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Künstler in der Bredouille - »Des Pudels Kern«

Des Pudels KernKünstler in der Bredouille
»Des Pudels Kern«

Nach einem Roman der irischen Schriftstellerin Joyce Cary (1888-1957) entstand kurz nach deren Tod im Jahr 1958 die kongeniale Verfilmung „Des Pudels Kern“, für die sich Hauptdarsteller Alec Guinness die Rolle des Protagonisten maßgeschneidert hatte.

Nun ist der Semi-Klassiker erstmals auf BluRay (und parallel auch auf DVD) erschienen.

Des Pudels KernFür den renommierten Schauspielstar und Publikumsliebling Alec Guinness (1914-2000) sollte die Joyce-Cary-Adaption das erste und letzte Drehbuch bleiben – für das er aber immerhin eine Oscar- und eine BFA-Nominierung erhielt! Außerdem überreichte man dem Schauspieler für seine Rolle in „Des Pudels Kern“ u.a. den Darstellerpreis von Venedig (wo der Film auch seine Uraufführung feierte) und den „Victoire du cinèma française“. Bekannt geworden war der facettenreiche Star Mitte der 1940er Jahre mit den Charles-Dickens-Verfilmungen „Geheimnisvolle Erbschaft“ und „Oliver Twist“  sowie durch das Schelmenstück „Adel verpflichtet“, in dem Guinness sage und schreibe acht verschiedene Rollen übernommen hatte. In „Des Pudels Kern“ war es zwar nur eine einzige Rolle, aber dieser exzentrische Maler Gulley Jimson bot dem Vollblutmimen Alec Guinness ebenfalls gehörig Gelegenheit, dem Affen Zucker zu geben und während des Films seine Stimme zu verstellen und zumindest am Telefon in andere Rollen zu schlüpfen (u.a. in die der Erzherzogin von Blackpool!). Genauso überzeugend hat diesen Part übrigens sein deutscher Synchronsprecher Hans Hessling (1903-1995) gemeistert, den man neben seinen Schauspielauftritten auch als deutsche Stimme von Burgess Meredith („Rocky“) oder „Asterix“ in den ersten Zeichentrickkinofilmen des schlagkräftigen Galliers kennen könnte.

Des Pudels KernGulley Jimson (Alec Guinness) ist gerade aus dem Gefängnis entlassen worden, weil der eigenwillige Maler seinen größten Mäzen, den Kunstkenner Hickson (Ernest Thesiger), wiederholt per Telefon bedroht hatte. Vor den Toren wartet bereits Nosey (Mike Morgan) auf ihn, ein enthusiastischer Verehrer von Gulleys Werken, der dem Meister gehörig auf die Nerven fällt. Zurück auf seinem Hausboot muss der Maler feststellen, dass von seinen Gemälden lediglich ein unfertiges erhalten geblieben ist. Alle weiteren hat seine Ex-Frau Sara (Renée Houston) an Hickson verkauft, um dessen Schulden auszugleichen. Nun hat Gulley noch nicht einmal genügend Bares, um sich bei Cookie (Kay Walsh) in seiner Stammkneipe ein Bier leisten zu können. Cookie macht Nägel mit Köpfen, nimmt sich einen Tag frei und begibt sich mit dem brotlosen Künstler auf eine Rundreise durch London, um ihre Außenstände endlich beglichen zu bekommen. Nach einem Halt bei Sara geht es weiter zu Hickson, wo schon bald wieder die Polizei auf der Matte steht. Aber Gulley hat noch einen Trumpf im Ärmel: Sir William Beeder (Robert Coote) und dessen Gattin (Veronica Turleigh) schätzen Jimsons Malerei ebenfalls sehr – und haben in ihrem Appartement eine schrecklich leere Wand. Gulley fasst den Entschluss, direkt dorthin ein neues Meisterwerk zu malen, während die adeligen Herrschaften auf Jamaika weilen – und von alledem natürlich nichts ahnen…

Des Pudels KernEin Film für den großartigen Alec Guinness, der mit viel Herz einen verschrobenen (Lebens-) Künstler spielt. Die Geschichte ist so einfach wie sympathisch und lebt von ihrer Skurrilität und ihrem feinen britischen Humor. Gegen Ende zerfällt sie ein wenig in ein Szenenallerlei, der Unterhaltungsfaktor bleibt aber durchgehend gewahrt. Ein kleiner Film, dem es vielleicht nicht ganz zum Genreklassiker reicht, der aber dennoch gute Schmunzelunterhaltung garantiert und Freunde britischer Filmklassiker aus jener Zeit auf jeden Fall zufriedenstellen wird. Die BluRay-Erstveröffentlichung bietet ein Bild in strahlenden Farben (im Widescreen-Format 1,66:1), das bei einem solch alten Film Staunen macht. Auch der Ton (Deutsch und Englisch im DTS HD Master Audio 2.0) ist nicht zu beanstanden und stets gut zu verstehen. Als Extra hat man eine schöne animierte Bildergalerie mit internationalem Werbematerial und Aushangfotos zum Film beigefügt.

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