Krimi hinter Klostermauern - »Der Name der Rose«
Krimi hinter Klostermauern
»Der Name der Rose«
36 Wochen lang belegte Umberto Ecos Schlüsselwerk in den Jahren 1982 bis 1984 den Platz 1 der „Spiegel“-Bestsellerliste, die französische Tageszeitung „Le Monde“ wählte ihn auf Platz 14 der 100 besten Bücher des 20. Jahrhunderts. Der fast 700 Seiten umfassende Historienkrimi konnte von Annaud seinerzeit für die gut zweistündige Laufzeit seines Kinofilms nur stark gekürzt adaptiert werden. Giacomo Battiatos Version muss in der fast siebenstündigen Fassung nun deutlich weniger Abstriche machen. Auch seine Variante, die mit enormem Aufwand an beeindruckenden Originallocations in den Abruzzen, in Umbrien und in der Nähe von Rom entstand, ist prominent besetzt und strahlt eine beeindruckende, bis in die Details stimmige Atmosphäre aus, die nicht nur die Liebhaber der Romanvorlage begeistern dürfte.
Adson von Melk (Damian Hardung aus „Der Club der roten Bänder“) trägt sich mit dem Gedanken, Mönch zu werden. Er schließt sich dem Franziskaner William von Baskerville (John Turturro) in Florenz als Novize an und begleitet diesen bis zu einer Benediktinerabtei, dem Kloster von Fossanova. Der Abt (Michael Emerson) ist bei ihrer Ankunft denkbar aufgeregt, da man just die Leiche von Bruder Adelmo gefunden hat, der als Illustrator an den Büchern der Abtei gearbeitet hatte. William von Baskerville wird mit den Ermittlungen in dem Fall betraut, da Adelmos Sturz aus dem Fenster vermutlich auf Fremdeinwirkungen zurückzuführen ist. Der Bibliothekar Malachias (Richard Sammel) verweigert den Ermittlern den Zugang in die Bibliothek, was sich als äußerst hinderlich erweist, als mit dem Aristoteles-Experten Venantius und Malachias‘ Assistenten Berengar (Maurizio Lombardi) noch zwei weitere in der Bibliothek tätige Mönche einen gewaltsamen Tod finden. In der Zwischenzeit bereitet sich die Abtei auf die Ankunft anderer Kirchenvertreter vor, die vor Ort einen Disput zu der Ausrichtung der Religion in der Gesellschaft abhalten wollen. Prominentester Abgesandter für die Konferenz ist der Inquisitor Bernardo Gui (Rupert Everett), der rechten Hand von Papst Johannes XXII. (Tchéky Karyo).
Imposante Klostermauern, verwirrende Bibliotheksräume, dicke Nachschlagewerke, mysteriöse Mönche – „Der Name der Rose“ steckt voller faszinierender Zutaten und entfaltet schon in der ersten Folge einen unwiderstehlichen Sog. Mit mehr Spielzeit muss sich Giacomo Battiato nicht nur auf die spannende Krimihandlung beschränken, sondern kann sich auch eingehender den religiös-philosophischen Aspekten der Romanvorlage widmen. So geht es in weiten Strecken über die Trennung von Politik und Religion im 14. Jahrhundert, um die Auseinandersetzungen zwischen dem Papst und den in Reichtümern schwelgenden Geistlichen der römisch-katholischen Kirche gegen die Franziskaner-Mönche, die sich stets bescheiden gaben. In Folge fünf findet dieser Zwist im emotional geführten Disput in der Abtei seinen Höhepunkt. Neu mit dabei ist die Nebenhandlung um Anna (Greta Scarano), der Tochter des Ketzerführers Fra Dolcino, über die weitere Missstände aus den Reihen der Kirchenvertreter thematisiert werden können. Eine spannende und edel ausgestattete Literaturverfilmung, die nicht nur Historienfans empfohlen werden kann.
Die BluRay-Erstveröffentlichung der Sky-Miniserie präsentiert die acht rund einstündigen Episoden auf zwei Scheiben mit herausragendem Bild (im Widescreen-Format 1,78:1) und mit exzellentem Ton (Deutsch und Englisch im DTS HD Master Audio 5.1, Deutsch wahlweise auch in Dolby Digital 2.0, optional mit deutschen Untertiteln), der toll abgemischt wurde und für eine authentische Atmosphäre sorgt. Das Bonusmaterial hat eine Gesamtlaufzeit von über zwei Stunden und beinhaltet das Featurette „Einblicke in die Welt von ‚Der Name der Rose‘“ (6 Minuten), Promo-Interviews mit den Darstellern John Turturro (9 Minuten), Damian Hardung (8 Minuten), Rupert Everett (5 Minuten), Michael Emerson (5 Minuten), James Cosmo (5 Minuten), Fabrizio Bentivoglio (4 Minuten), Stefano Fresi (12 Minuten), Richard Sammel (5 Minuten), Antonia Fotaras (4 Minuten), Greta Scarano (6 Minuten), Alessio Boni (7 Minuten) und Roberto Herlitzka (5 Minuten), dem Regisseur Giacomo Battiato (9 Minuten), dem Produzenten Carlo Degli Esposti (2 Minuten) und dem Kameramann John Conroy (7 Minuten), ein B-Roll (33 Minuten) und einen deutschen Trailer.
Kommentare
Was aber nur genervt hat, war die neu hinzugedichtete Game of Thrones Light Variante mit der Bogenschützin, damit man Äktschen und Girlpower hatte.
Aber es sah gut aus, das stimmt.
Annauds Film dagegen war damals schon eine Riesenenttäuschung, und mittlerweile sehe ich ihn, trotz der tollen Besetzung, eher als eine kleine filmische Katastrophe. Ein Musterbeispiel für eine mißratene Romanverfilmung, das hätte Hollywood kaum mehr verderben können. Auch inszenatorisch schwach. 2/10
Die Serie würde ich antesten, nun ja, wenn sie im Free TV läuft.