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Unglück auf dem Volksfest - »Weder Tag noch Stunde«

Weder Tag noch StundeUnglück auf dem Volksfest
»Weder Tag noch Stunde«

1976 entstanden gleich zwei Filme, die sich um Katastrophen auf Fahrgeschäften drehten. Dennoch hätten sie nicht unterschiedlicher ausfallen können. „Achterbahn“ von James Goldstone ist ein typischer Hollywood-Katastrophenfilm, der zusätzlich mit dem Sensurround-System zu punkten versuchte, „Weder Tag noch Stunde“ ist ein dialoglastiger deutscher Fernsehfilm, der das eigentliche Unglück aus Kostengründen weitgehend ausklammert.

Weder Tag noch StundeBeide Filme haben natürlich auf ihre Weise eine Existenzberechtigung, und die Parallelen sind trotz gänzlich unterschiedlicher Ansätze größer, als es auf den ersten Blick vielleicht den Anschein haben mag. Eines der wichtigsten Stilelemente eines Katastrophenfilms besteht darin, das umfangreiche Figurenensemble zu etablieren und durch die Zeichnung der verschiedenen Charaktere Empathie beim Publikum zu schaffen. Alles kulminiert dann schließlich im entsprechenden Unglück, um das sich der Film dreht, und die großen Hollywoodstudios klotzen dann mit Spezialeffekten und Actionszenen. Bruno Jantoss („Großstadtrevier“) beginnt „Weder Tag noch Stunde“ bereits mit dem Crash auf einer Achterbahn, um dann in Folge die letzten 36 Stunden im Leben der Opfer noch einmal Revue passieren zu lassen.

Weder Tag noch StundeDie Handlung spielt in einem kleinen Kaff in Oberfranken, in dem jeder jeden kennt und das Spannendste am Alltag die gemeinsam bei Kathl (Maria Singer) gezischten Pilse sind. Alois (Günther Maria Halmer) arbeitet auf einer Baustelle, obwohl er viel lieber weiterhin als Bauer tätig wäre. Bei Kathl trifft er sich mit dem Polen Joschi (Hans Helmut Dickow), mit Paul (Dieter Ohlendiek) und Michel (Ossi Eckmüller). Bei den abendlichen Ausflügen in die nächstgrößere Stadt, wo man Tanzen gehen kann, lernt der Aufreißer die Touristin Elfie (Christiane Domschke) aus Berlin kennen. Ebenfalls aus der geteilten Stadt angereist sind Herr (Günter Lamprecht) und Frau Kroll (Monika Lundi) mit ihren beiden halbwüchsigen Söhnen. Sie verbringen ihren Urlaub beim Sonnen im Schwimmbad und wollen am nächsten Tag einen Abstecher aufs Volksfest machen, das mit Schießbuden, Achterbahnen und einem abwechslungsreichen Programm im Bierzelt lockt. Erika (Sabine von Maydell) und ihre beste Freundin Irmi (Dagmar Claus) wollen ebenfalls dorthin, Kavalier Joe (Bernd Kaiser) erklärt sich bereit, die jungen Frauen mit seinem Auto dorthin zu fahren. Einige von ihnen werden den Abend dieses Tages nicht mehr erleben, weil sich auf dem Rummel ein folgenschwerer Unfall ereignen wird.

Weder Tag noch Stunde„Weder Tag noch Stunde“ will natürlich kein Katastrophenfilm im herkömmlichen Sinne sein, sondern konzentriert sich voll und ganz auf die glaubwürdige Charakterstudie in einem kleinen fränkischen Dorf. Akkurat hat Bruno Jantoss das Milieu vor Ort beschrieben und mit Hilfe eines ausgesucht guten Darstellerensembles die Figuren plastisch Gestalt annehmen lassen. Das Ende fällt natürlich aus Kostengründen recht unspektakulär aus, hat in seiner sehr reduzierten und auf das Wesentliche konzentrierten Ausrichtung aber auch heute noch eine enorme Wirkkraft. Die DVD-Erstveröffentlichung des Fernsehfilms aus dem Jahr 1976, die am 29. März erscheint, bietet ein recht gutes Bild (im Vollbildformat 4:3). Der Ton (Deutsch in Dolby Digital 2.0) ist als mitgefilmter Originalton an einigen Stellen etwas schwer verständlich, geht aber insgesamt ebenfalls in Ordnung. Extras sind keine vorhanden.

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