Erinnerungen an den Schauspieler Elmar Wepper
Elmar Wepper versuchte es vielleicht gar nicht. Er strahlte doch die Festigkeit aus, die man sich von einem sympathischen deutschen Schauspieler wünschte.
Nun starb der Mime und Synchronsprecher am 31.10.2023 im Alter von 79 Jahren. Nach Angeben mehrerer Quellen an einem plötzlichen Herztod. Für viele war es viel zu früh. Für den Schreiber dieser Zahlen ist die Zahl hinter dem Alter nicht das Bedeutendste. Es ist der Schauspieler der da ging und natürlich der Mensch. Letzteren kannte ich jedoch nicht.
Als Schauspieler war er mir in sehr angenehmer Erinnerung. Ein ruhiger Zeitgenosse mit dem Hang zum unaufgeregten Spiel. In 26 Folgen spielte er neben Erik Ode den jungen Assistenten Erwin Klein in Der Kommissar Er löste damit seinen älteren Bruder Fritz nach 71 Folgen ab, der zu "Derrick" wechselte.
Nach dem Kommissar blieb Elmar Wepper dem Genre des Krimis und der Spannung im allgemeinen eher fern. Es sei denn man möge die eher witzig angelegte Polizeiserie Polizeiinspektion 1 dazu zählen, in der er zwischen 1977 und 1988 spielte.
Seine Partnerin schon damals: Uschi Glas. Auch in Unsere schönsten Jahre ab 1984 und Zwei Münchner Hamburg (1989-1993) spielten sie als Paar.
Immerhin kehrte Elmar Wepper 1980 noch einmal für eine Folge Der Alte als Gaststar zum Ringelmann-Krimikosmos zurück. Damals allerdings als Zeuge in der Folge Mord nach Plan. Auch ein Münchner Tatort sollte 1979 noch dabei sein, bevor er erst viele Jahre später, nämlich ab 1994 in eine Krimiserie einstieg.
Die Serie hieß Zwei Brüder und er spielte zusammen mit seinem Bruder Fritz die Hauptrollen. Er war der Kommissar, sein Bruder der Staatsanwalt. 17 Folgen in Spielfilmlänge kamen so bis 2001 zusammen.
2005 gastierte er dann wieder beim Münchner Tatort ("Tod auf der Walz"). Es war zwischendurch immer wieder das seichte Familienfach, welches er bediente. Sei es im "Traumschiff" oder einer Uta Danella-Verfilmung.
2008 folgte mit "Kirschblüten-Hanami" ein vielfach gelobtes und gepriesenes Drama bei dem Elmar Wepper selbst neben dem bayrischen Filmpreis, den er erhielt, auch für den europäischen Filmpreis nominiert wurde. Einheimsen konnte er auch den deutschen Filmpreis und den Preis der deutschen Fernsehkritik.
Seine Wandelfähigkeit stellte er aber nicht nur hier neben Hannelore Elsner unter Beweis, sondern in Wirklichkeit schon viel früher. Nämlich als Synchronsprecher.
So lieh er Walter Koenig seine Stimme als Pawel Checkov in Raumschiff Enterprise. In 36 Folgen der Science-Fiction-Serie und 6 Kinofilmen hatte er dem Navigator der Enterprise seinen unverwechselbaren Charakter in deutsch einverleibt.
Mit dem typischen Akzent, der aber das Markanteste an der Sache war. Viele andere Hollywood-Stars und internationale Größen hat er synchronisiert: Bruce Lee, Mel Gibson, Ryan O`Neal, Michael York und Christopher Timothy als Tierarzt in "Der Doktor und das liebe Vieh". Das zeigt, dass er in vielen Genres tätig war und dabei nicht selten im Spannungsgenre.
2011 sah man in ihn in einem seiner letzten Spielfilm. "Das unsichtbare Mädchen" war wieder ein Krimi, der sich Motiven des wahren Falls "Peggy" bediente und in dem er wieder einen Kommissar mimte, der allerdings schon in Pension war.
Schade dass man nie erfahren hat, was aus der Figur "Erwin Klein" aus dem "Kommissar" wurde. Auch nicht nach der letzten Folge Der Kommissar wurde in keiner der 281 Derrick-Folgen darauf eingegangen. Derrick hat Harry nie gefragt "Du Harry, wie geht es eigentlich deinen Bruder?"
Quellen: Wikipedia, Archiv des Autoren
© by S. Gewalt 11/23
Kommentare
Die Münchner in Hamburg kann man übrigens in der ZDF Mediathek schauen.
Als Erwin Klein war er nur eine Krimifigur unter vielen. Absoluten Kultstatus hat Elmar Wepper mit "Irgendwie und Sowieso" (neben vielen anderen Schauspielern) gewonnen. Nicht zuletzt saß er bei dem wohl spektakulärsten Stunt der deutschen Filmgeschichte (persönliches Empfinden) m.W. selbst hinter dem Steuer des Busses. Das würde heute keine Produzent mehr durchwinken ...
Dem möchte ich entschieden widersprechen. Er war als Figur auch der Bruder von Harry, der dann zum Spin-Off "Derrick" wechselte. Also das ist schon eine kleine Besonderheit. Aber es stimmt vielleicht, wenn man sagt, dass dies nicht seine beste Rolle war.
Harry hat den Erwin bestimmt auch gefragt: "Komm doch mal mit in unser Büro, Stephan freut sich sicher und Du kommst wieder ins Fernsehen."
Aber der Erwin war halt bescheiden und zurückhaltend, deshalb hat er das immer abgelehnt. Deswegen ist er später auch in der Polizeiinspektion 1 wieder in den Streifendienst mit Uniform zurückgekehrt.
Seltsamerweise hat er dafür seinen Namen geändert, wahrscheinlich war es ihm doch ein wenig peinlich wieder zur Trachtengruppe zu gehören, aber die Leute haben ihn natürlich trotzdem erkannt!
"Der Kommissar": Die Serie kennt heute kaum noch jemand. Geschweige denn, weiß, wer da mitgespielt hat. Für die Serie war er auch nicht prägend (geschweige denn, dass man sich "zuerst" daran erinnert) - sehr wohl aber bei "Irgendwie und Sowieso". "Irgendwie und Sowieso" hebt sich auch vom Serieneinheitsbrei sehr positiv ab, hat Zuseher wie Kritiker überzeugt. Und die Serie ist bei uns, zumindest in Bayern, immer noch sehr präsent - auch bei jenen, die grundsätzlich nichts Älteres sehen wollen ...
Bus-Stunt: Hier meinte ich "Bus (hoch) vs. Unterführung (niedrig)." Da gibt es eine Aussage von Franz Xaver Bogner. Allerdings habe ich mir die Szene kürzlich gegoogelt: Die Kameraeinstellungen lassen durchaus Schnitte erkennen. Evtl. hat sich da der Regisseur mit diesen Aussagen auch nur gut verkauft ...
Elmar Wepper und Derrick:
Da kenne ich mich jetzt zugegeben nicht aus. Laut imdb war er bei einer Folge 1980 ohne Rollennamen mit dabei - war dies evtl. ein Cameo? Oder nur eine unabhängige Rolle?
Elmar Wepper war in vielen Serien tragende Hauptfigur. Einige davon haben Kultcharakter. Bei "Der Kommissar" war er eine Nebenfigur und sicherlich nicht die tragende Säule der Serie. Was ich damit sagen möchte: Schön, dass es die Serie gibt, aber prägende Rollen hat er erst später gespielt und damit auch Fernsehgeschichte geschrieben. Und bei weitem nicht die schlechteste (= bayerisches Höchstkompliment).
Bus-Stunt: Bus und Abhang gibt es häufig. Bus vs. Unterführung kenne ich nur diese eine. Wie man bei einem Stunt (Einzahl) darauf schließen mag, dass alle Stunts gemeint sind - ich kann deinem Gedankengang nicht folgen. Da ich hervor gehoben habe, dass es subjektiv für mich der spektakulärste Stunt war, dürfte sich auch daraus die Einzahl ergeben.
Alle Stunts durchzuführen würde ich nicht mal Chuck Norris zutrauen ...
Prägender Einfluss auf "Der Kommissar": Du erlaubst, dass ich selbst erläutere, ohne wortwörtliche Zitate von Dir zu verwenden?
Du hast geschrieben: "... wird man ja doch immer". Nein, wird man nicht. Selbst "Der-Kommissar"-Kenner müssen zugeben, dass es Serien gibt, bei denen Elmar Wepper die tragende Rolle war - warum sollte man sich da "zuerst" an "Der Kommissar" erinnern? Das wäre so, als würde man bei Ken Follett seinen Dämonenkiller-Beitrag anführen und die späteren Hardcover ignorieren. Würde ihm nicht gerecht.
Zum Eigentor: Ich weiß jetzt nicht, worauf du abzielst - ich denke, ich habe deutlich gemacht, dass "Der Kommissar" nun kaum noch jemand kennt, während "Irgendwie und Sowieso" (ja, genau die Serie aus 1986) weiterhin trotz ihres Alters weithin bekannt ist. Genau dies ist ja die (zumindest eine) Relevanz der Serie.