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Das Auge (1983) - Frau mit vielen Identitäten

Das Auge (1983)

Frau mit vielen Identitäten

 

Ein Privatdetektiv gerät bei seinen Observationen in den Bann einer mysteriösen Frau, in der er ein Abbild seiner Tochter sieht, die er schmerzlich vermisst. Der mehr als doppelbödige Krimi, der auf dem Roman „The Eye of the Beholder“ von Marc Behm basiert, wurde 1983 von Claude Miller mit Michel Serrault und dem damaligen Shootingstar Isabelle Adjani in Szene gesetzt. Nun ist der Klassiker in remasterter Fassung wieder auf DVD erhältlich.

Der US-Amerikaner Marc Behm (1925-2007), der später als Expat in Frankreich lebte, begann seine schriftstellerischen Tätigkeiten als Drehbuchautor in den 1960er Jahren. In dieser Funktion war er u.a. am Beatles-Film „Hi-Hi-Hilfe!“ (Help!) und an der verschachtelten Krimikomödie „Charade“ mit Cary Grant und Audrey Hepburn beteiligt. Ab den späten 1970er Jahren schrieb er dann auch Romane, von denen „The Eye of the Beholder“, der erstmals 1980 erschien, bis heute sicherlich der bekannteste sein dürfte. Angelehnt an die Schwarze Serie mysteriöser amerikanischer Gangstergeschichten, die ab den 1930er Jahren als Film noir auch ihren Weg auf die Leinwand fanden, entspinnt Behm in der Geschichte ein spannendes Verwirrspiel zwischen einem Privatdetektiv und einer Serienmörderin. Kein Zufall, dass dieser Privatdetektiv oftmals nur „Auge“ genannt wird, angelehnt an die US-amerikanische Bezeichnung „Private Eye“, die dort für Privatermittler verwendet wird. Der französische Originaltitel von Claude Millers erster Verfilmung des Romans (1998 entstand unter der Regie von Stephan Elliott mit Ewan McGregor eine weitere), „Mortelle randonnée“, hieße übersetzt „Tödliche Wanderung“, was die Mordserie über mehrere Länder hinweg ebenfalls ganz gut auf den Punkt bringt.

Alles beginnt in Brüssel, wo Madame Schmidt-Boulanger (Geneviève Page) vom Ehepaar Hugo den Auftrag erhält, die Identität der neuen Freundin ihres Sohnes ausfindig zu machen. Die Leiterin einer Privatdetektei setzt ihren besten Mann, das Auge (Michel Serrault), auf den Fall an. Der wird bei seinen Ermittlungen schon bald Zeuge, wie Lucie Brentano (Isabelle Adjani) Paul Hugo ermordet und dessen Leiche in einem See verschwinden lässt. Anstatt das Beobachtete an seine Chefin oder die Auftraggeber zu melden, flunkert er diesen etwas vor und heftet sich an die Fersen der hübschen Mörderin. Die reist weiter in andere Länder (Deutschland, Frankreich), nimmt immer wieder neue Namen und neue Identitäten an, bändelt mit reichen Männern an und bringt diese kurze Zeit später um. Das Auge ist dermaßen fasziniert von der eiskalten Serienkillerin, dass er sie ununterbrochen weiter beobachtet, aber ihre Verbrechen nicht verhindert. In seiner Fantasie wird sie mehr und mehr zu seiner Tochter, die er seit Jahren schmerzlich vermisst. Als mit einem blassen Mann (Guy Marchand) und einer grauen Dame (Stéphane Audran) noch zwei weitere Menschen auftauchen, die um die früheren Identitäten der Mörderin wissen, spitzt sich die immer gefährlicher werdende Lage noch weiter zu…

Die Franzosen beweisen auch hier wieder einmal, dass ihnen noch tiefgründigere Psychothriller gelingen. Dem ausgelutschten Thema werden durch Claude Millers exzentrische Inszenierung noch ganz neue Dimensionen hinzugefügt – die Geschichte erhält dadurch mindestens einen „dreifachen Boden“. Dank des undurchschaubaren und dennoch faszinierenden Spiels von Isabelle Adjani und Michel Serrault steigert sich die Spannung für den interessierten Zuschauer bis zum diabolischen Finale. Die ungewöhnliche Mischung aus US-amerikanischen Genreversatzstücken und einem melancholisch-philosophischen französischen Blick hat bis heute kaum etwas von ihrer Faszination eingebüßt. Die DVD-Wiederveröffentlichung in der Reihe „Pidax Film-Klassiker“ wurde digital remastered, weswegen das Bild (im Widescreen-Format 1,66:1) durchweg sehr scharf und überzeugend ausgefallen ist. Auch der Ton (Deutsch und Französisch in Dolby Digital 2.0 Stereo, optional mit deutschen Untertiteln) ist immer gut zu verstehen, wenngleich die deutsche Synchronfassung etwas dumpf klingt. Als Extra hat man eine kleine animierte Bildergalerie mit aufgespielt.

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