Chaos in der Buchhandlung - »Helga und die Nordlichter«
Chaos in der Buchhandlung
»Helga und die Nordlichter«
Feddersens erstes Drehbuch wurde 1968 als Fernsehfilm unter dem Titel „Vier Stunden von Elbe 1“ verfilmt. Die Erlebnisse um den ehemaligen Seemann Gustav Andresen (Klaus Höhne) bildeten seinerzeit den Auftakt einer Fernsehfilm-Trilogie, die mittlerweile zusammen mit zwei weiteren norddeutschen Fernsehfilmen aus der Feder Helga Feddersens in einer schönen DVD-Box erschienen ist. Ebenfalls höchst populär wurden zwei Fernsehserien der Feddersen, in denen sie auf ihre gewohnt humoristische, aber auch sehr bodenständige und volksnahe Weise den Alltag von ganz normalen Menschen aus dem Norden Deutschlands abbildete. „Kümo Henriette“, eine ARD-Serie, die es in den Jahren 1979-1982 auf insgesamt 28 Folgen in zwei Staffeln brachte, war in der Konzeption noch eher dramatisch-ernst und ähnelt dabei Feddersens Andresen-Trilogie. Mit „Helga und die Nordlichter“ hingegen schrieb Feddersen 1983 eine ulkig-schräge Familienserie fürs ZDF, die eher an die schauspielerischen Blödeleien der Autorin erinnert, die ja in der „Plattenküche“ oder in „Abramakabra“ an der Seite von Dieter Hallervorden zur Ulknudel der Nation avanciert war.
Helga Boysen (Helga Feddersen) ist die ledige Tochter von Christl (Gerda Gmelin) und Hans-Daniel Boysen (Ernst Fritz Fürbringer), die am Markt in Husum eine traditionsreiche Buchhandlung betreiben. Auch Helga arbeitet im Familienbetrieb und versucht immer wieder, durch originelle Ideen den Umsatz zu steigern. Gleich in der ersten Folge denkt sie sich einen Striptease-Tanz im Schaufenster aus, um mehr Kundschaft anzulocken. Durch eine geplante Dichterlesung intensiviert sich auch der Kontakt mit der am Ort ansässigen Kammersängerin Margot Doost (Evelyn Hamann), die Hans-Daniel als Impresario unterstützen möchte und mit der zusammen Helga schließlich die Idee verfolgt, eine Unterhaltungstruppe zu gründen. Diese erhält schließlich den Namen „Die fröhlichen Nordlichter“. Weitere Mitwirkende sind der Gastwirt Helmut Hansen (Thomas Schiestl) und der Maurer Hubert Hummel (Michael Gahr), der eigentlich mit Lore (Susanne Beck) verheiratet ist, aber munter mit Margot und Helga zu flirten beginnt. Was der Truppe an Professionalität und Talent fehlt, macht sie locker mit Tatkraft und Ehrgeiz wieder wett.
Die dreizehn jeweils ca. 25minütigen Episoden erzählen eine durchgehende Geschichte, die wieder einmal von Helga Feddersens Talent für stimmige Figurenzeichnung lebt. Hinzu kommt, dass sämtliche Rollen mit der Crème de la Crème der norddeutschen Volksschauspieler besetzt sind, denen man gerne und mit Freude zusieht. Auch in den Episodengastrollen tummeln sich stets bekannte Gesichter, von Gert Haucke und Jürgen Scheller über Else Quecke und Olli Maier bis hin zu Karl Dall und Carlo von Tiedemann. Der Humor mag mitunter vielleicht etwas albern sein, aber es schimmert auch hier immer wieder das große Herz der Autorin durch, die für das Land und deren Menschen brannte und ihnen auch mit dieser Serie wieder ein liebenswertes Denkmal gesetzt hat. Fernsehjuwelen hat die DVD-Erstveröffentlichung der Serie in einer aus zwei Scheiben bestehenden Box im Schuber herausgebracht. Das Bild (im Vollbildformat 1,33:1) geht dabei weitgehend in Ordnung, Verschmutzungen und Laufstreifen sind nur selten auszumachen. Auch der Ton (Deutsch in Dolby Digital 2.0 Mono) ist nicht weiter zu beanstanden. Als Extra hat man ein 28seitiges Booklet beigelegt, in dem Oliver Bayan biografische Hintergrundinformationen zu fast allen Beteiligten zusammengetragen hat.
