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Straßenfeger: Melissa

StraßenfegerMelissa
nach Francis Durbridge

Als Melissa Foster ermordet wird, gerät ihr Mann Guy unter Verdacht. Inspecktor Cameron von Scotland Yard hält ihn zudem für nervenkrank, da er sich offenbar nicht an eine Behandlung bei dem Neurologen Dr. Swanson erinnern kann. Dieser aber kann sich sehr gut an Foster erinnern, ebenso wie seine Assistentin. Als Guy eines Morgens einen Anruf seiner toten Frau Melissa erhält, fährt er verwirrt zu dem von ihr angegebenen Treffpunkt und findet die Leiche eines jungen Mädchens. Wieder gerät Foster in Verdacht. Doch Cameron kommen allmählich Zweifel...

Harmlos beginnt der Durbrigde-Dreiteiler der im Januar 1966 erstmals auf Sendung ging. Das Ehepaar Foster ist zu einer Party eingeladen, zudem es von dem befreundeten Paar Hepburn abgeholt wird.

Doch Guy Foster, Schriftsteller von Beruf, hat keine Lust. Er will lieber noch etwas arbeiten. So bleibt er daheim, und erhält bald einen Anruf von seiner Frau, die ihn doch bittet unbedingt nachzukommen. Sie sei allerdings nicht mehr auf der Party, sondern im Haus eines befreundeten Verlegers. Als Guy dort ankommt triftt er zunächst auf eine Polizeiabsperrung. Der leitende Inspecktor Cameron offenbart ihm, dass seine Frau erwürgt im nahe gelegen Park aufgefunden wurde. Bei den Ermittlungen kommt heraus, dass Guy so gut wie nichts über seine Frau zu wissen scheint. Sie verfügte über ein Sparbuch mit stattlicher Summe und über wertvollen Schmuck, den Guy für billig hielt. Auch der Rennfahrer Don Page, bei dem Melissa verkehrte, spielt offenbar eine undurchsichtige Rolle. Widersprüchlich verhält sich in mancherlei Hinsicht auch das Ehepaar Hepburn. Dann erfährt Guy von einem angeblichen Liebhaber seiner Frau, der den Namen Peter Antrubus trägt. Als er diesen einem Hinweis folgend kennenlernen will, trifft er einen zwölfjährigen Jungen an, der behauptet Peter Antrubus zu sein. Einen erwachsenen Mann diesen Namens scheint niemand im Ort Abingale zu kennen.Oder doch? Die Schwester Peters, Mary verhält sich merkwürdig.
Dann erhält Guy eines Morgens den Anruf seiner toten Frau. Doch ist sie es wriklich? Er will es heruasfinden, fährt zu seinem Landhaus aus dem der Anruf kam, und findet dort Mary. Tot. So langsam sind die Zufälel auch zuviel für Inspecktor Cameron und er beginnt an der Schuld Fosters zu zweifeln. Will ihn jemand fertig machen? Und war er wirklich nicht in Behandlung bei Dr. Swanson? Dieser behauptet das. Doch warum sollte der Arzt lügen? Fragen über Fragen, die es zu klären gilt.

Natürlich ist der Dreiteiler äußerst spannend, lebt aber vorwiegend von seinem Verwirrspielen und den Cliffhangern am Ende von Teil 1 und 2. Interessant angelegt sind die Figuren Guy Foster und Inspector Cameron. Foster handelt impulsiv und begeht schnell Fehler. Der Inspector ist der kühle Kopf, der überlegt, langsam und effektiv handelt. Dennoch vergisst er in Teil 3 oftmals seine Vorschriften, was er aber nur tut um den wahren Täter endlich überführen zu können.
Die Auflösung überrascht nicht allzu sehr. Wer den Krimi aufmerksam verfolgt, der merkt schnell das der Mörder gar nicht der total unverdächtige ist - wie so oft, sondern jemand, der durchaus zu den ganz großen Verdächtigen gehört hatte. Überraschend bleiben die Hintergründe, wenn auch einige Fäden recht unlogisch zusammenlaufen. Doch das ist immer der Preis in einem Durbridge, indem es immer viele Rätsel gibt, deren Lösung oft schwieriger ist, als Logik walten zu lassen.
Alles in allem setzt man aber schon auf Dramaturgie. Inszeniert wurde der Dreiteiler kammerspielartig als Fernsehspiel, was zu jener Zeit durchaus üblich war. Man lehnte sich somit dem Theater an, und wollte eine klare Abgrenzung zum Kino. Ganz anders als heute, wo Fernsehfilme gedreht werden, die sich eher zum Kino hin orientieren.

Darsteller: Siegfried Wischnewski macht eine sehr gute Figur als Inspector und durfte das aus diesem Grunde auch in späteren Filmen noch ein paar Mal tun. Eine Rolle als Serienkommissar blieb ihm unverständlicherweise verwehrt - trotz dieser Leistung. Günter Stoll wurde vom Theater weg angagiert für die Rolle des Guy Foster. Seine erste Fernsehrolle überhaupt, und die legte er so überzeugend ab, dass der damals bereits 40jährige gleich für den nächsten Wallace-Krimi "Der Bucklige von Soho" als Kommissar besetzt wurde. Es folgten dann noch drei weitere Wallace-Filme mit ihm, in denen er dann allerdings den Bösewicht mimte. Von 1975 bis 1977 war er als Assistent Schröder bei Derrick zu sehen. Eine längere Derrick-Karriere wurde durch seinen viel zu frühen Tod im Jahre 1977 verhindert. Er erlag einem Herzinfarkt.
Ruth-Maria Kubitscheck dürfte die einzige noch lebende Hauptdarstellerin der Melissa-Serie sein.

Die Musik stammt Peter Thomas. man setzte damit auf bewährte Qualität bei Fernsehkrimis. Die Musik diente als eindringliche Eingangsfanfare. Sie ließ den Zuschauer aufhorchen und erkennen: Jetzt beginnt der Krimi, volle Aufmerksamkeit und absolute ruhe im Wohnzimmer.
Mit über 90% Einschaltquote galt Melissa zurecht als Straßenfeger. Meine Mutter erklärte mir bereits in den 80ern: "Das ist ein Straßenfeger". Ich konnte mit dem Begriff nichts anfangen, bis sie mir erklärte, dass damals alle wie gebannt vor dem Fernseher saßen und die Straßen wie leergefegt waren, weil kein Mensch mehr zu sehen war. Ganze Spätschichten wurden geschwänzt, weil man Melissa gucken wollte. Der Dreiteiler ist neben "Das Halstuch" sicher der bekannteste Durbridge und wurde mehrfach verfilmt. Unter anderem auch in Italien. Auch heute gilt nach 45 Jahren immer noch: Das ist gute Unterhaltung, die man sich nun per DVD zurück ins Wohnzimmer holen kann.

Diese DVD ist enthalten in der Box Straßenfeger 06
Die besten Krimis der 60er und 70er Jahre
mit Günther Stoll, Siegfried Wischnewski, Ruth Maria Kubitschek, Hubert Suschka, Hanne Wieder, Erik Schumann, Albert Bessler, Katinka Hoffmann, Claudia Gerstäcker, Ulrich Beiger, Franz Schneider, Christine Uhde, E.O. Fuhrmann, Diedrich Toms, Wolf Lindner, Wolfgang Peau, Harald Meister, Günter Lamprecht, Rudolf Kleinfeld-Keller, Heinz Balk u.a.
Drehbuch: Marianne de Barde & Francis Durbridge
Musik: Peter Thomas
Ton: Manfred Oelschlegel
Schnitt, Liesgret Schmitt-Klink
Aufnahmeleitung: Wolfgang Kötz
Regieassistenz: Ille Schröder-May
Produktionsleitung: Herbert Junghans
Bearbeitung und Regie: Paul May
WDR 1965
Laufzeit: 2 DVD´s 189 Min.
PAL/Format 4:3
Studio Hamburg 2008
www.straßenfeger-edition.de

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