Louis, Duane: Letzte Order
Letzte Order
Zunächst hält Jamie die ganze Sache für einen dummen Scherz, bis einer seiner Kollegen den vergifteten Drink zu sich nimmt und vor seinen Augen tot zusammenbricht. Daraufhin gerät die Lage in den Büroräumen außer Kontrolle. Abgeschottet von der Außenwelt dafür hat Murphy Sorge getragen beginnt ein gnadenloser Kampf ums Überleben. Jeder will das hermetisch abgeriegelte Stockwerk lebend verlassen, doch es scheint keine Möglichkeit zur Flucht zu geben. Die Lage spitzt sich immer weiter zu, und schnell wird Jamie klar: Er kann niemandem vertrauen...
Klingt spannend, oder? Dachte ich mir auch, weshalb ich mir den Roman umgehend zugelegt habe. Keine besonders gute Entscheidung, wie sich schlussendlich herausgestellt hat.
Der Psychothriller »Letzte Order« stammt aus der Feder des amerikanischen Thrillerautors Duane Louis, der mit seinem Roman »Blondes Gift« für Aufsehen gesorgt hat. Sein neustes Werk wird auf der Coverrückseite als heißer Adrenalinstoß direkt in den Solarplexus angepriesen. Davon war bei der Lektüre leider nicht allzu viel zu spüren.
Eine Gruppe von Menschen, die auf engstem Raum eingepfercht ist und wo Mann gegen Mann (bzw. Frau gegen Frau und Frau gegen Mann) um das eigene Leben gekämpft wird. Um hier Glaubwürdigkeit und Spannung zu erzeugen, muss ein Autor vor allem auf die durchdachte Charakterisierung und überzeugende charakterliche Entwicklung seiner Protagonisten Wert legen. Das ist in »Letzte Order« leider nur bedingt der Fall.
Insbesondere im Hinblick auf die Charakterentwicklung der Protagonisten weist der Thriller eklatante Defizite auf. Louis gibt sich keine besondere Mühe, seine eigentlich gut gezeichneten Darsteller überzeugend weiterzuentwickeln. Statt seine Figuren glaubwürdige Wandlungen infolge der traumatischen Erlebnisse durchführen zu lassen, dichtet er ihnen, wann immer es die Handlung benötigt, neue Charaktereigenschaften an. Das alles hinterlässt einen mehr als nur faden Beigeschmack, wirkt eine Person doch von einem Kapitel auf das nächste wie ein vollkommen anderer Mensch, ohne dass es dafür eine klar ersichtliche Erklärung gäbe.
Da in einem Thriller wie »Letzte Order« eigentliches alles mit der Darstellung der Charaktere steht und fällt, erweist sich der Roman im Ganzen als ziemliche Nullnummer. Die ohnehin dünne Handlung kommt aufgrund fehlender starker Charaktere nie wirklich in Gang. Echte Spannung gibt es so gut wie nie, da einen das Schicksal der Figuren schlicht und einfach kalt lässt. Infolge dessen zünden auch die Wendungen in der Story nicht wirklich. Dass diese zudem reichlich uninteressant und vielfach vorhersehbar sind, hilft auch nicht wirklich weiter. Das misslungene Ende setzt dem Ganzen schließlich die Krone auf, fügt sich dadurch allerdings wunderbar in den Gesamteindruck des Romans ein.
Immerhin: Der Roman ist gut geschrieben, flott inszeniert und weist keine Längen auf. Das kann aber über die offenkundigen Schwächen des Thrillers nicht hinwegtäuschen und macht den Braten schlussendlich auch nicht fett, wie man umgangssprachlich so schön sagt.
Fazit: »Letzte Order« ist ein bestenfalls mäßig unterhaltener Thriller für Fans von Filmen wie »Cube« oder David Morrells Roman »Level 9«. Wer Spannung sucht, sucht hier allerdings vergeblich.