Blown Apart

Blown ApartBlown Apart
(Incendary)

Von einer Minute auf die andere zerstört eine Explosion das Leben einer jungen Frau. Selbstmordattentäter haben sich beim Spiel Arsenal gegen Chelsea in die Luft gesprengt und ihr Mann und der kleine Sohn sind tot. Plötzlich steht sie vor den Trümmern ihrer Existenz, beladen mit der Trauer um das über alles geliebte Kind und schweren Schuldgefühlen. Denn in dem Moment, als die Bomben hochgingen, vergnügte sie sich mit dem Nachbarn auf dem Sofa. Verzweifelt sucht die verwaiste Mutter einen Weg aus dem Trauma zurück ins Leben. Ihr Liebhaber, ein erfolgreicher Journalist, recherchiert unterdessen die Hintergründe des Attentats und kommt einer erschreckenden Wahrheit auf die Spur ...

Bridget Jones-Regisseurin Sharon Maguire hat mit "Blown Apart" ein intensives und emotionales Drama auf den Weg gebracht, das aufgrund der Inhaltsangabe sehr leicht für einen Polit-Thriller gehalten werden könnte, dabei dient die Terror-Thematik lediglich als Hintergrund und Ursache für den Leidensweg einer jungen Frau, die bei einem Bomben-Attentat ihren Mann und ihren kleinen Sohn verloren hat. Geschickt hat es Maguire verstanden, den Terroranschlag lediglich als Auslöser für den Schuldkomplex der jungen Frau einzubauen, die sich zur Zeit des Attentates mit einem Liebhaber auf dem heimischen Sofa vergnügt. So bleibt denn auch die ganze Zeit über der politische Hintergrund der Geschichte vielmehr eine notwendige Randerscheinung, da der Story-Plot ganz eindeutig auf die junge und verzweifelte Mutter gerichtet ist, die an ihrem seelischen Schmerz über den Verlust ihres Kindes zu zerbrechen droht. Das Interessante an der Geschichte ist der Aspekt, dass der Charakter der jungen Frau (Michelle Williams) im Prinzip eher anonym gehalten wird, bezeichnenderweise erfährt der Zuschauer noch nicht einmal ihren Namen, so dass man sie weniger als eigenständiges Individium sieht, sondern sämtliche Ereignisse lediglich aus der Sicht einer Mutter sieht, was dem Geschehen doch eine Menge an Intensität verleiht.

So geraten auch mit zunehmender Laufzeit alle anderen in der Geschichte vertretenen Charaktere immer mehr in den Hintergrund und dienen eigentlich nur dazu, die wahren Hintergründe des Attentats ans Licht zu befördern. Diese Erkenntnisse dienen dem Betrachter dabei auch lediglich dazu, den Schmerz der jungen Frau noch besser nachzuvollziehen und sich besser in ihre verzweifelte Lage zu versetzen, die sich im Laufe der Zeit immer dramatischer zuspitzt und auch einen gewissen Realitätsverlust nach sich zieht. Denn es präsentieren sich Passagen, in denen die junge Frau ihren Sohn wieder bei sich sieht, als wenn gar nichts passiert wäre, um einige Minuten später festzustellen, dass ihre Sinne ihr nur einen Streich gespielt haben. In diesen Strecken des Filmes kommt der ganze seelische Schmerz und der innerliche Zusammenbruch der Frau besonders gut zum Ausdruck, was auch dem glänzenden Schauspiel von Michelle Williams zu verdanken ist, die hier eine perfekte One Woman Show abliefert, die sich sehen lassen kann.

Gerade ihrem intensiven und sehr ausdrucksstarkem Schauspiel ist es auch zu verdanken, dass sich die volle Wirkung des Szenarios entfalten kann, die doch ein äußerst starkes Gefühl der Beklemmung beim Betrachter hinterlässt, der phasenweise richtiggehend den Schmerz nachempfinden kann, der die junge Frau innerlich zu zerreißen droht und sie an den Rand des Selbstmords treibt. Es ist wohl nicht übertrieben zu behaupten, dass Michelle Williams ihre Rolle nicht nur sehr gut spielt, sie scheint die Figur der verzweifelten Mutter zu leben, denn anders würde eine solch eindrucksvolle Darstellung sicherlich nicht zustande kommen. Und so erscheinen auch die anderen Darsteller vielmehr als nötige Staffage, die für den Hintergrund der Story nicht unwichtig sind, jedoch keinen größeren Stellenwert einnehmen. Zu omnipräsent ist die Figur der Mutter, und auch wenn sich dieser Aspekt erst im Laufe der Zeit so richtig in den Vordergrund schiebt, merkt der Zuschauer schon ziemlich früh, dass die Geschichte einzig und allein auf eine Person zugeschnitten ist, die einerseits eher anonym gehalten wird, was die eigene Person angeht und nur aus der Sicht einer Mutter reagiert, die alles verloren hat, was ihrem Leben einen Sinn gegeben hat. Nur durch diese Teil-Charakterisierung ist es möglich, dass dieses Szenario den Zuschauer in seinem Inneren berührt, der sich die ganze Zeit über äußerst befangen fühlt und den Leidensweg einer Frau nachvollziehen kann, die unter den starken Schuldkomplexen am Leben danach zu zerbrechen droht.

Sharon Maguire hat mit "Blown Apart" einen wirklich beeindruckenden Film geschaffen, der auch sehr nachhaltig im Gedächtnis haften bleibt. Trotz des politischen Hintergrundes handelt es sich dabei eher um eine Geschichte der ruhigen, dafür aber umso intensiveren Töne, die einen im tiefsten Inneren berührt. Durch die eher bedächtige Erzählstruktur kommen die emotionalen Momente des Geschehens erst so richtig zur Geltung und kriechen dem Zuschauer immer tiefer unter die Haut. Die ganze Laufzeit über verspürt man dabei einen dicken Kloß im Hals, der sich einfach nicht auflösen will, und an einigen Stellen der Geschichte können einem sogar einige Tränen in den Augen stehen. Besetzt mit einer omnipräsenten Michelle Williams hat man es mit einem Filmerlebnis zu tun, das man sicher nicht so schnell vergisst, wobei vor allem die darstellerische Glanzleistung der jungen Frau im Gedächtnis haften bleibt.

Fazit: "Blown Apart" wird sicher nicht alle Geschmäcker treffen, wer jedoch ein einfühlsames Drama mit einer glänzenden Hauptdarstellerin zu schätzen weiß, der kommt an diesem Film einfach nicht vorbei. Ein politischer Hintergrund und die brillante Skizzierung des seelischen Verfalls einer jungen Mutter sind Grund genug, sich diese außergewöhnlich gute und emotionale Geschichte anzuschauen, die zum Ende hin sogar ein kleines Happy End beinhaltet.
 
 
 
Daten zur DVD

Darsteller: Michelle Williams, Ewan McGregor, Matthew Macfadyen, Nicholas Gleaves, Sidney Johnston, Usman Khokhar, Sasha Behar, Edward Hughes, Alibe Parsons, Stewart Wright, Al Ashton, Benjamin Wilkin, Robin Berry
Regie: Sharon Maguire
Drehbuch: Chris Cleave / Sharon Maguire
Kamera: Ben Davis
Musik: Barrington Pheloung / Shigeru Umebayashi
FSK 12
Großbritannien / 2008


Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch DTS, DD 5.1 / Englisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 2,40:1 (16:9)
Laufzeit: 96 Minuten
Extras: Originaltrailer, Trailershow

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