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Und nichts als die Wahrheit - Arzt auf der Anklagebank

…und nichts als die Wahrheit

Arzt auf der Anklagebank

 

Der seinerzeit hauptsächlich fürs Fernsehen tätige Franz Peter Wirth (1919-1999) inszenierte 1958 mit „…und nichts als die Wahrheit“ ein Kino-Remake des zwanzig Jahre zuvor schon einmal unter seinem Originaltitel verfilmten Romans „Der Fall Deruga“ von Ricarda Huch. Mit einer publikumswirksamen Starbesetzung in Szene gesetzt, ist der frisch in 4K restaurierte deutsche Filmklassiker nun erstmals bei Pidax auf DVD erschienen.

Die Schriftstellerin, Historikerin und Philosophin Ricarda Huch (1864-1947) ist mittlerweile ein wenig in Vergessenheit geraten. Während ihres Schaffenshöhepunktes indes war sie eine der bekanntesten und erfolgreichsten Autorinnen Deutschlands. Als erste Frau im deutschsprachigen Raum mit einer Geschichts-Promotion hat sie auch gesellschaftspolitisch ein Zeichen gesetzt. Ihr umfassendes literarisches Œuvre besteht aus den unterschiedlichsten Gattungen, von Dramen, Gedichten und Romanen über Erzählungen, historische und philosophische Werke bis hin zu Autobiografischem. Einige ihrer Schriften waren populär genug, um auch den Weg auf die Leinwand zu finden. Den Anfang machte 1938 „Der Fall Deruga“, ein Kriminalroman aus dem Jahr 1917, den Huch selbst als „Schundgeschichte“ bezeichnet hatte, mit dem sie lediglich Geld verdienen wollte. Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki hingegen zählte ihn zu den literarisch beachtlichen Büchern, die ihn in seiner Jugend beeindruckt hatten. Nach Fritz Peter Buchs Version, die mit Willy Birgel in der Hauptrolle besetzt war, verantwortete schließlich Franz Peter Wirth zwanzig Jahre später eine Neuverfilmung des Stoffes, bei der man den Titel in „…und nichts als die Wahrheit“ änderte, sowie auch einige der Rollennamen austauschte.

Die Frau des Chirurgen Dr. Stefan Donat (O.W. Fischer) ist vor einigen Monaten noch sehr jung verstorben. Obwohl die beiden zu diesem Zeitpunkt bereits geschieden waren, hat der Arzt, der sich ständig in finanziellen Schwierigkeiten befindet, von Agnes Donat (Ingrid Andree) 300.000 Mark geerbt. Da das Testament von Agnes erst am Tag ihres Todes zugunsten ihres Ex-Mannes geändert worden war, entstehen bei den weiteren Hinterbliebenen Zweifel an den Umständen des Todes der jungen Frau. Agnes‘ Cousine Mingo Fabian (Marianne Koch) ist mit dem Juristen Dr. Bernburger (Herbert Tiede) liiert, der sie dazu überredet, das Testament anzufechten und den Tod von Agnes genauer untersuchen zu lassen. Bei der Obduktion kommt heraus, dass Agnes tatsächlich durch Gift ums Leben gekommen ist. Hauptverdächtiger ist nun natürlich Dr. Donat, der von Agnes‘ Tod als Einziger profitiert und ohnehin ständig in Geldnöten war. Sein Strafverteidiger Dr. Fein (Friedrich Domin) hat es nicht gerade einfach mit dem Angeklagten, denn der gibt immer nur das absolut Nötigste preis und macht sich durch sein sonderbares Verhalten immer verdächtiger. Vor Gericht in München muss er sich gegenüber dem Vorsitzenden (Paul Verhoeven) und dem scharfen Staatsanwalt (Alwin-Michael Rueffer) verteidigen und die Wahrheit ans Licht bringen…

Franz Peter Wirths Romanadaption ist kein typischer Kriminalfilm jener Zeit, sondern konzentriert sich in erster Linie auf den Gerichtsprozess, von dem aus durch die Zeugenaussagen längere Rückblenden in Gang gesetzt werden, die die Vorkommnisse Stück für Stück aufrollen. Für den Zuschauer ist das eine sehr spannende Herangehensweise, da man so ebenfalls sehr lange nicht weiß, was sich tatsächlich zugetragen hat. Die Besetzung der zentralen Figuren ist überzeugend, wenngleich Ingrid Andree mitunter etwas zu sehr chargiert. Durch die eigentliche Auflösung des Stoffes erhält der Film eine weitere ungewöhnliche Komponente, insbesondere im Hinblick auf seine Entstehungszeit. Der von der Murnau-Stiftung 2022 in 4K restaurierte Film besticht in seiner DVD-Erstveröffentlichung in der Reihe „Pidax Film-Klassiker“ mit einem exzellenten und gestochen scharfen Schwarz-Weiß-Bild (im Vollbildformat 1,37:1). Auch der deutsche Originalton (in Dolby Digital 2.0 – nicht 5.1 wie auf dem Cover angegeben) ist nicht zu beanstanden. Als Extras gibt es den deutschen Kinotrailer, eine kleine animierte Bildergalerie und den verkleinerten Nachdruck der „Illustrierten Film-Bühne“ (Nr. 4402) zum Film, der durch einen Text von Miranda Reason und Marie Dudzik sowie weitere filmografische Angaben auf acht Seiten erweitert wurde und der DVD als Booklet beiliegt.

Kommentare  

#1 Mainstream 2024-03-30 11:16
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Und schon bestellt!
Danke für diesen noch unbekannten Tipp.

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