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Begegnungen in Irland - »Das malvenfarbene Taxi«

Das malvenfarbene TaxiBegegnungen in Irland
»Das malvenfarbene Taxi«

Die Regiearbeiten von Yves Boisset (geboren 1939 in Paris) sind vornehmlich dem Spannungs- und Thrillerkino zuzuordnen. Zu seinen bekanntesten Werken gehören „Das Attentat“ (1972), „Der Maulwurf“ mit Lino Ventura oder die Robert-Sheckley-Adaption „Kopfjagd – Preis der Angst“, eine französische Variante des deutschen Fernsehfilmklassikers „Das Millionenspiel“. Da fällt Boissets 1977 entstandener Film „Das malvenfarbene Taxi“ ein wenig aus der Reihe.

Das malvenfarbene TaxiAm 6. August erscheint er nun erstmals auf DVD.

In deutschen Kinos wurde die Adaption eines Romans von Michel Déon (1919-2016) trotz seiner illustren Starbesetzung nie aufgeführt. Nach einer Ausstrahlung im Fernsehen der DDR unter dem Titel „Irisches Intermezzo“ anno 1979, erschien der Film Anfang der 1980er Jahre dann auch in Westdeutschland als „Das Schloss des Tyrannen“ auf Video. Als er dann schließlich 1988 im ZDF ausgestrahlt und dafür neu synchronisiert wurde, erhielt er mit „Das malvenfarbene Taxi“ seinen dritten deutschen Titel, der nun eine wörtliche Übersetzung des französischen Originaltitels „Un taxi mauve“ ist. Für seine literarische Vorlage hatte Michel Déon 1973 den „Grand Prix du Roman“ der Académie française erhalten. Zusammen mit dem Roman „Die wilden Ponys“ aus dem Jahr 1970 zählt dieses zu den bekanntesten Werken des Schriftstellers, der bereits in den 1950er Jahren mit dem Greyhound-Bus durch die Vereinigten Staaten gereist war, die französischsprachigen Regionen Kanadas besucht und das Kajun-Französisch studiert hatte. Déon interessierte sich nämlich insbesondere für kulturellen Austausch durch Migration, was auch eines der Themen in „Das malvenfarbene Taxi“ darstellt.

Das malvenfarbene TaxiDer Franzose Philippe Marchal (Philippe Noiret) ist seit einiger Zeit in Irland sesshaft geworden, durchlebt aber aufgrund eines noch nicht verarbeiteten Traumas eine Midlife-Crisis. Er hat sich mit dem amerikanischen Auswanderer Jerry Keen (Edward Albert) angefreundet, der vor Ort seinen irischen Wurzeln nachspürt. Auch Jerrys ältere Schwester Sharon (Charlotte Rampling) kommt zu Besuch. Sie ist mittlerweile durch Heirat mit einem deutschen Prinzen in den Adelsstand aufgestiegen. Für Turbulenzen sorgt der russische Immigrant Taubelman (Sir Peter Ustinov), der einen überaus exzentrischen Lebensstil führt und dessen liebreizende Tochter Anne (Agostina Belli) kein Wort spricht und die Gesellschaft anderer meidet. Das bunte Sammelsurium der Gestalten wird durch den Landarzt Dr. Seamus Scully (Fred Astaire) zusammengehalten, der mit einem malvenfarbenen Taxi durch die irische Hügellandschaft fährt und stets mit Rat und Tat den vielfältigen Problemen der Menschen zur Seite steht.

Das malvenfarbene TaxiYves Boissets Film, der bei den Filmfestspielen von Cannes 1977 seine Uraufführung feierte, ist ein wenig sperrig geraten und dümpelt mitunter etwas ziellos dahin, weil es ihm an dramatischen Zuspitzungen mangelt und es einem nicht leichtfällt, sich mit den absonderlichen Figuren zu identifizieren. Aber die famose Starbesetzung, die den exzentrischen Charakteren Glaubwürdigkeit verleiht, und die beeindruckenden Landschaftsaufnahmen von Irlands Küsten, Hügeln und Graslandschaften schaffen es durchweg, das Interesse des Zuschauers wachzuhalten. Eine interessante Literaturadaption mit einer spannend zusammengewürfelten internationalen Darstellerriege.

Die DVD-Erstveröffentlichung kann sowohl visuell (im Widescreen-Format 1,66:1) als auch akustisch (Deutsch und Französisch in Dolby Digital 2.0) überzeugen, Extras sind keine vorhanden.


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