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Das Scheidungskind - »Stadtpark«

StadtparkDas Scheidungskind
»Stadtpark«

Nach einem Volksstück von Hans Schubert inszenierte Klaus Wagner 1963 den Fernsehfilm „Stadtpark“, der der heimlichen „Mutter der Nation“, Inge Meysel (1910-2004), eine weitere Paraderolle bescherte. Wie in den meisten ihrer Rollen spielte die Meysel auch hier wieder eine Frau, die das Herz am rechten Fleck hat und kein Blatt vor den Mund nimmt. In „Stadtpark“ hat sie es mit den Problemen ihres eigenen und eines fremden Kindes zu tun.

StadtparkMehrfach hatte die Meysel bis dato schon in der Rolle der Germaine Lescalier in den Verfilmungen „Im sechsten Stock“ nach Alfred Gehri vor den Kameras gestanden, die mit den jeweiligen Fortsetzungen eine Art Seriengeschichte um die Erlebnisse in einem Pariser Mietshaus erzählten. Auch mit dem Theaterstück „Das Fenster zum Flur“ und der gleichermaßen erfolgreichen Filmadaption „Ihr schönster Tag“ hatte die Meysel eine archetypische Rolle für sich kreiert, die sie in den folgenden Jahrzehnten immer wieder genussvoll variieren sollte. Von der Filmreihe um „Die Unverbesserlichen“ über die Serien um die Schneidermeisterin „Gertrud Stranitzki“ und ihre verwitwete Schwester „Ida Rogalski“ spielte Inge Meysel immer wieder wortgewandte und nicht auf den Kopf gefallene Frauen mittleren Alters, die ihre Liebenswürdigkeit häufig unter einer recht rau wirkenden Schale zu verbergen verstanden. Auch Anna Thielecke aus „Stadtpark“ fällt in diese Rubrik und ist chronologisch eine Art Vorreiterfigur dieses Meyselschen Rollentypus.

StadtparkIm Berliner Stadtpark treffen sich bei schönem Wetter die unterschiedlichsten Menschen. Jungverliebte gehen Händchen haltend am Seeufer entlang, Kinder spielen Fußball, Senioren genießen die Sonnenstrahlen in der freien Natur. Für Anna Thielecke (Inge Meysel) ist der Stadtpark Arbeitsplatz, denn die Witwe verkauft dort für ihren Lebensunterhalt Eis am Stiel für 50 Pfennige das Stück. Eines Abends liest sie nach Geschäftsschluss den siebenjährigen Peter Berger (Michael Nowka) auf, der vor seinen geschiedenen Eltern davongelaufen ist. Das Sorgerecht wurde Mutter Alice (Ingeborg Körner) zugesprochen, aber Vater Herbert (Hans Reiser) zweifelt daran, dass das Kind bei der arbeitenden und in einer neuen Beziehung lebenden Mutter in guten Händen ist. Es entbrennt ein neuerlicher Sorgerechtsstreit zwischen den Ex-Eheleuten, bei dem sich Anna Thielecke als Zünglein an der Waage erweist. Auch mit ihrer eigenen Tochter Inge (Karin Heym) hat die Eisverkäuferin Probleme, denn die hat ein Auge auf Rudi Seeger (Michael Hinz) geworfen, dessen Vater (Paul Esser) die anstehende Hochzeit der beiden jungen Leute aber kategorisch ablehnt, weil er sich für seinen Sohn eine bessere Partie wünscht.

StadtparkDer Fernsehfilm von Klaus Wagner entwirft zunächst ein abwechslungsreiches Porträt der unterschiedlichsten kleinen Leute, die sich im Stadtpark zusammenfinden, um sich dann schnell zu einem etwas rührseligen Scheidungsdrama auszuweiten. Am Ende ist die heile Welt wiederhergestellt, wobei nicht alle Beteiligten als Gewinner aus der Geschichte hervorgehen. Diese weltfremde Geschichte ist ein typisches Produkt ihrer Entstehungszeit, wird durch die spitzzüngigen Dialoge, die man insbesondere Inge Meysel in den Mund gelegt hat, aber aufgewertet. So entstand hier eine publikumswirksame Fernsehadaption mit dezenten Anspielungen auf die Auswirkungen des Wirtschaftswunders, an denen Nostalgiker auch heute noch Freude haben können.

Die DVD-Erstveröffentlichung, die am 29. November 2019 erscheint, präsentiert den Schwarz-Weiß-Film in gutem Bild (Vollbildformat 1,33:1) und stets gut verständlichem Originalton (Deutsch in Dolby Digital 2.0 Stereo), Extras hat man nicht mit aufgespielt.

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