Henderson, Jack: Reloaded
Unter anderem stoßen sie auf einen legendären Hacker namens phr33k, der schon Monate vor den tatsächlichen Anschlägen in einem privaten Chat ein entsprechendes Szenario entworfen hatte.
Jeannie und ihr Team stoßen noch auf mehr. Langsam aber
sicher kristallisiert sich vor ihren Augen ein unglaubliches Bild
heraus: Die Attentate gehen nicht auf das Konto islamistischer
Terroristen, sondern wurden von einer paramilitärischen
internationalen Gruppe mit Verbindungen in höchste Regierungs- und
Wirtschaftskreise initiiert. Schlimmer noch: Die Anschläge waren im
Grunde ein Fehlschlag, sollte der Angriff auf die Vereinigten Staaten
doch weitaus größer ausfallen. Daher plant die Gruppierung einen
weiteren Schlag eine verheerende, allumfassende Attacke von
ungeheuerlichen Ausmaßen.
Jeannie bleibt nicht viel Zeit, den Plan der Paramilitärs zu durchkreuzen. Noch problematischer allerdings gestaltet sich die Tatsache, dass niemand ihren Befürchtungen glaubt und die Geheimdienste stur an der Vorstellung festhalten, Terrorzellen aus dem Nahen Osten würden hinter der grauenhaften Tat stecken. Auf sich alleine gestellt, benötigt Jeannie dringend neue Verbündete. Doch ist die Apokalypse überhaupt noch aufzuhalten ...?
»Reloaded«, der Debütroman des amerikanischen Autors Jack Henderson, ist reißerisch, wirkt reichlich aufgebauscht und verfügt über eine Sprache (insbesondere dann, wenn die Protagonisten zu Wort kommen), die vor Kraftausdrücken und slanghaften Wendungen nur so strotzt. Wer laute, Action- und Dramatik-betonte Geschichten nicht mag, der wird an dem Buch daher wenig Freude haben. Ganz anders alle Fans von Filmen bzw. Büchern wie »Bad Boys«, »Stirb langsam« und der »Jonathan Quinn«-Reihe von Brett Battles. »Reloaded« ist ein enorm packender Roman, der Liebhaber von Machwerken, in denen es so richtig kracht und mächtig zur Sache geht, gewaltig einheizt.
Henderson nimmt kein Blatt vor den Mund. In rasendem Tempo und unter Einbezug einer Vielzahl technologischer, militärischer und wissenschaftlicher Fakten und Spekulationen entwirft er ein übertrieben wirkendes, nichtsdestotrotz aber beängstigendes Szenario von einem Terroranschlag in einem Ausmaß, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hat. Der Plot des Thrillers ist mitunter regelrecht haarsträubend, die Ideen, die Henderson bzgl. der Anschläge des 11. Septembers vorbringt, sind mehr als gewagt. Die Krönung des Ganzen ist allerdings die Art und Weise, wie die Guten versuchen, die Pläne der Paramilitärs zu verhindern. Abgefahren umschreibt wohl noch am besten das, was der Autor seinen Lesern hier vorsetzt. Und doch gelingt es Henderson durchweg, seine Leser an die Seiten zu fesseln. Die Handlung, und mag sie auch noch so übertrieben sein, ist durchweg packend und immer wieder für Überraschungen gut.
Keine Frage: Die Story von »Reloaded« hat es in sich. Spektakuläre Actionszenen, überraschende Wendungen und Entwicklungen sowie ein beeindruckender Mix aus Fakten und Spekulationen sorgen dafür, dass der Leser geradezu durch die Seiten rast. Hendersons Technothriller mag die Ebene des Glaubhaften zwar mehr als nur einmal verlassen. Dennoch nimmt einen der atemberaubende Plot von Beginn an gefangen.
Was die Protagonisten angeht, so sollte man beide Augen zudrücken. Würde an in einem Lexikon unter den Stichworten klischeehaft, oberflächlich und stereotyp nachschlagen, es würde nicht verwundern, auf die Darstellung der Charaktere aus »Reloaded« verwiesen zu werden. Selten habe ich einen Roman gelesen, bei dem die Figuren und zwar allesamt, von dem übergewichtigen, rechthaberischen Computerguru bis hin zu dem fast schon karikaturhaften Schwulen derart an Klischees orientiert gezeichnet wurden.
Doch so seltsam sich das auch anhören mag: Es stört nicht. Hendersons simpel gestrickte Charaktere fügen sich wunderbar in den überdrehten Plot ein. Gleiches gilt für ihre direkte, harte Sprache, die jener aus Filmen wie »Smokin' Aces« und »Money Train« in nichts nachsteht. Die einzelnen Bestandteile für sich genommen mögen nur ansatzweise überzeugen. Zusammen gesehen ergeben sie aber eine überraschend stimmige Einheit, einen rasanten Roman, der bis zum Schluss spannend bleibt.
»Reloaded« ist sicher nicht für jeden Leser geeignet. Man muss schon ein Faible für bombastische, effektheischerische Storys und actionreiche Thriller haben um das Buch wirklich mögen zu können. Wer aber Filme und Romane wie die oben genannten mag (man könnte die Liste auch noch um die »Shane Scofield«-Reihe von Matthew Reilly ergänzen, die ähnlich ausgefallen ist), dem wird Hendersons Buch einige aufregende Stunden bescheren. Ich jedenfalls freue mich schon auf weitere Technothriller des Autors.