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Derrick und seine Fälle: Folge 126 - Toter Goldfisch

Derrick und seine FälleFolge 126
Toter Goldfisch


Julia Stettner und Roland Marks haben sich über eine Zeitungsannonce kennengelernt. Frau Stettner, des Alleinseins überdrüssig, hatte die Annonce unter der Rubrik "Bekanntschaften" aufgegeben. Der 29-jährige Maschinenbaustudent hatte nicht gezögert, der beinah doppelt so alten Frau zu schreiben. Begreiflicherweise konnte sie anfangs ein ungläubiges Erstaunen nicht verbergen, dann aber wandelt sich ihre Einstellung, und sie akzeptierte - sehr zum Missfallen ihres Sohnes Ingo und ihres Bruders Wolfgang - die sich anbahnende Verbindung. Julias Beziehung zu dem gut aussehenden Studenten erfährt eine empfindliche Trübung, als Andreas Hessler, ein Freund ihres jugendlichen Verehrers, in der gemeinsamen Wohnung erschossen aufgefunden wird. Oberinspektor Derrick kommt nicht umhin, Julia Stettner einige Dinge zu offenbaren - Anlass für die 55-jährige Dame, etwas intensiver über Roland Marks nachzudenken. (1)

Szene mit H.G. Panczak und Gerd BöckmannLiebe und Betrug
Was der Klappentext verhehlt: Roland Marks ist ein Betrüger, der die alten Damen nur um ein paar Mark erleichtern will, um selbst wieder einige Monate sorgenfrei leben zu können. Unterstützt wird er bei seinen Betrügereien von seinem Kumpel Hessler. Als Marks dann Frau Stettner trifft, ist sie zunächst nur eine seiner vielen Opfer, doch im Laufe der Geschichte verliebt er sich tatsächlich in sie. Natürlich ist auch Frau Stettner entzückt. Nur ihr Sohn und ihr Bruder haben Zweifel. Und dann ist noch der Bruder eines früheren Opfers von Marks, hinter dem Studenten her. Die Frau hatte sich kurz zuvor das Leben genommen. Das missfällt Derricks Kollegen Lappler. Der Polizist will Marks unbedingt hinter Schloss und Riegel bringen, doch er weiß ganz genau, dass es dafür keine Handhabe gibt.

Als Hessler erschossen wird, kreuzen sich die Wege von Marks, Frau Stettner und Derrick. Schnell wird klar, dass eigentlich Roland Marks erschossen werden sollte. Da aber der Schuss durch eine geschlossene Tür erfolgte, ist anzunehmen, dass der Mörder den Falschen erwischt hat. Verdächtige gibt es viele: Bruder und Sohn von Frau Stettner zum Beispiel, der Bruder des Selbstmordopfers aber auch Lappler selbst, der sich höchst merkwürdig verhält. Am Ende war es dann tatsächlich der Bruder der Selbstmörderin, was keine allzu große Überraschung war. Vielleicht hätte doch besser Lappler den Mord begangen, um noch mehr Dramatik in die Story zu bringen. So aber war der nur Handlanger eines Mordes, da er dem Bruder der Toten die Waffe gegeben hat.

Später Mord
Der Mord passiert hier erst nach 27 Minuten. Derrick taucht aber schon zu Beginn der Handlung auf und philosophiert mit Lappler darüber, wann die Grenze zu einem Mord überschritten ist. Er fragt, wann ein Selbstmord eben auch ein Mord ist? Dann, wenn jemand anders einen Menschen in den Selbstmord treibt? Eine der typischen Sinnfragen von Herbert Reinecker, die sich in späteren Folgen noch häufen werden.

Der Fall ist sehr schön und schlüssig erzählt und besitzt eine eigene Spannung, die man ungewöhnlich für einen Krimi nennen kann. Eine wirklich gelungene Folge aus dem Brynych-Handwerk. Sie ist auch ungewöhnlich komplex und die Handlung drängt sich regelrecht auf 60 Minuten.

Besetzung
Sehr passend diesmal auch die Darsteller, was ja in vielen Folgen nicht immer so geklappt hat. Elisabeth Wiedemann spielt hier die gutgläubige Frau Stettner, während H.-G. Panczak und Gerd Böckmann brillant als Betrüger-Gespann besetzt sind. Panczak, der häufig bei Derrick und Der Alte zu Gast war, erklärte einmal, dass diese Krimiserien seinerzeit den Zeitgeist wiederspiegelten (2).

Was ein "Toter Goldfisch" allerdings mit dem Fall zu tun hat, bleibt rätselhaft. Es ist vermutlich eine von Reineckers gern genommenen Metaphern, die nur er selbst entschlüsseln kann.
 
Darsteller:  Horst Tappert, Fritz Wepper, Willy Schäfer, Hans-Georg Panczak, Elisabeth Wiedemann, Thomas Astan, Paul Hoffmann, Robert Naegele, Gerd Böckmann, Herbert Tiede und andere.
Titelmusik: Les Humphries, Musik: Frank Duval, Produzent: Helmut Ringelmann. Eine Produktion der Telenova Film- und Fernsehproduktion im Auftrag von ZDF, ORF, SRG. Regie: Zbynek Brynych. Erstausstrahlung:  22.03.1985

Diese Folge ist enthalten auf Die Derrick Collector´s Box Vol.9
MORE Home Entertainment GmbH & Co. KG 2010

(1) ZDF
 

Kommentare  

#1 ziwa 2016-01-14 22:17
Wer ist eigentlich der Mörder? Am Ende scheint dies nicht eindeutig geklärt zu sein...
#2 G. Walt 2016-01-15 13:18
soweit ich mich entsinne war es der Nagele. Recht eindeutig war die Aufklärung auf jeden Fall.
#3 Jane Derrick 2021-11-19 10:42
Der Mörder war der Bruder der Toten, Schumann hieß er wohl.
Die Metapher mit den Goldfischen versteh ich so: Das sind die vermögenden Damen. Tot, weil sie tödlich gelangweilt wie ein Goldfisch im Glas umher schwimmen. Sie suchen Abwechslung, Abenteuer... beim jungen Mann.
Sehr unterhaltsame Folge, zuweilen unfreiwillig komisch. Ich musste öfter lachen. Auch Stephan zeigte sein komödiantisches Talent. Herrlich :-)
#4 Doktor Römer 2023-10-17 01:49
Der Mörder war Herr Schumann, der sich Herrn Lappers (ohne "l" in der Mitte) Waffe, die dieser an der Garderobe hängen hat (wobei ich denke, dass er Schumann durchaus ermutigt hat, Marks zu töten) "geliehen" hat. Interessant wäre die Frage, welche Konsequenzen Lappers Handeln für ihn selbst hat. Er will ja den Dienst quittieren, aber Derrick kündigt ja an, dass er Lapper ein Verfahren an den Hals hängen wird. Könnte es sein, dass Lapper damit seine Pensionsansprüche verliert? Uhnd Beihilfe zu einer Straftat kommt da noch dazu. Witzig fand ich die Szene, als sich Stettner junior darüber echauffiert, dass seine Mutter Marks Telefonnummer hat und das daran ganz unschuldige Hausmädchen anschnautzt "Was machen Sie denn hier?" Und Stettner junior und der Bruder sind ja sowas von erzreaktionäre Spießer, furchtbar.

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