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Absurditäten mit John Lennon - »Wie ich den Krieg gewann«

Wie ich den Krieg gewannAbsurditäten mit John Lennon
»Wie ich den Krieg gewann«

Im Jahr 1967, als „Wie ich den Krieg gewann“ in den Kinos anlief, hatte sich dessen Regisseur Richard Lester bereits international einen Namen gemacht.

Insbesondere als Filmemacher des Spleenigen und Absurden, der sein Augenmerk weniger auf eine schlüssige Handlung legte, sondern seine Zuschauer lieber mit skurrilen Situationen überraschte.

Wie ich den Krieg gewannZwei seiner bis dato bekanntesten Filme waren „Yeah Yeah Yeah“ (A Hard Day’s Night) und „Hi-Hi-Hilfe!“ (Help!), die er 1964 und 1965 mit der damals bekanntesten Rockband, den Beatles, realisiert hatte.

Einer der vier Pilzköpfe war Richard Lester auch 1967 noch treu geblieben, denn John Lennon spielt in „Wie ich den Krieg gewann“ an der Seite von Michael Crawford eine der beiden Hauptrollen. Für den damals 26jährigen Liverpooler mit der Weltkarriere als Musiker blieb der Film bis zu seinem frühzeitigen Tod im Jahr 1980 durch einen Mordanschlag der einzige wirkliche Schauspielauftritt in seiner Laufbahn – denn die stark songlastigen Beatles-Filme Lesters kann man diesbezüglich sicherlich nicht mit einrechnen. Für die Nebenrollen seiner bitterbösen Antikriegsfilm-Satire griff Richard Lester auf einige seiner Lieblingsdarsteller zurück – Roy Kinnear („Hi-Hi-Hilfe!“), Sir Michael Hordern („Toll trieben es die alten Römer“) und John Junkin („Yeah Yeah Yeah“). Das von Charles Wood verfasste Drehbuch basierte auf dem gleichnamigen, erstmals 1963 erschienenen Roman von Patrick Ryan (1916-1989), der als ehemaliger Autor des Satiremagazins „Punch“ und der Militärburleske „The Army Game“ eigentlich wissen musste, wie man Armee und Humor erfolgreich miteinander verbinden kann.

Wie ich den Krieg gewannLieutenant Ernest Goodbody (Michael Crawford) zählt zu den Soldaten, die aufgrund des Zweiten Weltkriegs im Nullkommanichts die Karriereleiter in der Armee hinaufgefallen sind. Als frisch gebackener Kommandant einer Handvoll Männer wird er nach Ägypten beordert. Dort steht aber als oberste Priorität die Errichtung eines Cricket-Spielfeldes für die höherrangigen Offiziere an. Goodbodys Chaotentruppe besteht aus dem unter Schweißfüßen leidenden Gripweed (John Lennon), dem übergewichtigen Clapper (Roy Kinnear), dessen Frau in ihren Briefen an die Front stets damit prahlt, mit wem sie zuletzt fremdgegangen ist, dem bärbeißigen Sergeant Transom (Lee Montague) und dem exzentrischen Juniper (Jack MacGowran), der im Clownsoutfit versucht, die Soldaten zwischendurch auf andere Gedanken zu bringen. Hin und wieder lässt sich auch Lieutenant Colonel E.C. Grapple (Sir Michael Hordern) blicken, der aufgrund seiner zerstreuten Art stets mehr Chaos hinterlässt, als zuvor ohnehin schon vorhanden war. Parallel zu den Ereignissen in Nordafrika schildert der Film zeitlich versetzt auch das Aufeinandertreffen Goodbodys mit dem deutschen Offizier Odlebog (Karl-Michael Vogler), der seinem britischen Kollegen ein offeneres Ohr schenkt, als alle seiner Landsmänner zusammen.

Wie ich den Krieg gewannRichard Lester hat mit „Toll trieben es die alten Römer“ oder „Danach“ herrlich ausgeflippte Filme inszeniert, die mal als Musical, mal als bitterböse Atomkriegssatire ihr Publikum zu packen verstanden. Das gelingt ihm bei „Wie ich den Krieg gewann“ leider nicht. Der Film ist mit knapp zwei Stunden Laufzeit deutlich zu lang geraten, wenn man bedenkt, dass sich seine Ideen schon nach einer halben Stunde erschöpft haben. Das Militär ist in sich schon dermaßen realsatirisch angelegt, dass man es sehr schwer hat, sich erfolgreich darüber lustig zu machen. Sämtliche Überzeichnungen werden von der Realität noch übertroffen. Etwas besser funktionieren bei Lester die parodistischen Elemente, die die Wirkungsmechanismen von Kriegsfilmen karikieren, aber insgesamt ist hier doch ein großer Ideenmangel zu verzeichnen, der auf die eher schwache Vorlage zurückzuführen ist. Wer die Darsteller mag, kann sich zumindest an einigen kleineren Szenen erfreuen, im Œuvre Richard Lesters stellt der Film allerdings einen Tiefpunkt dar. Bei Koch Media ist der Film nun erstmals auf BluRay erschienen. Das Bild (im Widescreen-Format 1,66:1) ist in größeren Teilen doch sehr grobkörnig ausgefallen, was sicherlich auf das verwendete Filmmaterial in diesen Szenen zurückzuführen ist, den HD-Genuss aber doch merklich schmälert. Der Ton (Deutsch und Englisch im Linear PCM 2.0 Stereo, optional mit englischen Untertiteln) ist nicht zu beanstanden. Als Extras gibt es den deutschen Kinotrailer zum Film sowie eine recht üppige, animierte Bildergalerie.

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