Meine 2 Cents zu: Die SFWA und Sefpublishing
Meine 2 Cents zu:
Die SFWA
Aber trotz meines ausgesprochenen Desinteresses war die SFWA gut zu mir, und der Verband liegt mir genug am Herzen, um meiner Meinung Ausdruck zu verleihen – einer gut informierten Meinung.
Einer der Kandidaten für den Vorsitz hat den Niedergang der gedruckten Veröffentlichungen als Rechtfertigung genannt, um tief greifende Veränderungen zu fordern. Er mag ja recht haben, dass Veränderungen notwendig sind, aber meiner erschöpften Ansicht nach sind die Veränderungen, die ihm vorschweben, nicht zum Besseren. Sie würden das Wesen des Verbandes umkrempeln.
Und ja, es gibt da einige Themenkreise, über die man reden sollte und mit denen die Mitglieder sich auseinandersetzen müssten. Das fängt an mit „Was muss aus dem Verband werden,damit er in Zukunft das Beste für seine Mitglieder erreichen kann?“, geht weiter mit „Sollte der Verband auch Spieledesigner aufnehmen?“ bis hin zu „Sollte der Verband Autoren im Eigenverlag anerkennen?“ und „Sollte der Verband die Regeln ändern und mehr Auszeichnungen verleihen?“
Das alles sind gute Fragen,die mal gestellt werden sollten, aber ich habe Vorbehalte dagegen, dass man Schritte unternimmt, die das Wesen des Verbandes drastisch verändern würden.
Als ich vor 46 Jahren in die SFWA eintrat, hatte sie nur 90 Mitglieder. Sie war ein Verband von schreibenden Autoren, von Menschen, die an der Tastatur ihren Lebensunterhalt verdienten. Jedes Mitglied hatte Beachtliches zur Science Fiction beigesteuert. Das Namensregister las sich wie ein „Wer ist wer?“ des Goldenen Zeitalters (der Science Fiction).
Aber der Science Fiction-Markt war immer noch an die Groschenmagazine gekoppelt, und einige Abnehmer zahlten immer noch nur einen Cent pro Wort. Als Damon Knight die SFWA ins Leben rief, bestand das Ziel darin, die Arbeitsbedingungen zu verbessern, die Rechte der Autoren zu schützen und eine Reihe von Standards für unsere „Industrie“ zu setzen. Während ihrer ersten zehn Jahre hat die SFWA ein paar ziemlich große Schlachten geschlagen – und die meisten von ihnen gewonnen.
Seit meinem Beitritt ist die SFWA aufs Zehnfache angewachsen. Viele von uns haben von dieser Vergrößerung profitiert. Dieses Wachstum hat es dem Verband möglich gemacht, Schriftstellern erheblich mehr Dienstleistungen anzubieten. Der Zuwachs an Mitgliedern hat auch die Strukturen und die Ziele des Verbandes verändert. Die SFWA hat sich anpassen müssen. Im Lauf der Jahre haben eine Menge guter Leute im Vorstand mitgearbeitet, haben die Herausforderungen betrachtet, denen der Verband sich stellen musste, haben Veränderungen vorgenommen und sich den Arsch aufgerissen im Bemühen darum, dass der Verband auch weiterhin eine wertvolle Hilfe sein kann. Die Veränderungen, die sie durchgesetzt haben, wurden erst nach gründlicher Begutachtung durch alle Mitglieder des Verbandes implementiert.
Wie ich oben angemerkt habe, möchte einer der Bewerber für den Vorsitz tiefgreifende Änderungen vornehmen. Ich befürchte, dass die von ihm vorgeschlagenen Veränderungen dem Verband ernsten Schaden zufügen werden. Die Erweiterung der Kriterien für eine Mitgliedschaft auf Spieledesigner und Selbstverleger wird das Wesen des Verbandes grundlegend verändern, und ich kann nicht sehen, wie das eine Veränderung zum Guten sein könnte.
Der andere Kandidat hat einen soliden Hintergrund als Schriftsteller, und meiner Ansicht nach hat er ein wesentlich besseres Gespür dafür, was die SFWA ist und wozu sie in Zukunft werden müsste. Ja, das Verlagswesen verändert sich. Der Niedergang der gedruckten Ausgaben, das Verschwinden der Lagerhaltung vergangener Veröffentlichungen, das Wachstum der Ebooks – all das sind Herausforderungen für Schriftsteller. Und da gibt es noch einen weiteren Streitpunkt: da wir inzwischen in einer Welt leben, die aus Science Fiction entstanden ist, entwickelt sich die Science Fiction selbst weiter zu einem anderen Genre. Aber das ist wieder ein anderes Thema.
Wir hatten in der Vergangenheit gute Zeiten und schlechte Zeiten. Wir werden auch in Zukunft gute und schlechte Zeiten haben. Aber ich glaube nicht, dass es die SFWA weiter bringt, wenn sie ihre Ansprüche für die Mitgliedschaft radikal überarbeitet, weil jemand sagt, dass uns der Himmel auf den Kopf fällt.
Ich glaube nicht, dass es zum Besten der SFWA wäre, wenn der Verband Personen aufnimmt, die keine Schriftsteller sind (zumindest nicht nach der gegenwärtigen Definition des Wortes) und die die Sorgen und Nöte von Schriftstellern nicht teilen (nach der gegenwärtigen Definition).
Die Regeln für eine Mitgliedschaft in der SFWA haben immer auf der Idee der ehrlichen Qualifikation beruht: darauf, dass ein Autor einen Herausgeber überzeugen konnte, dass seine Worte und Ideen, seine Themen und Figuren der Handlung es verdient haben, veröffentlicht zu werden.
In ihren allerbesten Momenten besteht das Kernelement der Science Fiction darin, dass die Menschheit einen langen, scharfen Blick aufs Universum wirft und die Frage stellt: „Was bedeutet es, ein Mensch zu sein?“
Ich glaube,die SFWA braucht einen Vorsitzenden, der versteht, dass Science Fiction eine eigenständige Form der Literatur geworden ist. Einen Vorsitzenden, der ehrlichen Respekt vor einer Organisation aus Männern und Frauen hat, die immer noch zu den Sternen hinauf sehen und sich Fragen stellen, welche Möglichkeiten die Zukunft bereit hält.
Aus diesem Grund unterstütze ich Steven Goulds Kandidatur für den Vorsitz der Science Fiction Writers of America. Ich rege auch andere Mitglieder der SFWA dazu an, sich diese sehr wichtige Wahl gründlich zu überlegen und sich Zeit zu nehmen, um ihre Stimme abzugeben."
Übersetzung: Harald Weber