Ein viktorianisch-kanadischer Inspektor löst kniffelige Kriminalfälle - »Murdoch Mysteries«
Ein viktorianisch-kanadischer Inspektor löst kniffelige Kriminalfälle
»Murdoch Mysteries«
Die Serie kreist um den innovationsbewegten, belesenen, attraktiven, intelligenten und sehr wohlerzogenen William Murdoch.
Ursprünglich als Buchreihe konzipiert, erscheinen seine Abenteuer seit 1997 in Kanada. Schöpferin ist Maureen Jennings, geboren 1939, eine Anglo-Kanadierin, mit einem Master in Englischer Literatur, sie ist Psychologin, Psychotherapeutin, und Autorin verschiedener Theaterstücke und Buchserien, darunter eben auch die von William Murdoch.
Eine kanadische Online-Enzyklopädie schreibt,
"Maureen Jennings has helped put historical crime fiction on the Canadian literary map"
("Maureen Jennings habe dabei geholfen, historische Kriminalliteratur auf die Landkarte der kanadischen Literatur zu bringen").
Die Murdoch Mysteries ist die erste ihrer Buchserien gewesen, und die erste, die fürs Fernsehen adaptiert wurde. Aus drei Filmen wurden inzwischen beeindruckende 15 (fünfzehn!) Staffeln mit über 200 Folgen. Bezeichnend für die Beliebtheit beim Publikum ist dabei die Tatsache, dass es eine ansehnliche Anzahl an in Kanada bekannter Schauspieler und Personen des öffentlichen Lebens gibt, die Gastauftritte in der Serie hatten. Beispielsweise Brandon Coyle (Larkrise to Candleford oder Downton Abbey), William Shatner als Mark Twain (und nein, er singt nicht und behält auch sein Shirt an), Ed Asner (bekannt aus Lou Grant), aber auch Stephen Harper, damals Kanadas Premierminister, oder der damalige Vizegouverneur der Provinz Ontario, David Onley.
Beginn der Serie ist Toronto im Jahre 1895, genauer gesagt eine erhöhte Plattform, auf der eindrucksvolle Gerätschaften errichtet sind, eine wunderhübsch gekleidete Miß Toronto Electric and Light winkt huldvoll von rechts, links stehen Torontoer Honoratioren und die Werber für das große Projekt der Erhaltung des Gleichstroms als Hauptenergiequelle für die Stadt Toronto. Entsprechend geht es in der Folge auch um den Streit zwischen Gleichstrom und Wechselstrom als "Leitstromform". Durch die Tötung eines Hundes durch einen Elektroschock mit Wechselstrom will man der Bevölkerung klarmachen, dass Wechselstrom den Tod für jeden bedeutet, der ihn benutzt. Allerdings stirbt zunächst einmal nicht wie geplant der Hund, sondern ...
Mit dem ersten Todesopfer beginnt Murdoch seine Ermittlungsarbeit.
Hierfür bedient er sich in jeder Folge vorrangig eines bestimmten Ermittlungskniffs, der für Erstaunen bei seinen Kollegen dient, oder auf den ihn die Pathologin der Stadt bringt, Doctor Julia Ogden, deren Untersuchungen nicht nur bei Murdoch hin und wieder heftig für heftiges Schlucken sorgt.
Für die eher faustbetonte, harte Seite der Sache ist Inspector Brackenreid zuständig (Fans von britischen Produktionen wie Inspector Moorse oder Cadfael bekannt, Thomas Craig), der allzeit bereite "Gehilfe" ist ein junger kanadischer Schauspieler und Comedian namens Johnny Harris.
Wer klug inszenierte "Period Dramas" mag, mal was anderes sehen will als die emanzipationsbewegte Mittelalter-Apothekerin, wer Viktorianik mag, Steampunkambiente liebt, Serien, in denen es nicht in erster Linie um Action und rasende Jaguars geht (schließlich strampelt sich Yannick Bisson als W. Murdoch von Folge zu Folge vor allem auf seinem Fahrrad durch Toronto und Umland), sondern um clevere historische Anspielungen (Horst und ich grinsen uns fast ständig an und sagen gleichzeitig "ahhhh, hihi, schau mal"), wunderschönes Ambiente (mit wenigen Ausreißern wie den immer gleichen grauhaarigen Typen von rechts mit dem Apfel in der Hand), der sollte sich die Serie unbedingt anschauen. Wer eher auf Blue Bloods steht oder die meisten anderen angesehenen Crime-Serien, wird sich vermutlich eher nicht gut unterhalten fühlen.
Die Serie ist aktuell auf One angelaufen, wer es lieber im Original oder Binge Watching mag, dem sei die erste Staffel auf DVD sehr empfohlen. Und wenn Edel Motion nicht mit den Staffen weitermacht, wird eine recht erboste Bettina bei ihnen vor der Tür campen ;-). Und ein Danke an Heike Glück für die Empfehlung, sonst hätten wir das vielleicht übersehen.
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Kommentare
Aber es ist nicht für jeden etwas. Die bewusste Vermischung der vielen gegensätzlichen Genres ist manchmal etwas mühsam. Und man darf sich nicht an dem offensichtlich kleinen Budget und der daraus resultierenden oft bühnenhaften Inszenierung stören.
Die ersten Murdoch-Romane von Jennings sind mal auf Deutsch als Taschenbücher erschienen, aber schon lange vergriffen.