Erinnerungen eines Mörders - »Adel verpflichtet«
Erinnerungen eines Mörders
»Adel verpflichtet«
Alec Guinness (1914-2000) ist ohnehin der Schauspieler, den man am ehesten mit den Ealing Studios assoziiert. Neben seinen acht Rollen in „Adel verpflichtet“ stand er auch für die Ealing-Komödien „Das Glück kam über Nacht“, „Der Mann im weißen Anzug“, „Ladykillers“ und „Kapitän Seekrank“ in Hauptrollen vor der Kamera. Er hat damit wie kaum ein zweiter diese feinen, aber oftmals auch sehr frechen und makabren britischen Filme geprägt, die mithalfen, den typischen englischen Humor in der ganzen Welt zu verbreiten und unsterblich zu machen. „Adel verpflichtet“ basiert auf dem Roman „Israel Rank – Die Autobiographie eines Verbrechers“, die erstmals im Jahr 1907 veröffentlicht und zwanzig Jahre später auch ins Deutsche übersetzt wurde. Inszeniert von Robert Hamer und produziert von Michael Balcon, schaffte es die Filmversion mit einigen Jahren Verspätung schließlich auch in die deutschen Kinos und feiert in diesem Jahr ihr 70. Jubiläum.
Louis Mazzini (Dennis Price) ist zwar der aktuelle Herzog D’Ascoyne, wartet in seiner Zelle aber auf seine Hinrichtung, die am nächsten Morgen erfolgen soll. Beim Gefängnisdirektor (Clive Morton) hat er aufgrund seiner ausgezeichneten Manieren und seiner ruhigen Art einen Stein im Brett. An seinem letzten Abend schreibt er die Ereignisse, die zu seiner Verurteilung geführt haben, nieder. Er beginnt mit seiner armen Mutter (Audrey Fildes), die schon kurz nach seiner Geburt zur Witwe wurde. Das Anrecht auf den Adelstitel ihrer Familie wird ihr verweigert, weil sie unter ihrem Stand geheiratet hatte. Die Ablehnung jeglicher Hilfe durch Herzog Ethelred D’Ascoyne (Alec Guinness) lässt in Louis den Plan reifen, sich an der starrköpfigen und herzlosen Familie zu rächen. Vom jungen Ascoyne D’Ascoyne (Alec Guinness) über den Fotografen Henry (Alec Guinness), den Reverend D’Ascoyne (Alec Guinness), den Admiral (Alec Guinness), den General (Alec Guinness) und Lady Agatha (Alec Guinness) mordet sich Louis durch seine Verwandtschaft, um schließlich am Ende selbst Anrecht auf den Titel und die Ländereien zu bekommen. Währenddessen macht er in der Bank von Lord Ascoyne D’Ascoyne (Alec Guinness) eine steile Karriere, die ihm sogar Anteile an der Geschäftsführung einbringt.
Ein frühes Musterbeispiel des typisch englischen Humors, das nicht nur durch Alec Guinness in den acht Hauptrollen, sondern auch durch das vorzügliche Spiel von Dennis Price kurzweilig unterhält. Die innere Geschlossenheit verdankt diese makabre Groteske dem feinsinnig erdachten Drehbuch und der sensiblen Inszenierung Robert Hamers. Zielscheibe für etliche Nachahmungen und Parodien, hat der Film nichts von seinem pointierten Witz und seinem düsteren Charme eingebüßt. Für die DVD-Wiederveröffentlichung anlässlich des 70. Jubiläums des Films hat man diesen hierzulande auch erstmals mit üppigem Bonusmaterial ausgestattet. Das Bild (im Vollbildformat 1,37:1) ist in 4K restauriert und nicht zu beanstanden, der Ton liegt auf Deutsch und Englisch in Dolby Digital 2.0 Mono vor (optional mit Untertiteln in den beiden Sprachen). Die Extras umfassen einen Audiokommentar mit Filmkritiker Peter Bradshaw, Regisseur Terence Davies und Matthew Guinness, dem Sohn Alecs, eine Einführung von Regisseur John Landis (3 Minuten), die Features „Einmal mehr in Ealing“ (43 Minuten), „Those British Faces: Der Schauspieler Dennis Price“ (26 Minuten), „Die Ealing Studios“ (9 Minuten), ein minimal anderes, alternatives Ende (3 Minuten) und eine kleine, animierte Fotogalerie (mit Kostüm- und Hinter-den-Kulissen-Fotos).