John Sinclair revisited: Die 400 - Beginn einer neuen Ära Teil 18 – Manchmal muss man fragen …
Die 400er
Beginn einer neuen Ära
Teil 18 – Manchmal muss man fragen …
Was das nun mit John Sinclair zu tun hat? Nun, zum einen gehört diese Folge nicht gerade zu den besten der ansonsten genialen Serie, zum anderen agiert Kramer in seiner Show völlig ohne Publikum, bzw. vor einem rein imaginären. Etwas Ähnliches tut auch Erzschurke Vincent Van Akkeren in dem . Mit dem Unterschied, dass die Kandidaten seiner Show diese nicht überleben – zumindest nicht in menschlicher Form (sie werden in Monster verwandelt) und dass der „Gruselstar“ seine Sendung tatsächlich ausstrahlt, wenn auch über einen Piratensender. Als Sinclair durch seinen Freund Conolly Wind von der Sache bekommt, steht für ihn fest, dass er sich ebenfalls als Kandidat für die Show anmelden und daran teilnehmen möchte.
Vielmehr will er eigentlich nur an den Gegner herankommen, ohne lästige Fragen zu beantworten, was ja noch nachvollziehbar ist. Warum er sich aber erst unter falschem Namen anmeldet und dann auf eine entsprechende Maske verzichtet, weiß nur der Autor. Natürlich kommt es, wie es kommen muss und Sinclair wird, noch bevor er das Studio erreicht, von Van Akkerens Schergen abgefangen, während Bill und Suko sich mit ihrem Boot so weit von ihm entfernt befinden, dass der Geisterjäger nicht den Hauch einer Chance gegen den zahlenmäßig überlegenen Gegner hat und von diesem überwältigt wird. Dass Sinclair dann dennoch an dem „Horror – Quiz“ teilnimmt, ist angesichts dieser Thematik natürlich unumgänglich und der Leser wäre selbst ohne den Spoiler durch das Titelbild darauf gekommen.
Bevor der Geisterjäger und sein Erzfeind sich dann jedoch als Quizmaster und Kandidat gegenübersitzen, begegnet Letzterer noch einer jungen Frau, die sich an Van Akkeren für den Tod ihres Geliebten rächen will. Reines Füllmaterial, welches nur ein paar weitere überflüssige Fragen bezüglich der inneren Logik der „Handlung“ aufwirft. Zum Beispiel, warum Sinclair sie einfach allein ziehen lässt, obwohl er weiß, wie gefährlich der Gegner ist, von der zahlenmäßigen Überlegenheit ganz zu schweigen. „Rechnen Sie mit dem Schlimmsten“, gibt er ihr noch mit auf den Weg… was ihr rasches Ableben natürlich nicht verhindert.
Als ebenso überflüssig, wenn auch durchaus unterhaltsam (zumindest wenn man unfreiwillige Komik unterhaltsam findet) erweisen sich die Fragen, die Van Akkeren seinem Kandidaten stellt: Etwa „Was ist ein Werwolf?“ Aber natürlich will der erfahrene Geisterjäger sich nicht blamieren, beantwortet brav die Frage – und erhält drei Punkte für die richtige Antwort. An dieser Stelle musste der Rezensent erst einmal vom Sofa aufstehen, dass leicht lädierte Heft aus der Ecke klauben und dabei an die Freunde und Bekannten denken, die ihm immer wieder stirnrunzelnd erklären, dass sie „das damals gar nicht bemerkt hätten“.
Auch der eifrig Quizfragen beantwortende Geisterjäger gehört anscheinend nicht zu den Schnellmerkern, denn gerade, als ihm endlich klar wird, dass er ja den Gegner auch mal angreifen könnte, anstatt saudämliche Fragen zu beantworten, muss er feststellen, dass dieser durch eine dicke Glasscheibe von ihm getrennt ist. Diese wird vom Autor als so fein geschliffen beschrieben, dass man nicht hindurchsehen kann – ein wahres Wunder der Glaskunst also, denn einerseits scheint sie nicht dick genug zu sein, um den Schall zu dämpfen, andererseits ist sie aber doch wiederum so stabil, dass der Geisterjäger dieses Hindernis nicht zu überwinden vermag – womit aber auch wohl kaum jemand gerechnet haben wird. Schließlich wird Van Akkeren noch gebraucht. Vielleicht macht er ja bei seinem nächsten Projekt ne Dokusoap über Heftromanautoren…
Das nächste Projekt des Helden, von dem der berichtet, mutet dagegen wie ein klassischer Gruselroman an, zumindest wenn man sich am Titel orientiert. Auch das Titelbild, ein Totenkopf mit einer brennenden Kerze, suggeriert dem Leser, dass die Serie hier endlich mal wieder ihrem Titel und dem Untertitel gerecht werden könnte. Stattdessen erwartet den Leser zunächst einmal eine Thematik, die mit klassischem Grusel ungefähr so viel zu tun hat, wie Alsterwasser mit einem frischgezapften Pils. Bevor nämlich die eigentliche Handlung in die Gänge kommt, müssen sich Sinclair und seine Gefährtin Jane Collins noch geschlagene 30 Seiten mit einer Rockerbande herumschlagen, was sich für die Handlung nur insofern als relevant herausstellt, als deren Anführer dem Nachfahren eines Hexers einen Schädel besorgen soll (womit immerhin ein Bezug zum Titelbild hergestellt wird).
Kurz zuvor hat man sich im Sinclair-Team noch gefragt, warum denn beim Skelett des Hexers der Kopf fehlt, bis der Collins dann der Geistesblitz kam: Na klar – er arbeitete ja mit seinem Gehirn… Etwas, das man von den Rockern nicht gerade behaupten kann, da Sinclair ihnen gleich drei Mal erklären muss, dass er nicht wegen ihnen gekommen ist – oder lag es vielleicht doch eher an der Vergesslichkeit des Autors?
Der Leser jedenfalls schaltet seine grauen Zellen (welche sich in der ersten Hälfte des Romans im Ruhemodus befanden) irgendwann wieder ein und wundert sich doch sehr, warum die Collins dem Hexer Nr.2 unbedingt im Alleingang gegenübertreten will, schließlich war sie über dessen Fähigkeiten bestens informiert… Nicht mehr weiter verwunderlich ist dann, dass sie, kaum dass sie sein Haus betreten hat, mental überwältigt und von dem Wunsch, aus dem Leben zu scheiden erfüllt wird.
Bevor sie für diesen dummen Fehler mit dem Tod durch Erhängen bestraft werden kann, eilt jedoch der Geisterjäger herbei – mit der wieder mal völlig überflüssigen Horror-Oma im Schlepptau – befreit die ehemalige Hexe im letzten Moment und stellt sich dem Feind. Dieser erhält zunächst einen beherzten Tritt in die Weichteile – eine überaus wirkungsvolle (wenn auch in dieser Situation etwas überraschende) Methode bei menschlichen Gegnern, bevor sein magisches Hilfsmittel Bekanntschaft mit dem Kreuz macht.
Und während der Leser sich noch über diese rabiaten Methoden bei der Bekämpfung des Feindes wundert, klappt der mit dem Gegner mitleidende Rezensent den Deckel zu und empfindet sofort etwas ganz ähnliches wie dieser, nachdem der Schmerz langsam nachlässt: Erleichterung…
Janine Duc begann nicht nur zu reden. Aus ihrem Mund sprudelte es förmlich hervor.
(JS 445 / S.27)
Der Scheinwerfer war stärker als der Werwolf.
(JS 445 / S. 50)
„Eines muss man Van Akkeren lassen, John. Er geht mit der Zeit. Vor einigen Monaten hat er noch Filme gedreht. Jetzt verlegt er sich auf das Kassetten – Geschäft.“
(JS 445 / S.59)
„Ich kenne Miles Banion. Ich habe ihn oft genug gesehen.“
„Den Toten?“ fragte ich.
„Nein, den Lebenden.“
(JS 446 / S.39)
„Jetzt brauche ich nur noch mit Jerry Granate zu reden, um Einzelheiten zu erfahren. Dann mache ich den Hexer an.“
(JS 446 / S.42)
Janes Vorschlag war zwar gut, aber er gefiel mir überhaupt nicht.
(JS 446 / S.42)
Kommentare
Ach ja, Piratensender und klassische Rocker - für John Sinclair sind die 70er irgendwie nie zu Ende gegangen.
Andererseits gibt es aus der Zeit nach David diverse Episoden, die mir unvergesslich geblieben sind. The chicken Roaster, The Susie, fast alle Peterman-Episoden.
In diesem Sinn, "Happy Festivus"