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DER ALTE - Die Fälle des Leo Kress - Folge 131: Der Hass der Verlierer

DER ALTE - Die Kress-Ära Folge 131:
Der Hass der Verlierer

Nach der Ära Köster mit Siegfried Lowitz, die immerhin 100 Folgen der Reihe DER ALTE umfasste, kam man nicht umhin einen Nachfolger für das erfolgreiche Krimiformat zu finden. Am Ostermontag 1977 startete die Reihe mit dem Pilotfilm "Die Dienstreise". In Folge 100 starb Köster den Serientod. Helmut Ringelmann griff als Nachfolger auf Rolf Schimpf als Kress zurück, den er aus der gemeinsam mit ihm produzierten Serie "Mensch Bachmann" kannte.

Es ist ein brütend heißer Sommertag als die Polizei - von einem anonymen Anrufer mit ausländischem Akzent alarmiert - eine Wohnungstür aufbricht und Iris Berger erwürgt am Boden liegend auffindet. Hauptkommissar Kress übernimmt die Ermittlungen und stellt fest, dass das Motiv wohl Liebe oder Eifersucht sein muss. Es gibt zwei Verdächtige: den Exmann der Toten, Kurt Berger, der angibt, zur Tatzeit auf Urlaub in Fresach in Kärnten gewesen zu sein und den Geliebten der Toten.

Dabei handelt es sich um Kerem Ödüm, einen Türken. Von Karl Krüger, einem Nachbarn der Ermordeten, erfährt Kress, dass es kurz vor der Tat laut hörbaren Streit gab. Beide Männer könnten darin involviert gewesen sein. Als der Obduktionsbefund ergibt, dass die Tat schon wesentlich früher als eingeschätzt stattgefunden hat, führt dies dazu, dass Bergers Alibi wertlos wird. Aber auch Kerem Ödüm hätte ein Motiv gehabt, wie Berger der Polizei gegenüber aussagt. Der Türke wiederum schwärzt Berger an. Der Hass der beiden Verlierertypen aufeinander führt zu großen Anschuldigungen gegen den jeweils anderen … (1)

Hass gegen die Gesellschaft
Der Inhalt dieses Falles sollte wohl eine sozialkritische Aussage beinhalten. Leider ist das nur ansatzweise gelungen, was vielleicht an Zbynek Brynych lag, der hier wohl etwas zur sehr überzogen hat und viel Klischees mit hinein gebaut zu haben scheint. "Der Hass der Verlierer" soll auch die Figur Berger (Stefan Behrens) betreffen. Behrens (hier zum letzten Mal bei Der Alte zu Gast) darf sich (in der Rolle Bergers) als Sozialekel erster Kajüte zeigen. Er beleidigt Johnson wegen seiner schwarzen Hautfarbe und fragt ihn ob er weiße Mädchen mag. Ob das in Ahlsens Drehbuch so stand oder ein Regieeinfall Brynychs war, entzieht sich jedoch meiner Kenntnis.

Ahlsen - ein Wenig-Schreiber
Leopold Ahlsen schrieb nur sechs Der Alte-Folgen. 4x bei Köster und 2x bei Kress wobei dies sein erster Beitrag ist. Seine Werke sind nicht immer die Schlechtesten, aber inhaltlich doch meistens sehr schwermütig und der Krimi-Aspekt steht nicht im Vordergrund. Dieser Fall ist auch hier eher uninteressant.

Das Privatleben - zu den Akten
In dieser Folge wird das Privatleben von Kress dann erstmal ad acta gelegt. Seine Tochter Sabine - die sich hier verlobt - spielt zum letzten Mal mit. Dafür ist seine geschiedene Frau hier mit von der Partie. Aber auch sie taucht später nicht mehr auf. Sabine wird in einer späteren Folge nochmal erwähnt, doch das ist alles. Dieser Alte, der wegen seines Privatlebens so anders sein sollte hatte damit insgesamt weniger Privatleben als sein Vorgänger Köster, den man wesentlich öfter bei seiner Lebensgefährtin sah und auch sonst in seiner privaten Umgebung.

Buch: Leopold Ahlsen
Musik: Eberhard Schoener
Regie: Zbynek Brynych
Mit: Rolf Schimpf, Michael Ande, Charles M. Huber, Ulf J. Söhmisch, Will Danin, Stefan Behrens, Bettina redlich, Christiane Hammacher, Kurt Schmidtchen, Sepp Wäsche u.a. Erstsendung: ZDF, 05.08.1988

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(1) = Die Krimihomepage (GP)

Kommentare  

#1 Doktor Römer 2023-06-15 22:48
Ob jetzt Ahlsens Drehbuch etwas behäbig ausfällt, oder vielleicht Brynych zu exzentrisch inszeniert hat (finde ich übrigens gar nicht, für seine Verhäktnuisse war das IMO fast dezent, nicht ganz, aber fast), so finde ich es respektabel und beachtlich, sich in einem Krimi mit Rassismus und dem Hass und Vorurteilen auf Gastarbeiter zu widmen. Und so übertrieben sind die rassistischen Ausfälle des Herrn Berger nicht, sowas war Ende der Achtziger überall zu hören, inklusive der "Hammelfresser"- und "Kümmeltürken"-Beleidigungen. Und heute hört man sowas immer noch - oder eher wieder? - auf der Straße auch bei Menschen, die sich gutbürgerlich nennen. Henry hätte den guten Herrn Berger allerdings darauf hinweisen dürfen, dass er sich ihm gegenüber der Beamtenbeleidigung strafbar macht. Reinecker hat sich der Thematik eher weniger angenommen, bzw. hjat er es einmal beim "Kommissar" gemacht, und sich da die Finger verbrannt, und selbige von dem Thema gelassen. Und das Besäufnis-Verhör ist auch originell und einzigartig beim "Alten" (auch wenn Kress schummelt, und immer wieder Schnaps heimlich wegkippt)...

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