Die göttliche Mangano - »Hexen von heute«
Die göttliche Mangano
»Hexen von heute«
Silvana Mangano (1930-1989) wurde in Rom geboren und stammte aus vergleichsweise armen Verhältnissen, die durch die Schrecken des Zweiten Weltkriegs noch prekärer wurden. Mit 16 Jahren gewann sie allerdings einen Schönheitswettbewerb in ihrer Heimatstadt, der ihr eine erste Filmrolle einbrachte. Durch ein Verhältnis mit Schauspieler Marcello Mastroianni tauchte die Mangano dann noch tiefer in die italienische Filmwelt ein, bis sie schließlich 1949 den Produzenten Dino De Laurentiis (1919-2010) heiratete, mit dem sie fast vierzig Jahre zusammenblieb. Die beiden hatten vier gemeinsame Kinder, und nachdem sie bereits 1949 zusammen „Bitterer Reis“ in die Kinos gebracht hatten, avancierte Silvana Mangano schnell zu einem der beliebtesten und erfolgreichsten italienischen Stars auf Weltniveau. Es folgten Auftritte in Filmklassikern wie „Die Fahrten des Odysseus“, dem Omnibusfilm „Das Gold von Neapel“ oder „Barabbas“ mit Anthony Quinn in der Titelrolle, bevor sich De Laurentiis 1966 entschloss, seiner Gattin mit dem Film „Hexen von heute“ ein schauspielerisches Denkmal zu setzen. Unter der Regie von fünf der erfolgreichsten italienischen Regisseure schlüpfte die Mangano in fünf sehr unterschiedliche Frauenrollen.
Zu Beginn spielt sie in der Episode „Hexen verbrennt man lebendig“ von Luchino Visconti den Filmstar Gloria, der ihrem eigenen damaligen Prominentenstatus sicherlich sehr nahe gekommen sein dürfte. Gloria hat sich in das Chalet ihrer Freundin Valéria (Annie Girardot) in Kitzbühel zurückgezogen, wird für die vornehmen weiteren Gäste aber schnell zum Gesprächsthema und Lustobjekt. In Mauro Bologninis kurzer Episode „Praktische Hilfsbereitschaft“ spielt die Mangano eine Autofahrerin, die sich bereit erklärt, einen bei einem Unfall schwer verletzten Mann (Alberto Sordi) ins nächste Krankenhaus zu fahren, in Wirklichkeit aber ganz eigennützige Ziele verfolgt. „Die Erde, vom Mond aus betrachtet“ ist Pier Paolo Pasolinis märchenhafte Geschichte, die in quietschbunten Farben und mit surrealem Humor daherkommt. Im Mittelpunkt stehen der jüngst verwitwete Ciancicato Miao (Totò) und sein Sohn Baciu (Ninetto Davoli), die sich auf die Suche nach einer neuen Gattin und Mutter begeben, und diese in der Taubstummen Assurdina (Mangano) finden. Auch Franco Rossis Episode „Die Sizilianerin“ ist ziemlich kurz und zeigt anhand der hübschen Nunzia (Mangano) und ihres Vaters (Pietro Tordi), wie schnell weibliche Eifersucht aus dem Ruder laufen und in einer Katastrophe münden kann. Die letzte Geschichte, „Ein Abend wie jeder andere“, wurde von Vittorio de Sica inszeniert und zeigt die Mangano als biedere Hausfrau Giovanna. Die ist unglücklich über die Entwicklungen in ihrer Ehe mit Carlo (Clint Eastwood), der die Leidenschaft der ersten Jahre vermissen lässt und nur noch abgebrannt und müde von der Arbeit nach Hause kommt.
Sämtliche Episoden sind zumindest teilweise anspruchsvoll und gesellschaftskritisch. Trotzdem kommen diese Ansätze häufig nur unzureichend zur Geltung. Am besten ist Vittorio de Sicas Episode geraten, die den Abschluss bildet. Geradezu meisterhaft ist Totòs Darstellung in Pier Paolo Pasolinis surrealistischer Geschichte, das Vater-Sohn-Gespann mit Ninetto Davoli hatte er bereits zuvor erfolgreich im Pasolini-Klassiker „Große Vögel, kleine Vögel“ ausgetestet. Silvana Mangano ist durchgehend präsent und brillant, doch auch sie spielt ihre Rollen in den beiden oben erwähnten besseren Folgen am überzeugendsten. Franco Rossis Folge hätte durchaus Potenzial gehabt, bleibt aber bei nur fünf Minuten Spielzeit lediglich in Ansätzen stecken. Luchino Viscontis Eröffnungsepisode hingegen bietet ebenfalls etliche gute Ideen zu Medienrummel und Starkult, zieht sich insgesamt bei einer Laufzeit von 35 Minuten dann allerdings doch etwas hin. Die DVD-Erstveröffentlichung zeigt den Film in gutem Bild (im Widescreen-Format 1,85:1) mit lediglich marginalen altersbedingten Verschmutzungen. Der deutsche Synchronton (Deutsch in Dolby Digital 2.0) rauscht verhältnismäßig stark, ist aber dennoch zu verstehen. Wesentlich klarer tönt dagegen der italienische Originalton (ebenfalls in Dolby Digital 2.0). Die Extras umfassen den verkleinerten Nachdruck der „Illustrierten Film-Bühne“ (Nr. 7663) als vierseitiges Booklet mit zahlreichen Fotos, Credits und sehr ausführlicher Inhaltsangabe, eine größere animierte Bildergalerie sowie internationales Werbematerial zum Film als PDF-Datei (26 Seiten) im DVD-Rom-Teil der Scheibe.