Mcfadyen, Cody: Das Böse in uns
Das Böse in uns
Während der Autopsie finden Smoky und der zuständige Pathologe im Körper der Toten ein kleines, silbernes Kreuz, auf dem ein Totenschädel sowie die Zahl 143 eingraviert sind. Insbesondere die Zahl bereitet der FBI-Agentin Sorge, scheint es sich dabei doch um die Anzahl der Opfer zu handeln, die der Mörder schon zu verantworten hat. Eine ungeheure Menge, die auf keinen Fall größer werden darf. Darum setzen Smoky und ihr Team alles dran, den Killer so schnell wie möglich zu fassen...
»Das Böse in uns« ist der dritte Thriller des amerikanischen Bestsellerautors Cody Mcfadyen um die von ihrem Job gezeichnete FBI-Agentin Smoky Barrett. Das Buch lässt sich auch ohne Kenntnis der vorangegangenen Bände mühelos lesen; alle für die aktuelle Handlung wichtigen Geschehnisse aus diesen Romanen werden dem Leser im Lauf der Geschichte ausführlich präsentiert.
Ein wenig gewöhnungsbedürftig ist der Umstand, dass das Buch im Präsens geschrieben ist. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten findet man sich aber schnell damit ab, denn Mcfadyens Thriller erweist sich als ein exzellent geschriebenes Werk, das besonders durch schonungslosen Bilder und gradlinige, auch die letzten Details enthüllende Beschreibungen zu überzeugen weiß. Von Smokys Gedankenwelt bis hin zu derben, unzensierten Sexszenen: Der Autor sagt offen und direkt, ohne viele Umschweife, was geschieht bzw. was gedacht wird. Das wirkt mitunter ein wenig schockierend, gleichzeitig hebt es den Roman aber auch von vergleichbaren Thrillern ab, in denen viele Szenen entweder stark übertrieben oder sehr umständlich und mysteriös dargestellt sind.
Diese Abgrenzung in Sachen Sprache hat der Roman allerdings auch bitter notwendig, denn abgesehen davon findet sich in »Das Böse in uns« kaum ein Element, das man nicht schon aus Dutzenden anderer Serienkiller-Thriller kennt.
Das Team um Smoky Barrett ist der übliche Mix aus seelisch angeschlagenen Ermittlern, deren Probleme selbst ganze Romane füllen könnten. Ein solches Stilmittel mag dazu dienen, Romanfiguren lebendig und menschlich zu gestalten; in vorliegendem Fall sorgt es aber vor allem dafür, dass man nie wirklich warm wird mit den einzelnen Figuren. Der Killer an sich erweist sich als wenig überraschend, sein Motiv als durchaus überzeugend, aber nicht besonders originell. Auch der Ablauf der Morde reißt Leser, die schon den ein oder anderen Roman über Serienkiller gelesen haben, nicht gerade vom Hocker. Kurzum: Wäre Mcfadyens Erzählstil auch nur halb so gelungen, bestünden nur wenig Chancen, dass der Roman jemals auf einer Bestsellerliste landen würde.
»Das Böse in uns« ist ein kurzweiliges, wenn auch nicht besonders berauschendes Werk, das Thrillerfans zusagen wird, die nichts gegen eine gute Portion teilweise recht derber Sexszenen und psychologischer Gedankenspiele haben. Wer aber mit dem Serienkiller-Genre nichts anfangen kann, der wird auch nach der Lektüre dieses Romans seine Meinung nicht ändern. Alle anderen sollten, trotz der eher mauen Story, durchaus mal einen Blick in das Buch werfen; Mcfadyens Stil ist es auf alle Fälle wert.