Mills, Kyle: Global Warning
Global Warning
Rund um den Globus kommt es auf verschiedenen Ölfeldern zu einem Befall durch ein rätselhaftes Bakterium, welches sich von Rohöl ernährt und so die Ölvorkommen unbrauchbar macht. Eine Katastrophe ungeahnten Ausmaßes droht, denn innerhalb weniger Monate könnte es passieren, dass der Hauptenergieträger der Welt vollständig versiegt.
In einem verzweifelten Wettlauf gegen die Zeit bemühen sich Beamon und sein Team, dieses apokalyptische Szenario zu verhindern. Doch ist der Bakterienbefall an sich schon ein furchtbares Unglück, so erweist sich die Lage bald als noch schlimmer als ursprünglich angenommen: Die Infektion der Ölvorkommen erfolgte keinesfalls auf natürlichem Weg. Jemand verbreitet die Bakterien ganz bewusst und nimmt dabei in Kauf, die Welt in ihrer Entwicklung um Jahrhunderte zurückzuwerfen...
Das Thema Öl und Vernichtung der Ölvorräte scheint im Moment unter Thrillerautoren groß in Mode zu sein. Wer sich die kurze Inhaltsangabe durchgelesen hat, bei dem dürften nämlich sofort Erinnerungen an zwei recht ähnlich anmutende Bücher wach geworden sein: R. Scott Reiss' »Black Monday« und Andreas Eschbachs »Ausgebrannt«. Die Thematik der drei Bücher stimmt in großen Teile überein; in allen dreien muss sich die Menschheit mit der Frage auseinandersetzen, wie das Leben weitergehen soll, wenn von einem auf den anderen Tag kein Erdöl mehr zur Verfügung steht.
Was »Global Warning« von seinen Mitstreitern unterscheidet ist zum einen die Art und Weise, wie mit dem Problem der versiegenden Ölvorkommen umgegangen wird. Während insbesondere »Ausgebrannt« reichlich beängstigend und aufgeladen mit Endzeit-mäßiger Stimmung daherkommt, geht Mills Roman merklich weniger in die Tiefe. Zwar werden auch in »Global Warning« die gesellschaftlichen Folgen des Problems angesprochen, doch während diese bei Eschbach im Zentrum stehen, werden sie hier nur am Rande erwähnt. Stattdessen kümmert sich Mills vorwiegend um die Bemühungen der Protagonisten, die Schuldigen für die Verseuchung der Ölquellen zu finden und die Katastrophe zu stoppen.
Zum anderen nimmt sich »Global Warning« spürbar weniger ernst als die anderen beiden genannten Romane. Wirken diese Bücher teilweise arg böse und pessimistisch, so klingt bei Mills eine Menge Ironie und leise Kritik an verschiedenen gesellschaftlichen Zuständen durch. Dadurch verliert der Thriller viel an dem Schrecken, den er sonst haben könnte; gleichzeitig wird aber die Lesefreude und das Mitfiebern mit der spannenden Handlung deutlich erhöht.
Um »Global Warning« einmal ganz unabhängig von seinen Konkurrenten zu betrachten: Mit dem fünften Roman um Mark Beamon ist Kyle Mills erneut ein echtes Highlight des Thriller-Genres gelungen. Wie schon die anderen Bücher der Reihe fesselt einen die Geschichte unnachahmlich an die Seiten des Buchs. Dass nach gerade einmal 400 Seiten schon wieder Schluss ist, ist wirklich bedauerlich; die ebenso aktuelle wie spannende Handlung, die sympathischen Charaktere sowie die rasante und sprachlich einwandfreie Inszenierung der Story machen den Thriller zu einem Werk, in dem man gerne noch einige hundert Seiten länger geschmökert hätte.
Fans der Figur Mark Beamon dürfen sich übrigens auf eine gelungene Fortsetzung der privaten Storyline rund um den eigenwilligen Ermittler freuen. Zwar gibt sich »Global Warning« sichtlich weniger persönlich als sein Vorgänger (weshalb auch Neulinge keine Probleme mit dem Buch haben werden), so manche Entwicklung kommt dennoch zum Tragen.
Mit »Global Warning« legt Kyle Mills erneut einen durchweg überzeugenden Roman vor und beweist damit, dass er vollkommen zurecht zur aktuellen Riege der Top-Thrillerautoren Amerikas gehört. Wer ein packendes Werk mit spektakulärer Story und außergewöhnlichen Charakteren sucht, der liegt hier genau richtig; Fans der genannten Bücher von Eschbach und Reiss sollten sowieso zugreifen.
Vielleicht noch ein Detail am Rande: Die Idee, den englischen Titel des Romans,»Darkness Falls«, durch den englischen Titel »Global Warning« zu ersetzen, finde ich äußerst interessant...