Hamburg-Krimi (9) Todesengel Reeperbahn
Todesengel Reeperbahn
Hamburg-Krimi von Virginia Doyle
Etwas ungewohnt für den Hamburg-Krimi, dass man eine Geschichte in das Jahr 1962 verlegt. Doch das ist der Vorlage geschuldet, die in eben diesem Jahr spielt und auch muss. Denn wo sonst passen the Beatles, Little Richard und Jimmy Hendrix besser hin?
Die Kurzgeschichte liegt mir nicht vor, so dass ich darüber nichts sagen kann. Das Hörspiel selbst ist kein Highlight der Reihe. Es fehlen einfach die gewohnt geradlinige Handlung und der Aufbau eines Spannungsbogens. Die Figuren sind dafür recht bizarr und zum Teil unfreiwillig komisch, was diese Episode nicht unbedingt in das Licht ernsthafter Krimis rückt. Die Hintergrundthemen könnten allerdings auch einem heutigen Krimi entsprungen sein: Opium, Chinesenmafia und Korruption.
Wer Spaß hat, den Figuren ins Jahr 1962 zu folgen und vielleicht einmal am Hype der damaligen Zeit gegenüber den Rockstars teilhaben möchte, der kann hier u.U. bestens unterhalten werden. Die Erwartung an einen spannenden Krimi sollte jedoch nicht zu hoch geschraubt werden.
Wieder einmal spielt das Hamburger Lokalkolorit eine große Rolle. Die Hommage an die Stadt und seine Milieus ist unverkennbar. Jasmin Wagner tummelt sich als Sprecherin unter einer der recht ungewohnten Figuren neben Monty Arnold und Simona Pahl, die alle recht bekannt sein dürften und auch eingefleischte Hörspielfans aufhorchen lassen. Der Rest ist weniger Mainstream und mehr oder weniger unkonventionell. Doch auch hier gilt: Geschmäcker sind verschieden und den einen oder anderen Hörspiel-Egozentriker wird das Werk erfreuen.
Fazit: Die beliebte Reihe auf ungewohntem Wege und doch sich treu bleibend. Statt Spannung setzt man auf Kuriosität, statt Mainstream auf eine außergewöhnliche Geschichte, die ihren Reiz nicht bei jedem Hörer ausüben kann.