Monstrula - Kelters Schauer-Shocker: Band 6: Mörderpuppen der Geisterwelt
Band 6
Mörderpuppen der Geisterwelt
Er soll über einen Schriftsteller-Kongress berichten. Eine gute Gelegenheit, seinen alten Freund Baumann wiederzusehen. Baumann hat gerade geheiratet. Jack ist unangenehm berührt, als er feststellt, dass Baumanns Frau Anna eine Doppelgängerin seiner von Dämonen ermordeten Verlobten Dorothy ist. Kein gutes Omen.
Und natürlich beginnt sofort der Terror des Bösen, als der kleine Sohn von Antiquitätenhändler Feldner auf dem Dachboden eine uralte Kiste mit unheimlichen Marionetten findet. Da sind ein Hexenmeister, ein Ritter, eine Prinzessin, ein Satan, ein Kaufmann und ein Harlekin. In der folgenden Nacht erwacht als Erster der Hexer zum Leben, wächst zu Menschengröße heran und streift durch die verschneiten Straßen. Er fällt aber niemandem auf, denn schließlich ist Fasching. Er stößt auf die Schwarze Betty, eine alte Straßenprostituierte. Und sticht sie ab und zerstückelt sie dann.
Am Morgen ist Wien in hellem Aufruhr. "Der Maskenmörder von Wien" lautet die Schlagzeile. Am Abend kommt Callum dazu, wie die nächste Marionette, der Ritter, einem Passanten mit dem Morgenstern den Schädel einschlägt. Callum stürzt sich tapfer auf den Unhold, aber nur sein magischer Ring rettet ihn. Im Hotel versucht er geistigen Kontakt mit dem Mörder aufzunehmen und stößt auf eine finstere Macht, die offenbar Puppen beseelt. Wider besseres Wissen meldet er sich später bei der Polizei als Zeuge des Mordes. Inspektor Fischtaler ist nicht begeistert von ihm. Erst recht nicht, als Callum auf eigene Faust die Ermittlungen aufnimmt. Und zuerst nicht bemerkt, dass ihn die Polizei beschatten lässt.
In der nächsten Nacht ist die Prinzessin unterwegs und erwürgt einen Polizisten. Callum kommt zu spät, findet aber einen verlorenen Ring der Prinzessin. In Trance versucht er der Sache erneut auf den Grund zu gehen und erfährt die Geschichte des Puppenmachers, der nun ein Rachedämon ist. Begeht aber den Denkfehler, dass die Puppen immer menschengroß sein müssen. Er mobilisiert seinen Freund Baumann, und sie klappern Wien auf der Suche nach lebensgroßen Puppen ab. Unter anderem auch bei Antiquitätenhändler Feldner. Erfolglos.
Da findet Feldner die Puppenkiste auf seinem Dachboden und wird vom Satan mit seinem Dreizack erstochen. Was Callum ein scharfes Verhör bei seinem neuen Freund Fischtaler einbringt, war er doch früher vor Ort. Der Dämon hetzt ihm die Kaufmannspuppe auf den Hals, die ihn um ein Haar im Bett erwürgt. Den Ring der Prinzessin als "Ortungshilfe" benutzend findet Callum endlich die Marionetten und verbrennt sie. Fall gelöst.
Vor der Rückreise besucht Callum zusammen mit den Baumanns einen Maskenball. Da steht plötzlich der Harlekin mit einer Axt im Raum und köpft Anna Baumann. Callum muss hilflos zusehen. Ihm wird klar, dass er den Dämon unterschätzte und auf ein Trugbild reinfiel. Er hat die Puppen gar nicht verbrannt. In Trance spürt er sie erneut auf, kämpft sich durch die dämonische Ausstrahlung und vernichtet sie diesmal endgültig.
DIE MEINUNG
Heft 6 der Serie, und man merkt, dass Richard Wunderer noch mit Begeisterung bei der Arbeit war. "Mörderpuppen der Geisterwelt" ist ein recht reißerischer, aber vielsprechender Titel, und er enttäuscht nicht. Wieder ist das Böse um des Bösen willens böse und verfolgt eigentlich keine tiefschürfenderen Pläne, als willkürlich ein paar unschuldige Menschen zu meucheln. Das mag schlicht klingen, liest sich aber erfreulich geradlinig. Die auf Menschengröße angewachsenen Mörderpuppen, die mit blankem Messer oder Morgenstern durch das verschneite Wien stapfen, sind schön unheimlich.
Der Schauplatz Wien scheint ja viele Heftromanautoren inspiriert zu haben, und auch hier setzt der Autor schwer auf Lokalkolorit. Vom Flughafen Wien-Schwechat zum (damaligen) Straßenstrich auf der Kärtnerstraße zum Mord auf dem Naschmarkt. Fehlt eigentlich nur noch die Villa Zamis.
Auffällig ist, dass der Autor plötzlich seine Liebe zur Serien-Kontinuität entdeckt. Vielleicht waren die Reaktionen auf die Abgeschlossenheit der ersten Bände doch nicht so positiv, denn hier gibt es gleich Verweise auf die Hälfte der bisherigen Romane. Immerhin sind sie teilweise geschickt untergebracht, fällt Callum doch auf, dass ihn der Dämon auf die gleiche Weise reinlegt wie seinerzeit die irischen Vampire. Interessant, wenn man mal die Machart näher betrachtet, ist auch die Tatsache, dass der Autor Callums magischen Ring auffallend häufiger in die Handlung einbringt, was sich auffallend schnell abnutzt. Das Bannsymbol ist in einem Geheimfach versteckt, das geöffnet werden muss, um die Wirkung zu entfalten, und mittlerweile hat man sämtliche Variationen gelesen, was dabei schiefgehen kann.
Wie oft setzt der Autor wieder auf den Schrecken scharfer Instrumente. Die Mordszenen sind wie immer gründlich vorbereitet, aber etwas dezenter geschildert. Anna Baumanns Tod bekommt fast zwei Seiten Platz, aber die Enthauptung selbst wird dann doch umschrieben. Immerhin verpackt es der Autor in einer effektiven Szene. Leider bleibt die potenziell interessante Idee mit der Doppelgängerin von Callums toter Verlobter seltsamerweise völlig auf der Strecke. Da wird aber auch gar nichts draus gemacht, so als hätte der Autor es entweder völlig vergessen oder wäre zu spät darauf gekommen, dass es nicht gut zum Rest der Geschichte passt. Aber die Hetzjagd in Wien ist kurzweilig, genau wie der Ärger mit der Polizei. Und der Held gibt sein Letztes, ob er nun in Trance gegen den Dämon kämpft oder sich die Hände an den Puppen blutig schlägt. Natürlich bleibt es tragisch, weil er so viele Morde nicht verhindern kann. Was die Opferzahlen in der Serie angeht, hat der Geisterseher einen erstaunlichen Minusrekord.
JACKS SWINGING SEVENTIES
In Wien wird nicht geswingt. Aber Frauen in Jacks Nähe bleiben vom Unglück verfolgt. Auch wenn Anna Baumann als Figur völlig blass bleibt, verliert sie ihren Kopf bloß, weil sie Jacks Bekannte ist.
DAS TITELBILD
Das Titelbild von Van Vindt zeigt zwei der Marionetten. Es bleibt dem Konzept treu, Motive eher anzudeuten, statt eine Momentaufnahme zu präsentieren.
DIE MONSTRÖSE KONKURRENZ
In diesen Wochen erschienen unter anderem am Kiosk: