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Letzter Job vor der Rente - »Endstation Paradies«

Endstation ParadiesLetzter Job vor der Rente
»Endstation Paradies«

Mit ihrem Drehbuch zu „Endstation Paradies“ hat Gerda Thiele-Malwitz im Jahr 1977 ein heißes Eisen angepackt. Thomas Engel inszenierte ihren Stoff als Fernsehfilm im Auftrag des Sender Freies Berlin und besetzte die zentralen Rollen mit bekannten Schauspielerinnen. Neben Publikumsliebling Inge Meysel sind hier auch Maria Sebaldt und Erna Sellmer mit von der Partie, beide jedoch in deutlich negativer konnotierten Rollen, als man es sonst von ihnen gewohnt war.

Endstation ParadiesDie Bücher von Gerda Thiele-Malwitz, die sich in den 1960er und 1970er Jahren großer Beliebtheit erfreuten, sind mittlerweile weitgehend in Vergessenheit geraten. Häufig thematisierte sie darin ihre eigenen Erfahrungen während des Zweiten Weltkriegs, während der Kinderlandverschickung, als Arbeitsmaid oder als Flakhelferin. Dass sie das Dritte Reich nicht losließ, merkt man schon ihren Romantiteln „Pflaumenkuchen für den Führer“ und „Drei Groschen für H.“ (wobei das Initial für Hitler steht) an. Im 1977 erschienenen „Endstation Paradies“ thematisierte Thiele-Malwitz den Arbeitsalltag einer 64jährigen Frau, die eigentlich schon im Rentenalter, aber dennoch auf einen Job angewiesen ist. Was seinerzeit in den Medien eine breite Diskussion zur Thematik lostrat, ist heute angesichts Pfandflaschen sammelnder Rentner aktueller als je zuvor.

Endstation ParadiesMit gemischten Gefühlen im Bauch tritt Fränze Riedel (Inge Meysel) die Busfahrt zum Spielwarenladen „Paradies“ an. Die 64jährige hat sich dort als Verkäuferin beworben, hat aber beim ersten Bewerbungsgespräch am Telefon bereits gemerkt, dass die Inhaberin eine lange Pause machte, als sie vom Alter der Frau erfuhr. Sie scheint lediglich ein Notnagel zu sein, geht aber trotzdem voller Elan und Liebenswürdigkeit an die neue Aufgabe heran. Das ist gar nicht so einfach, weil Frau Riedel sowohl von der Chefin Dorchen Wagenknecht (Maria Sebaldt) als auch von deren Schwiegermutter (Erna Sellmer), die auch mit 78 Jahren noch an der Kasse steht, bei jeder sich bietenden Gelegenheit schikaniert und angefeindet wird. Fränze Riedel schluckt jede Beleidigung und jedes gemeine Wort von Seiten der Wagenknechts mit einer stoischen Gelassenheit, die bewundernswert ist. Als im „Paradies“ mit der jungen Frau Nünani (Vérénice Rudolph) noch eine echte Fachkraft angestellt wird, sieht Frau Riedel ihre Tage im Laden bereits als gezählt an. Doch obwohl Frau Nünani sich exzellent als Verkäuferin macht und von den Wagenknechts über den grünen Klee gelobt wird, fühlt sie sich dort nicht wohl und entschließt sich nach einem aus dem Ruder gelaufenen letzten Verkaufstag an Weihnachten, den Laden nicht wieder zu betreten.

Endstation ParadiesVor dem Hintergrund des Verkaufsalltags in einem kleinen Spielzeuggeschäft, in dem die unterschiedlichsten Kunden ein- und ausgehen, erzählt Thomas Engel hier eine überaus dramatische Geschichte einer bemitleidenswerten alten Frau. Inge Meysel porträtiert diese mit der ihr eigenen Grandezza, die hier umso mehr zu Buche schlägt, weil ihre beiden Widersacherinnen an Gemeinheiten kaum mehr zu überbieten sind. Gerda Thiele-Malwitz spricht die Schattenseiten in einer Welt der Kleinbetriebe an, in der es die Angestellten noch nicht wagten, gegen ihre Vorgesetzten oder Chefs aufzumucken. Engel hat die Geschichte wie gewohnt mit straffer Hand inszeniert, so dass es nie langweilig wird und man als Zuschauer gebannt an den Ereignissen dranbleibt.

Die DVD-Erstveröffentlichung, die am 8. November 2019 erscheint, kann sowohl visuell (Vollbildformat 1,33:1) als auch akustisch (Deutsch in Dolby Digital 2.0 Stereo) überzeugen. Extras sind nicht mit aufgespielt.

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