von Anderen, Klaus: Der Megaseller
Der rasante Gesellschaftsroman über das schillernde Geschäft mit Büchern: Skurril, respektlos und verdammt nah an der Wirklichkeit (Zitat)
Merlin sitzt gelangweilt vor seiner Arbeit. Er hat einen Haufen Skripte von Möchtegern-Autoren auf seinem Schreibtisch liegen, seine Autoren spielen alle nicht mit und liefern nur Mist ab.
Als das Telefon klingelt und der Einkäufer eines großen Verlages dran ist, der händeringend einen Ersatz für sein Programm sucht, wittert Petrow seine Chance: Wahllos greift er nach einem der literarischen Ergüsse auf seinem Schreibtisch und beginnt damit, ihn dem Verlagsmitarbeiter schmackhaft zu machen.
"Alle Sünden dieser Welt" heißt der Roman. Dieser ist, das stellt Petrow erst nach dem Telefonat fest, allerdings so grottenschlecht, dass Petrow vor Angst richtiggehend schlecht wird. Aber er kann unmöglich Farbe bekennen und fabuliert munter weiter.
Nicht lange, da findet er sich in einer schier unlösbaren Klemme zwischen zwei konkurrierenden Verlagshäusern, einer Praktikantin, seiner Frau, anderen Agentenpiranhas und der Autorin wider. Und dann gibt es sogar noch Tote.
Der Megaseller wurde in vielen Medien erwähnt und gewann als "Insiderbuch" große Aufmerksamkeit. Bis jetzt ist offiziell nicht bekannt wer dieser Klaus von Anderen ist, also kann munter weiter geraten werden.
Das Buch ist spritzig geschrieben und hat wirklich gute Momente, im Großen und Ganzen konnte es mich aber handwerklich nicht wirklich überzeugen. Es ist mit Sicherheit kein großes Stück Literatur, vermutlich will es das auch nicht sein.
Eine Persiflage auf die Buchbranche, in der es mit Hauen und Stechen zur Sache geht, in der der Mensch dem Menschen ein Raubtier ist, ist es allemal. Heillos überzeichnet wird gerade darin der besondere Reiz liegen. Teilweise gehört nicht viel Branchenkenntnis dazu um einzelne Personen zu erkennen, die durch den Kakao gezogen werden. Das macht offenbar ebenfalls einen Teil des Reizes aus.
In der Tat wird es so sein, dass so manches gar nicht so weit her geholt ist; und es kann wohl nur jemand, der wirklich in der Verlagswelt zuhause ist, beurteilen wie nahe es an der Realität ist. Die Bösartigkeit, mit der sich Klaus von Anderen über den Buchmarkt hermacht, reizt einen immer wieder zum Schmunzeln und Lachen. Letzten Endes bietet es dem Leser aber dann doch zu wenig um wirklich mehr zu sein als der Lesequickie für Zwischendurch.