Sex and Crime - Parfum
Wenn jemand Patrick Süßkinds Roman kennt, oder wenigstens die Verfilmung, so kann sich derjenige denken was ihn erwartet. Die alte Geschichte vom Duftmörder in einer modernen Zeit angelegt. Grob gesagt ist das auch so. Als Jugendliche fasziniert vom Roman "Das Parfum" verfallen sechs Internatsschüler dem Hang nach Liebe und Macht. Der Duft, der all dies ermöglichen soll, ist nur zu bekommen wenn man mordet. Und somit nimmt das Unheil seinen Lauf. Doch ganz so einfach und linear ist die Geschichte nicht. Der Mord an K wühlt die Vergangenheit auf. Um nicht zu viel zu verraten, beendet man hier für gewöhnliche die Inhaltsangabe. Aber die Mordgeschichten sind nur Beiwerk in dem sechsteiligen Thriller, der vor allem viel erotische Szenen und Brutalismus zeigt. In der Mediathek sind die Folgen deswegen geschützt worden und können nur nach 22 Uhr oder per Jugendschutz-PIN abgerufen werden.
Was das ZDF da aber als großen Wurf vermarktet ist nichts weiter als "Das Parfum" reloadet. Der Mörder darf ein andere sein, als im Roman, dessen Motive hier nur verwendet wurde - nicht die Story. In dem ganzen stehen vor allem fünf überlebende Internatsschüler im Mittelpunkt sowie die beiden Ermittler Nadja und Joachim. Die Kommissarin und der verheiratete Staatsanwalt haben eine feurige Affäre. Diese wird auch Gegenstand der Haupthandlung, bekommt aber erst am Ende so richtig seine Bedeutung. Die beiden ehemaligen Internatsschüler Roman und Elena sind inzwischen verheiratet und haben ein Kind. Doch die Ehe ist nicht harmonisch, sondern von Gewalt geprägt. Als Roman K´s Leiche findet, kommt heraus, dass er eine Affäre mit ihr hatte - wie so viele. Und als wäre das nicht genug an Affären und Leidenschaften kommt noch Butsche ins Spiel. Ebenfalls einer von damals aus der Clique. Der besitz derweil ein Bordell und verdingt sich als Zuhälter. Daniel Sluiter (Zahnlos genannt) ist der Looser der Gruppe. Und dann ist da noch Moritz, ein Eigenbrötler mit Hang zum Esoterischen.
Abgesehen davon, dass die Handlung recht wirr anmutet und man wenig Dialoge geliefert bekommt, die Aufschluss über Zusammenhänge geben könnten, kann man ihr im groben doch ganz gut folgen. Auch wenn man sich vieles selbst zusammenreimen muss. Jede Folge endet mit einem Cliffhanger. So erwartet man als Zuschauer gespannt das Ende, welches völlig sinnlos daher kommt. Und dessen plötzlicher Drang nach "jetzt schnell alles aufklären" etwas holprig daher kommt. Was in fünf Folgen nur angedeutet wird, bricht sich in den letzten 10 Minuten Bahn. Somit wirkt das Ende überladen, während der Rest teilweise langatmig daher kommt. Die Figuren agieren zudem nicht völlig rational und realistisch. Sie wirken eher wie Marionetten und haben nur ihr Eigenes Ego im Blick.
Die wenigen Dialoge sind zum Teil arg genuschelt, so dass man Schwierigkeiten beim Zuhören hat. Besondere Größe darin zeigt Wotan Wilke Möhring. Überzeugender dagegen agieren Frederike Brecht als Ermittlerin und August Diehl als Geruchsfetischist.
Auf die Frage wonach ihr Rollencharakter riecht antwortete Frederike Brecht:
Nadja riecht durch äußerliches Einwirken ihrerseits nach Deo, Pfefferminzbonbons und auch nach Hotelzimmer. (2)
Gerüche spielen fraglich eine Rolle in "Parfum" auch wenn man als Zuschauer nur schwerlich etwas reichen kann. Eventuell muss ein jeder seine Phantasie zur Hilfe nehmen.
Fazit: Ein bildgewaltiges Schauer-Wirrwarr mit einigen guten Ansätzen in einer allzu fahrigen Umsetzung. Der Wechsel zwischen den Rückblenden und der Gegenwart ist ein Pluspunkt.
Der Sechsteiler ist in der ZDF-Mediathek abrufbar oder ab 5. Januar 2019 im ZDF-Hauptprogramm zu sehen.
Parfum
1= Inhaltsangabe - ZDF
2= Frederike Brecht