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Der Alte - Erwin Kösters Fälle: Folge 29 - Nach Kanada

Der Alte - Erwin Kösters FälleFolge 29
Nach Kanada

Die Sägewerksbesitzerin Babette Liobschütz wird zu Grabe getragen. Fast sämtliche Bewohner des kleinen Dorfes, in dem sie lebte, haben sich auf dem Friedhof versammelt, zum Teil aus Trauer und Mitgefühl, zum Teil aber auch aus Neugier, denn es geht das Gerücht, dass Babettes Mann Leo an ihrem Tod nicht ganz unschuldig sein soll. Kommissar Köster erhält einen anonymen Hinweis, in dem Leo Liobschütz als Mörder seiner Frau bezeichnet wird. Köster begibt sich in die dörfliche Gemeinde und stellt einige Recherchen an.


Köster verhört Libschütz (Klaus Löwitsch)Dabei erfährt er, dass Leo sich zwischenzeitlich nach München begeben hat, um sich hier mit der jungen Studentin Dora Schüller zu treffen. Köster hat jedoch das Gefühl, dass Dora in Gefahr ist. Er sucht sie auf, sie lehnt jedoch jeden polizeilichen Schutz ab. Köster befindet sich in einer Zwickmühle: Einerseits muss er Dora vor Leos Nachstellungen schützen, andererseits aber ist sie die einzige, die ihn zu dem mutmaßlichen Mörder führen kann. Köster wagt ein gefährliches Spiel. (1)

Begegnung mit Dora
Dora hatte früher als Angestellte bei den Sägewerksbesitzern gearbeitet. Ständig hatte Liobschütz ihr nachgestellt. Merkwürdigerweise konnte sich Dora seinem Einfluss nie ganz entziehen. Sie fürchtete ihn, doch gleichzeitig war sie auch fasziniert von dem Mann. Um einer möglichen Gefahr zu entgehen war sie nach München gereist, wo Liobschütz sie nun nach dem Tod seiner Frau aufsucht.
Dora hat einen neuen Freund in München, der zuerst Besuch von Liobschütz erhält. Dieser setzt ihn unter Druck. Er soll seine Freundin zu einem Treffen mit Liobschütz bewegen. Das Mysteriöse an diesem Mann ist es, was den Freund beinahe hypnotisch dazu veranlasst mit seiner Freundin über den für Ihn geheimnisvollen Fremden zu reden. Zwar möchte er nicht, dass sich Dora mit dem Unheimlichen trifft, der sie nach Kanada mitnehmen will, um dort ein neues Leben zu beginnen, aber nun weiß Dora, dass Liobschütz da ist. Allein diese Tatsache stachelt die junge Frau an, die Begegnung mit dem Mann zu suchen - und sei es nur um ihre Neugier zu befriedigen.
Köster stellt währenddessen im Schlafzimmer der Eheleute Liobschütz eine kleine Medikamentenflasche sicher, in der sich Herztropfen befanden. Die Herztropfen erzeugten bei Frau Liobschütz eine Erweiterung der Herzkranzgefäße und schützten sie vor einem möglichen Herzinfarkt. Die Flüssigkeit ist farb- und geruchslos. Würde man diese Flüssigkeit nun in Wasser umtauschen - würde dann ein herzkranker Mensch irgendwann doch einen Infarkt erleiden und sterben? Köster stellt fest: In der Flasche ist Wasser. Doch leider ist dies kein Beweis für seine Mordtheorie an Frau Liobschütz. Letztlich kann die Flasche nach ihrem Tod mit Wasser befüllt worden sein, und nicht unbedingt von Herrn Liobschütz. Ebenso könnte man bei der Sachlage nicht von einem Mord ausgehen. Ein schwaches Indiz also und Köster steht auf verlorenen Posten. Als Liobschütz sich dann in München tatsächlich mit  Dora trifft, kommt es  zu einem tödlichen Finale.

Handlung trifft Figuren
Obwohl es nicht primär darum geht einen Mord aufzuklären, zählt diese Folge sicherlich zu den besseren Köster-Folgen. Die Kritiken, die man andernorts liest und die behaupten, hier sei eine der schlechtesten Folgen mit Siegfried Lowitz entstanden, kann ich nicht nachvollziehen. Es passiert zwar recht wenig in der Handlung und alles läuft nur auf die Begegnung zwischen Liobschütz und seiner Dora hinaus, doch die Psychodramatik und die Zeichnung der Figuren, allen voran Leo Liobschütz (Klaus Löwitsch) ist als sehr gelungen zu bezeichnen. Der mysteriöse Mann, von dem ein gewisser Bann ausgeht, und der alles bekommt, was er will. Und dann ist da die merkwürdige Beziehung zu seiner Frau, die er nicht liebte, aber sie ihn.
Die Darsteller tragen zum Gelingen des Krimis bei, der diesmal freilich etwas anders ist. Neben Löwitsch, spielen Susanne Uhlen als Dora und Helmut Stauss. Der Krimi lebt wirklich mal allein von den Figuren und der Handlung, ohne Spannung in den Vordergrund zu heben. Deshalb finde ich diesen Fall klasse. Außerdem ist es einmal mehr ein ungelöster Fall für Köster. Denn die Frage, ob Liobschütz seine Frau nun getötet hat, oder nicht, bleibt unbeantwortet.

Warum diese als 15. produzierte Folge erst als 29. ausgestrahlt wurde (2), bleibt ein Rätsel. Für Leopold Ahlsen, der meist sehr melancholische Folgen schrieb (u.a. Ein unkomplizierter Fall) war dies sein dritter Beitrag. Sein vierter und letzter Drehbuch-Beitrag zur Reihe sollte erst fast 5 Jahre später als Folge 89 kommen.

Besetzung: Siegfried Lowitz (Erwin Köster), Michael Ande (Gerd Heymann), Jan Hendriks (Brenner), Henning Schlüter, Klaus Löwitsch, Susanne Uhlen, Helmut Stauss, Toni Berger, Maria Singer, Rolf Gastell und andere
Stab: Buch: Leopold Ahlsen, Musik: Raimund Rosenbegrer, Kamera: Heinz Hölscher, Szenenbild: Wolf Englert, Herstellungsleitung: Gustl Gotzler, Redaktion: Peter Renfrantz, Produzent: Helmut Ringelmann. Eine Produktion der Telenova Film und Fernsehproduktion im Auftrag von ZDF, ORF, SRG. Regie: Theodor Grädler. Erstausstrahlung: 06.07.1979 (ZDF) 
 
 
(1,2) Krimiserien.heim
Quelle Stabangaben: Krimiserien.heim u.a.
 
© by author 11/09
Letzte Aktualisierung 09/22

Kommentare  

#1 Frechdachs75 2017-07-22 10:03
Persönlich fand ich diesen Krimi sehr träge und vorhersehbar. Ziemlich hanebüchen auch das nur aufgrund von Gerüchten und ohne handfeste Beweise eine Exhumierung der bereits beerdigten Leiche der Sägewergsbesitzerin vorgenommen wird- wo der Hausarzt einen natürlichen Tod bescheinigte. Einzig von und durch Klaus Löwitsch erhält diese Folge noch etwas halbwegs spannendes, bis sie dann zum mehr oder weniger vorhersehbaren Ende dahinplätschert. Unglaubwürdig auch wie dilletantisch sich Brenner bei der Beschattung von Dora Schüller verhält und sich austricksen lässt. Gab wesentlich bessere Folgen.
#2 Markus Badberg 2020-07-19 15:28
Gut, diese Folge ist nicht unbedingt die Spannendste und Beste, aber auch nicht Kösters schlechtester Fall. Hier geht es eben sehr ruhig u8nd gemächlich zu, ohne große Actionszenen.
#3 Doktor Römer 2022-12-22 21:28
Was ja auch ungwöhnlich ist: Liobschütz ist ein Mann, der mindestens pädopphile Neigungen hat. Gegenüber Köster führt er ja die ganzen Rechtfertigungen solcher Männer an: Das noch unschuldige, reine, unverdorbene Kind, was diese so anziehend mache. Und dass eben nicht die Pädophilen pervers seien, sondern die Gesellschaft, die solche Neigungen als pervers brandmarke. Was mir manchmal bei Ahlsen auffällt: Die Sprache seiner Figuren ist sehr theatralisch, aber auch sehr geschliffen und elaboriert. So dass man sich fragt, ob durchschnittliche Menschen so sprechen würden.

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