Von Seemännern und Landgängen - »Vier Stunden von Elbe 1 – Gezeiten – Im Fahrwasser«
Von Seemännern und Landgängen
»Vier Stunden von Elbe 1 – Gezeiten – Im Fahrwasser«
Alle drei Filme der Trilogie „Vier Stunden vor Elbe 1“ (1968), „Gezeiten“ (1970) und „Im Fahrwasser“ (1971) beginnen und enden mit Funkdurchsagen über Norddeich-Radio, da hierüber Seeleute in Kontakt treten wollen mit ihren an Land gebliebenen Verwandten. Alle drei Filme entspinnen Seemannsgarn rund um Matrosen und Landratten, und zeigen immer wieder recht deutlich auf, wie schwer es für sämtliche Beteiligte ist, oft monatelang voneinander getrennt zu sein und nur selten ein Lebenszeichen vom anderen zu erhaschen. Die in Hamburg geborene Helga Feddersen hatte ein untrügliches Gespür dafür, das Leben einfacher Seeleute und ihrer Angehöriger detailreich und überzeugend zu schildern und in emotional packenden Geschichten zu erzählen. Einige Jahre später lieferte sie mit ihren Drehbüchern für die 28teilige, immens erfolgreiche Serie „Kümo Henriette“ dafür noch ein weiteres Beispiel.
Klara Andresen (Carsta Löck) leitet das Seemannsfrauenheim in Brunsbüttel, wo die an Land zurückbleibenden Ehefrauen und Zukünftigen von Seemännern ihren abreisenden Liebsten noch ein Lebewohl hinterherschicken oder die von weiter Fahrt Zurückkommenden herzlich daheim begrüßen können. Nun ist Klaras Schwager Gustav Andresen (Klaus Höhne) vor Anker gegangen, weil er mit über 40 Jahren nicht länger Junggeselle bleiben, sondern endlich eine Braut finden will. Annoncen in der Zeitung bleiben weitgehend erfolglos, bis er in der Besitzerin eines Kiosks seine Jugendfreundin Elli Mewes (Elke Twiesselmann) wiedererkennt. Lore Elvers (Helga Feddersen) hat sich in einen Seemann verliebt, wird von diesem aber schamlos ausgenutzt. Danach traut sie sich nicht mehr nach Hamburg zurück, sondern bleibt als Unterstützung im Seemannsfrauenheim. In „Gezeiten“ hat sie dort schon die Leitung übernommen und bekommt Avancen von einem holländischen Kapitän (Josef Jansen) gemacht, der alle paar Wochen die Schleuse passiert. Gustav und Elli sind mittlerweile verheiratet und haben einen Sohn bekommen. Aber Elli ist es leid, dass dieser seinen Vater kaum sieht. Sie versucht, Gustav zum Sesshaftwerden zu überreden. Peter (Vadim Glowna) und Yvonne Bröhahn (Verena Buss) sind ein jung verheiratetes Paar, das ebenfalls unter den langen Trennungen zu leiden hat. Im abschließenden Teil „Im Fahrwasser“ ist nun auch Lore verheiratet. Die Ehe mit Henk könnte glücklich sein, wenn da nicht dessen herrische Mutter (Tilly Perin-Bouwmeester) wäre, die sich nicht von Henks Schiff vertreiben lassen will. Auch Gustav leidet, denn die Kneipe, die er zusammen mit Elli betreibt, ist für ihn kein Ersatz für seine vorherige Arbeit als Schiffskoch.
„Vier Stunden von Elbe 1“ ist ein stimmiges und gelegentlich sogar semi-dokumentarisch anmutendes Seemänner- und -frauen-Drama, das gekonnt zwischen komischen und tragischen Momenten pendelt. Gegen Ende wird die Geschichte etwas fahrig, aber insgesamt ist sie sehr gut gealtert und liefert interessante Einblicke in ein lebendig gezeichnetes Milieu. Nahtlos knüpft die zwei Jahre später, dieses Mal in Farbe, gedrehte Fortsetzung „Gezeiten“ an die Geschehnisse aus dem ersten Teil an. Auch hier beeindruckt wieder der Detailreichtum und die Nähe zu den überzeugend gezeichneten Figuren. Leider haben sich einige Stereotypen eingeschlichen und die Überdramatisierung einiger Handlungselemente verringert mitunter die Glaubwürdigkeit. Trotzdem ist auch diese Milieustudie nach wie vor sehenswert, zumal diese Art der Unterhaltung heute kaum mehr produziert wird. Mit „Im Fahrwasser“ hat Helga Feddersen ihre Seefahrer-Trilogie zu einem gelungenen Abschluss gebracht. Keine ihrer Figuren wird am Ende klein beigeben müssen, auch wenn es zu keinem allzu glattgebügelten Happy-Ending kommt. Die liebgewonnenen Charaktere bleiben sich hier selbst treu und machen dennoch Entwicklungen durch, die authentisch bleiben und nicht überzeichnet wirken. Dank eines überzeugenden Darstellerensembles eine unterhaltsame und mitreißende Trilogie.
Die DVD-Premiere der drei Fernsehfilme erfolgt auf zwei Scheiben, die ein ganz gutes, manchmal noch von einigen Verunreinigungen minimal beeinträchtigtes Bild (im Vollbildformat, Film eins in Schwarz-Weiß, Filme 2+3 in Farbe) bieten. Der deutsche Originalton (Dolby Digital 2.0 Mono) ist gelegentlich etwas schwerer zu verstehen, da nicht im Studio nachsynchronisiert wurde und mitunter Plattdeutsch gesprochen wird. Als besonderes Extra hat man der Veröffentlichung eine Bonus-DVD beigefügt, die zwei weitere Fernsehfilme aus der Feder von Helga Feddersen enthält. „Sparks in Neu-Grönland“ (112 Minuten, aus dem Jahr 1971) erzählt von einem bärbeißigen Hamburger Original (Robert Meyn), der als Rentner das Treiben seiner Mitmenschen und Nachbarn unter die Lupe nimmt. Und in „Bismarck von hinten oder Wir schließen nie“ (von 1974; 88 Minuten) nimmt sich die Feddersen schließlich zweier Familien auf St. Pauli an, die in der Nähe des berühmten Hamburger Bismarck-Denkmals allerhand erleben. Für Helga-Feddersen-Fans eine unverzichtbare DVD-Box!
Kommentare
Ich bin die Tochter von Josef Jansen und och möchte so ferme die Dvd ‘s kaufen von
Im Fahrwasser.
Können Sie mir bitten helfen.
Mit freundlichen Grüssen,
Marja Jansen
+31629565369