twin Peaks um den Mordfall an Laura Palmer gekümmert, deren Leiche im Pilotfilm aufgefunden worden war. Die Mischung aus Krimi, Mystery- und Horrorelementen traf in den frühen 1990er Jahren weltweit einen Nerv, die Serie wurde zu einem internationalen Phänomen, das die Zuschauer gebannt vor die Fernseher fesselte und der Auflösung des Mordfalls entgegenfiebern ließ. Auch die Kritik zeigte sich begeistert, es regnete Preise – zwei Emmies, drei Golden Globes und etliche mehr. Nachdem nach zwei Staffeln und 30 Episoden die Serie zu Ende ging, war auch der Mörder des hübschen jungen Mädchens überführt. Dennoch konnte Kultregisseur David Lynch, der gemeinsam mit Mark Frost auch die Idee zur Serie gehabt hatte, nicht genug von seinem perfiden kleinen Universum bekommen und ließ im Jahr 1992 jenen Kinofilm folgen, der hierzulande auch den viel versprechenden Untertitel „Die letzten 7 Tage im Leben der Laura Palmer“ trug.
FBI-Agent Chet Desmond (Chris Isaak) und sein Partner Sam Stanley (Kiefer Sutherland) sollen in Deer Meadow den Mord an der jungen Teresa Banks (Pamela Gidley) untersuchen. Vor Ort stoßen sie gegen eine Wand aus Ablehnung und Engstirnigkeit. Die Fäden scheinen auf dem Trailer Park, den Carl Rodd (Harry Dean Stanton) verwaltet, zusammenzulaufen. Derweil haben Gordon Cole (David Lynch) und Special Agent Dale Cooper in ihrem Büro eine unheimliche Begegnung mit Phillip Jeffries (David Bowie), der jahrelang verschwunden war. Als auch Desmond und Stanley wie vom Erdboden verschluckt sind, macht sich Cooper an die Nachforschungen. In Twin Peaks geht Laura Palmer (Sheryl Lee) ihrem gewöhnlichen Schulalltag nach, der aus Flirts mit dem hübschen James (James Marshall) und mit Bobby (Dana Ashbrook) besteht, der Laura ihr bitter benötigtes Kokain besorgt. Lauras beste Freundin Donna (Moira Kelly) folgt ihrem Idol auf Schritt und Tritt. Diese geht aber zunehmend auf Distanz, weil sie nicht möchte, dass auch Donna so sorglos mit ihrem Leben umgeht wie Laura selbst. Als das Mädchen von einer geheimnisvollen Fremden (Frances Bay) und ihrem maskierten Enkel ein Bild eines Zimmers mit einer offenen Tür geschenkt bekommt, gerät die Welt des Teenagers vollends aus den Fugen.
David Lynchs Vorgeschichte zu seiner Hit-Fernsehserie ist für Zuschauer ohne Kenntnis derselben nahezu nicht zu entschlüsseln. Auf verwirrende und undurchschaubare Weise werden Andeutungen gemacht und Szenen zitiert, die sich für Uneingeweihte nicht erschließen dürften. Aber der Regisseur ist ein hervorragender Spannungsdramaturg, was durch die nervenzerrende Musik Angelo Badalamentis noch effektvoll unterstrichen wird. Der Film ist geradezu überfrachtet mit Symbolik und tieferer Bedeutung, was ihn nicht gerade leichter zugänglich macht, andererseits aber auch zur unheilschwangeren Stimmung des Ganzen beiträgt. Auch wenn es zu logischen Brüchen kommt und für Fans der Serie hier kaum etwas Neues geboten wird, dürften sie den meisten Spaß an diesem Film haben, weil puzzlegleich einige Lücken geschlossen werden und man detailreich und atmosphärisch stimmig noch einmal in die Welt von „Twin Peaks“ eintauchen kann. Die BluRay-Wiederveröffentlichung im „Arthaus“-Label von StudioCanal bietet ein exzellentes HD-Bild (im Widescreen-Format 1,85:1). Der Ton liegt in der deutschen Synchronfassung lediglich im DTS HD Master Audio 2.0 vor, was eher mau ist, dafür gibt es die Originalversion im DTS HD Master Audio 7.1, optional sind deutsche Untertitel verfügbar. Das Bonusmaterial beinhaltet einen Audiokommentar des Filmwissenschaftlers Prof. Dr. Marcus Stiglegger, ein zeitgenössisches Featurette (7 Minuten) sowie den amerikanischen Kinotrailer zum Film.
Kommentare