Der Alte gegen Derrick - »Das tödliche Patent«
Der Alte gegen Derrick
»Das tödliche Patent«
Wie gut, dass es Label wie Pidax gibt, die sich den Trends der Fernsehsender widersetzen und auf Nostalgie bauen, wo dieser zumindest im TV keine Einschaltquoten mehr zugetraut werden. In den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ist es nichts Ungewöhnliches, dass auch Hörspiele aus den 1950er und 60er Jahren noch regelmäßig wiederholt werden, die Fernsehsender indessen haben Arbeiten aus dieser Zeit weitgehend in den Giftschrank verbannt. Dabei sind unter diesen mit viel Geschick hergestellten Filmen und Serien noch mancherlei Perlen, die inhaltlich weit mehr zu bieten haben als die 08/15-Fernsehunterhaltung unserer Tage. Wer mit der Tatsache kein Problem hat, dass diese Produktionen häufig noch in Schwarz-Weiß realisiert wurden, kann hier gestandenen Schauspielern bei ihrem beeindruckenden Spiel zusehen und sich von klug ausgedachten Geschichten in seinen Bann ziehen lassen. Auch „Das tödliche Patent“ gehört in diese Kategorie, von Georg Marischka („Das Vermächtnis des Inka“) 1963 für das Zweite Deutsche Fernsehen mit Starbesetzung inszeniert.
Charles Reese (Wolfgang Preiss) ist Chemiker, der mit seiner jungen und hübschen Assistentin Ann Patten (Ingeborg Schöner) an einer Formel für ein unsichtbares Fleckenmittel forscht. Reeses Gattin Hilda (Gisela Trowe) ist zwar ebenfalls Geschäftsführerin der kleinen Firma und hält 50% der Geschäftsanteile, hat mit den eigentlichen Forschungen allerdings nichts zu tun. Ihr missfällt die dauernde Anwesenheit Ann Pattens, zumal sie vermutet, dass diese ein Verhältnis mit ihrem Ehemann unterhält. Hilda ist Alkoholikerin und spricht schon am Nachmittag dem Whiskey zu. Eines Abends wird sie nach einem Vollrausch tot in ihrem Bett aufgefunden. Zunächst wird ein plötzlicher Herzstillstand vermutet, doch Inspektor Morland (Horst Tappert) geht der Sache etwas genauer nach, als der Pathologe in Hildas Magen Spuren von Chlorazolyden feststellt, einem Gift, das auch Bestandteil des Fleckenmittels ist. Reese bringt sich mit seinen unbedachten Äußerungen bei Morland in Verdacht, so dass sein Anwalt Schofield (Siegfried Lowitz) all seinen Erfindungsreichtum einsetzen muss, um den Chemiker aus der vertrackten Situation wieder heraus zu navigieren. Denn schließlich hatten noch andere ein Motiv, Hilda Reese aus dem Weg zu schaffen…
„Das tödliche Patent“ spielt fast ausschließlich im Wohnzimmer von Reeses Landsitz und strahlt aufgrund des Bühnenbilds eine sehr theaterhafte Atmosphäre aus. Das ist bei dieser Geschichte aber nicht weiter tragisch, da es sich ohnehin um ein recht dialoglastiges Stück handelt, bei dem es um die Raffinesse und die Gedankenspiele der beteiligten Personen geht. Horst Tappert ist im Trenchcoat und mit seiner gespielt tölpelhaften Art ein direkter Vorläufer des einige Jahre später erstmals von Peter Falk verkörperten Inspector Columbo. Eine weitere wichtige Rolle nimmt Siegfried Lowitz als Familienanwalt ein, der auf eigene Faust seine Nachforschungen anstellt und verzweifelt versucht, den voreiligen Schlüssen des Inspectors Paroli zu bieten. Für Liebhaber gehaltvoller Krimigeschichten und Fans der illustren Darstellerriege ist „Das tödliche Patent“ eine empfehlenswerte Ausgrabung. Die DVD-Erstveröffentlichung bietet ein leider recht grobkörniges Bild (im Vollbild-Format 1,33:1), der deutsche Originalton (Dolby Digital 2.0 Stereo) ist indes nicht zu beanstanden. Auf die Beigabe von Extras hat man verzichtet.