Seltene Fernsehvariante - »Der Hexer« (1963)
Seltene Fernsehvariante
»Der Hexer« (1963)
Neben einigen britischen und anderen ausländischen Varianten, die hier mal außen vor gelassen werden, datiert die älteste deutschsprachige Filmversion auf das Jahr 1932, als sich Carl Lamac und Mac Fric dem „Hexer“ annahmen. Den Startschuss für die kassenträchtigen Wallace-Adaptionen in den 1960er Jahren lieferte 1959 „Der Frosch mit der Maske“. Doch noch bevor sich Horst Wendlandt 1964 in dieser Reihe mit dem „Hexer“ befasste, entstanden im deutschsprachigen Raum bereits drei Fernsehfilme um den Wallace-Schurken. 1956 ermittelte Walther Reyer unter der Regie von Franz Peter Wirth, 1962 widmete sich Hans Knötzsch für das Fernsehen der DDR der Thematik. Und 1963 schließlich, ebenfalls noch vor der fraglos bekanntesten Rialto-Kinovariante, inszenierte der kürzlich 85 Jahre alt gewordene Rainer Erler seine Fassung der Kriminalgeschichte. Als Grundlage diente ihm dafür das leicht überarbeitete Drehbuch des Wirth-Films, dem er aber wirkungsvoll seinen Stempel aufzudrücken verstand, was sich schon am Untertitel „Ein kriminalistisches Panoptikum“ ablesen lässt.
Der berüchtigte Massenmörder Henry Arthur Milton, von allen nur „Der Hexer“ genannt, soll in Australien ertrunken sein. So recht kann Inspektor Wembury (Claus Biederstaedt) von Scotland Yard allerdings nicht an diese These glauben. Gemeinsam mit Kommissar Walford (Robert Meyn), dem aus den USA zurückgekehrten Hauptinspektor Bliss (Wolfgang Reichmann) und dem versierten Polizeiarzt Dr. Lomond (Hermann Lenschau) will er den Verbrecher zu fassen bekommen. Da niemand weiß, wie Milton aussieht, erhoffen sich die Beamten Mithilfe von seiner Frau Cora Ann Milton (Eva Maria Meineke) und von Maurice Messer (Peter Pasetti), mit dem Milton noch eine Rechnung offen hat. Während Messer in seinem Anwesen rund um die Uhr bewacht wird, lauern die Polizisten auch darauf, dass „Der Hexer“ bei Messer auftaucht, um diesen zu eliminieren.
Wenn man nur die Wallace-Kinokrimis aus den 60er Jahren kennt und hier etwas Vergleichbares erwartet, wird man vermutlich enttäuscht werden. Es geht schon recht betulich zu in dieser Fernsehvariante, die mehr Ähnlichkeit zu einem Bühnenstück hat und auf Außenaufnahmen größtenteils verzichtet. Rainer Erlers Inszenierung ist aber bewusst skurril angelegt und erhält durch einige Stilisierungen ihren eigenen Anstrich. Auch die Tatsache, dass man die Handlung nicht in die Gegenwart verlagerte, sondern in den 20er Jahren beließ (man beachte einige Kurbel- und Röhrentelefone!), trägt zur gänzlich anderen Atmosphäre dieser Variante bei. Für Wallace-Fans zweifelsfrei eine längst überfällige Wiederentdeckung stellt nun die DVD-Erstveröffentlichung des Fernsehfilms in der Reihe „Pidax Film-Klassiker“ dar. Bild (schwarz-weißes Vollbildformat 1,33:1) und Ton (Deutsch in Dolby Digital 2.0 Mono) sind dem Alter entsprechend angemessen. Als Extra gibt es ein achtseitiges Booklet mit Hintergrundinformationen in einem Text von Henry Beckmann.