Der geniale Irre - »Der verkehrte Sherlock Holmes«
Der geniale Irre
»Der verkehrte Sherlock Holmes«
Dieser Titel ist nicht nur der Name einer amerikanischen Alternative-Rock-Band aus den 1980er Jahren, sondern zunächst einmal der Originaltitel des Bühnenstücks aus dem Jahr 1961 und seiner Verfilmung durch Anthony Harvey eine Dekade später. Die wörtliche Übersetzung „Sie könnten Riesen sein“ bezieht sich auf eine Passage aus dem Romanklassiker „Don Quijote“, in dem der Ritter von der traurigen Gestalt gegen Windmühlen in den Kampf zieht, die er für Riesen hält. In Deutschland kam die von Paul Newman koproduzierte Verfilmung Harveys nicht in die Kinos, sondern erfuhr ihre Premiere drei Jahre später in der ARD. Dort erhielt sie den Titel „Der verkehrte Sherlock Holmes“ und war um einige Minuten gekürzt. Nun hat man den Film digital restauriert und hierzulande erstmals auf DVD veröffentlicht. Die bislang fehlenden Passagen der Fernsehsynchronisation liegen hier im Original mit deutschen Untertiteln vor.
Seit dem Tod seiner Frau lebt Justin Playfair (George C. Scott) in seiner eigenen Welt. Er hält sich für Sherlock Holmes, und stellt in der Tat ähnlich beeindruckende Schlussfolgerungen wie der berühmte Detektiv auf. Sein Bruder Blevins (Lester Rawlins) will ihn entmündigen lassen, um an sein Vermögen zu gelangen. In der Klinik von Dr. Heinrich Strauss (Ron Weyand) fehlt hierzu nur noch die Unterschrift von Dr. Mildred Watson (Paul-Newman-Gattin Joanne Woodward). Die meldet aber Bedenken an und möchte den Patienten erst einmal richtig kennenlernen. Dabei erkennt sie mehr und mehr den Menschen hinter dem vermeintlich Irren, der ein Herz für die sozial Benachteiligten und Ausgestoßenen hat und ihr immer sympathischer wird. Bald schon akzeptiert „Sherlock Holmes“ die Psychiaterin als seinen „Dr. Watson“ und geht gemeinsam mit ihr auf die Jagd nach Prof. Moriarty, dem größten Gegner des Ermittlers, der sich irgendwo in New York versteckt haben soll.
Eine liebenswerte Hommage an die klassischen Detektivgeschichten, in der der gerade mit einem Oscar für „Patton“ ausgezeichnete George C. Scott (der den höchsten Filmpreis jedoch ablehnte!) sich einmal mehr in herrlicher Spiellaune präsentiert. Bald schon ist es dem Zuschauer egal, ob der Protagonist geistig verwirrt ist, man folgt ihm bedenkenlos auf seiner Suche nach dem Erzverbrecher.
Unterwegs freundet er sich mit etlichen schrägen Vögeln an, die ihm am Ende in seinem Kampf gegen die übermächtigen Institutionen beistehen. Auch die ungewöhnliche Liebesgeschichte ist rührig und originell ausgefallen.
Die DVD bietet ein ganz gutes Bild (im Widescreen-Format 1,85:1) und einen angemessenen Ton (wahlweise Deutsch und Englisch in Dolby Digital 2.0 Stereo). Als einziges Extra hat man den amerikanischen Originalkinotrailer mit aufgespielt.