Picadilly null Uhr Zwölf
Francis Durbridge
Piccadilly null Uhr zwölf
Erst wird ein Mädchen aus Costellos Bar mit einer Stahlpeitsche zu Tode geprügelt, dann treiben kurz darauf zwei Männerleichen in der Themse. Welche Rolle spielt der seltsame Whity (Klaus Kinski)? Um die Morde aufzuklären, setzen Bellamy und Hilton alles auf eine Karte ...
In dem Sport alte Film- und Fernsehjuwelen auszugraben ist das Label Studio Hamburg großartig geübt. So erschien kürzlich der dieser Durbridge-Klassiker auf DVD. Offenbar scheint es noch einige davon zu geben. Das Produktionsjahr ist mit 1963 angegeben. Es war die Zeit der Krimiwelle in Deutschland, die sich dank Edgar Wallace prächtig etabliert hatte. Da Durbridge bereits im Fernsehen sehr erfolgreich war (Das Halstuch), wollte man nun auch einen Kinofilm nach einer Vorlage des Altmeisters. Das war ungleich ein Experiment, denn Durbridge war ein Spezialist für Mehrteiler und er liebte Cliffhanger. Somit konnte eine abgeschlossene Geschichte auch ein Wagnis sein, wenn man mit einer bestimmten Erwartungshaltung an das Werk heranging. Doch diese Erwartungshaltung wirft man sehr schnell über Bord. Es geht ihr nicht um ein klassisches Geheimnis, welches mit einigen Morden garniert wurde. Es geht um eine handfeste Gangstergeschichte, die genauso gut funktioniert. Dafür holte man sich bekannte Stars an Bord.
Klaus Kinski und Pinkas Braun waren bereits bestens aus Edgar Wallace bekannt. Dabei lies man sich den Gag nicht nehmen, einen kleinen Jungen, der als Mordzeuge dient, den Namen Edgar Wallace zu geben. In der Szene fragt ihn der Polizist, ob dies denn sein richtiger Name sei. "Natürlich", empört dieser sich "was dagegen, Inspektor?". Der kleine Junge wird übrigens von Ilja Richter gespielt. Dieser kleine Gag bleibt aber der einzige in der ansonsten ernst konstruierten Story, die viel Tempo und Action aufweist, was eigentlich gar nicht Durbridges Manier ist. Da gibt es Faustkämpfe, die allerdings schon etwas seltsam aussehen, aus heutiger Sicht und es gibt auch einen leicht vertrottelten Sergeant namens Donovan (Kurt Zips), der wie Eddi Arent bei Wallace auch hier für unmerkliche Schmunzler sorgt. Mit einigen freizügigen Damen in Unterwäsche spart der Film ebenfalls nicht und ist damit sogar den biederen Wallace-Filmen jener Zeit eine Nasenlänge voraus.
Fazit: Trotz eines etwas mageren Auftakts ist der restaurierte Krimi von damals dann spannend bis zum Schluss.