Wer andern eine Grube gräbt… - »Dinner für Spinner« (1998)
Wer andern eine Grube gräbt…
»Dinner für Spinner« (1998)
Das tut dem Spaß des Original-Films jedoch keinerlei Abbruch, denn auch, wenn „Dinner für Spinner“ größtenteils in der luxuriösen Wohnung des Verlegers Pierre Brochant (Thierry Lhermitte) spielt und sich das Ensemble überwiegend auf sechs Figuren beschränkt, lässt einen Francis Vebers rasante Inszenierung und das pointenreiche Drehbuch das alles schnell vergessen. Im Mittelpunkt des Films steht einmal mehr ein gewisser François Pignon. Nachdem Veber zu Beginn seiner Karriere stets einen François Perrin turbulente Abenteuer erleben ließ, heißt sein Lieblingsprotagonist seit 1983 nun François Pignon. Verkörpert von Pierre Richard strapazierte Pignon in „Zwei irre Spaßvögel“ und „Die Flüchtigen“ die Lachmuskeln, und nachdem in „Dinner für Spinner“ Jacques Villeret („Louis und seine außerirdischen Kohlköpfe“) in die Rolle geschlüpft war, sollten später noch Daniel Auteuil („Ein Mann sieht rosa“) und Gad Elmaleh („In flagranti – Wohin mit der Geliebten?“) folgen. Ein gut gewählter Name seines Protagonisten ist bei Veber anscheinend schon die halbe Miete.
Pierre Brochant und seine elitären Freunde haben ein ungewöhnlich menschenverachtendes Hobby. Sie treffen sich einmal wöchentlich zu einem Dinner, zu dem jeder von ihnen einen Gast mitbringen soll, den man als „Spinner“ bezeichnen könnte. Die Gastgeber machen sich dann den ganzen Abend lang auf Kosten der Eigenbrötler lustig und wetteifern dabei sogar darum, wem der spleenigste Fang ins Netz gegangen ist. Brochant wurde durch einen Freund auf François Pignon (Jacques Villeret) aufmerksam, einem Finanzbeamten, der in seiner Freizeit aus Streichhölzern berühmte Gebäude wie den Eiffelturm oder die Golden Gate Bridge nachbaut. Am Abend des Dinners bestellt Brochant Pignon zunächst zu sich nach Hause, wird dann aber von einem äußerst schmerzhaften Rücken geplagt, weswegen er die Verabredung mit seinen Freunden absagen muss. Seine Ehefrau Christine (Alexandra Vandernoot) ist mittlerweile von Pierres Hobby dermaßen angeekelt, dass sie ihn verlässt. Der hilfreiche Pignon bietet an, sich um Brochants Probleme zu kümmern, macht in seiner unbekümmert-naiven Art aber alles nur noch viel schlimmer, als es ohnehin schon war…
Francis Veber ist ein Meister der Slapstick- und Typenkomödie, wovon man sich auch in „Dinner für Spinner“ wieder trefflich überzeugen kann. Mit exzellentem Timing führt er sein Starensemble (Jacques Villeret und Daniel Prévost wurden dafür am Ende, genau wie das Drehbuch, mit einem César, dem französischen Oscar, belohnt) durch eine munter-rasante Komödie, in der keine Zeit zum Luftholen bleibt. Jede Geste und jeder Dialoggag sitzen, und selbst, wenn es dabei mal ein wenig platt zugeht, schimmert am Ende eine tiefe Sympathie für die vermeintlich Doofen durch, die ganz andere Qualitäten haben. Die Schadenfreude der Intellektuellen wendet sich gegen sie selbst, so dass am Ende neben viel Kurzweil und Amüsement auch eine kleine Anregung zum Nachdenken geliefert wird. Die BluRay-Erstveröffentlichung des Films bietet ein gutes Bild (im Widescreen-Format 2,35:1), das keine Wünsche offenlässt. Der Ton (Deutsch und Französisch im DTS HD Master Audio 5.1) ist etwas seltsam abgemischt, da die Dialoge auf alle Kanäle verteilt sind. Angesichts des akustisch ohnehin wenig dynamischen Films fällt dies aber nicht weiter ins Gewicht. Bonusmaterial ist keines vorhanden.