Nestor, Tom: Caligula

Tom Nestor - CaligulaCaligula
Von Tom Nestor
446 Seiten; 8,99 €
ISBN: 978-3-404-16435-6
Erschienen: 2010 (Deutschland)
Bastei Lübbe Taschenbuch

Weltweit stürzen gleichzeitig mehr als ein Dutzend Flugzeuge ab. Ein Computervirus legt weite Teile des Internets lahm. Stromausfälle überall in der Welt bringen das normale Leben für Stunden zum Erliegen. Die Welt ist aus den Fugen geraten. Was niemand ahnt: Die Zwischenfälle sind nur die Spitze des Eisbergs. Eine finstere Schattenmacht ersinnt einen unglaublichen Plan, dessen Ausführung Abermillionen Menschen das Leben kosten könnte.



Ein Plan, in den die CIA-Agentin Aurelia Fernandez unfreiwillig und auf traumatische Weise mit hineingezogen wird. Ihre Tochter kommt bei einem der künstlich herbeigeführten Flugzeugabstürze ums Leben. Um vor Kummer und Schmerz nicht den Verstand zu verlieren, stürzt sich Fernandez in Arbeit. Hier erhält sie den Auftrag, das mysteriöse Ableben einer brillanten Computerwissenschaftlerin zu untersuchen.

Bald schon wir Aurelia klar, dass mehr hinter dem vermeintlichen Unfalltod der Forscherin steckt, als es zunächst den Anschein hat. Die Frau ist einem dunklen Geheimnis auf der Spur gewesen, weswegen sie sterben musste. Noch ahnt Fernandez es nicht, aber der Tod ihrer Tochter und der Mord an der Wissenschaftlerin stehen in unmittelbarem Zusammenhang. Hinter beidem steckt ein gnadenloser Terrorist namens Caligula, der ein furchtbares Ziel verfolgt und scheinbar grenzenlose Macht besitzt …

Nach »Phänomen«, dem ersten Thriller von Boris von Smercek unter dem Pseudonym Tom Nestor, war ich gespannt auf den nächsten Roman des deutschen Autors. Leider konnte »Caligula« meine Erwartungen nicht erfüllen.

»Caligula«, ein Cyberthriller im Stile von »Eagle Eye« oder Daniel Suarez‘ »Daemon«, beginnt großartig. Das erste Kapitel, in dem Nestor einen Flugzeugabsturz aus Sicht der sich mit ihrer Tochter an Bord befindlichen CIA-Agentin Fernandez schildert, ist einfach atemberaubend. Dramatischer hätte eine solche Szene wohl niemand inszenieren können. Und auch die Folgekapitel, in denen die Handlung an Fahrt aufnimmt und Aurelia sich mit dem Tod ihres Kindes auseinandersetzen muss, sind exzellent gemachte, emotional bewegende Spannungsliteratur auf höchstem Niveau.

Leider, wie so oft, wenn es um das Thema „künstliche Intelligenz“ geht, lässt das Buch immer stärker nach, je weiter die Handlung voranschreitet und die übermächtige KI immer offener auf den Plan tritt. Im Bestreben, den Plot möglichst vielschichtig, dramatisch und rasant zu gestalten, ignoriert der Autor die Gefühlswelt seiner Figuren nach einigen Kapiteln beinahe gänzlich; so scheint etwa Aurelia den Tod ihrer Tochter – der sie anfangs beinahe verrückt macht – bald schon vergessen zu haben. Dieser Mangel an Emotionalität erleichtert es dem Nestor vielleicht, Tempo in die Geschichte reinzubringen. Er verhindert gleichzeitig allerdings, dass der Leser irgendeine nennenswerte Beziehung zu den handelnden Personen aufbaut. Schade.

Die weitaus größere Schwäche des Romans ist allerdings der Gigantismus, der in »Caligula« an den Tag gelegt wird. Nestor kann es gar nicht groß genug sein. Ob es nun das Ego seines Schurken, dessen vollkommen lächerlich anmutender Plan oder die verschiedenen Katastrophenszenarien sind, Nestors neuster Roman wirkt in jeder Hinsicht übertrieben und unglaubwürdig. »Caligula« versucht Spannung daraus zu gewinnen, dass ein Albtraum sondergleichen entworfen wird, bewirkt dadurch aber das genaue Gegenteil. Der Roman ist einfach zu extrem, zu unwirklich, als dass  er den Leser wirklich fesseln könnte.

»Caligula« ist ein mittelmäßiger Cyberthriller, der nach einem gelungenen Auftakt schnell nachlässt und den Leser, trotz interessanter Ansätze, weitestgehend kalt lässt. Wer einen Thriller zum Thema KIs lesen möchte, der wirklich mitreißt, der sollte lieber zu Suarez‘ »Daemon« greifen; wer Nestors eingängigen Schreibstil genießen will, besser »Phänomen« zur Hand nehmen. »Caligula« kann diesen Romanen leider nicht das Wasser reichen und lässt seine Leser reichlich unbefriedigt zurück. Ärgerlich, wirklich ärgerlich. Nestor kann es wahrlich besser!

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