Monstrula - Kelters Schauer-Shocker: Band 4: Die Todeskugel des Magiers
Band 4
Die Todeskugel des Magiers
Was auch in der Realität passiert. Nun sieht er sich plötzlich als Herr über Leben und Tod. Denn Cocker ist der Inbegriff eines vom Leben enttäuschten Normalbürgers mit gärendem Hass auf die Welt. Mieser Job, miese Wohnung, keine Freunde. Der einzige Lichtblick ist das schöne Model Ada Jackson, mit dessen Fotos er seine Wohnung vollgepflastert hat. Nun ist seine Stunde gekommen - und als Erstes richtet er seine Aufmerksamkeit auf das Objekt seiner Begierde, das Model Ada.
An diesem Tag trifft Geisterseher Jack Callum in Edinburgh ein. Er soll Ada Jackson für NEWS interviewen, ein Topmodel, das zum Filmstar werden soll und gerade einen Horrorfilm abdreht. Jack ist sofort hingerissen von der schönen Ada, und auch sie ist einem Flirt nicht abgeneigt.
Cocker probiert seine magische Kugel erst einmal bei einem verhassten Nachbarn aus und lässt ihn überfahren, bevor er sich auf Ada konzentriert. Er beobachtet sie mit der Kugel, dann fährt er in ihr Hotel und macht sie an. Ada lässt ihn eiskalt abblitzen. Cocker ist nicht begeistert. Außer sich vor Wut rast er zu seiner Kugel zurück und überfällt Ada im Bad mit monströsen Visionen. Er versetzt sie so in Panik, dass sie sich nackt aus dem Fenster stürzt. Natürlich bekommt Callum den übersinnlichen Angriff als Geisterseher mit, kann ihn aber nicht verhindern. Ada landet auf der Intensivstation.
Callums Geisterseherfähigkeiten verraten ihm, dass er es mit einem finsteren Magier zu tun hat, der aus der Ferne zuschlägt. Aber auch Cocker wird klar, dass er mit Callum einen echten Feind hat. Und so beginnt ein geistiges Duell. Cocker spürt zwar, dass die magische Kugel ihm die Lebenskraft raubt, aber er kann schon lange nicht mehr aufhören, sie zu benutzen. Zuerst tötet er Ada auf der Intensivstation, dann rächt er sich an seinem Chef, indem er einen Hund zur Blutbestie mutieren lässt, die den Mann anfällt und zerfleischt.
Callum recherchiert, er besorgt sich von dem Inspektor, den er bei Adas scheinbarem Unfall kennenlernte, eine Liste mit unerklärlichen Vorfällen, was ihn schließlich zu Cockers Adresse führt. Aber Cocker entkommt und hetzt dem Reporter den Killerhund auf den Hals. Callum wirft die Bestie vor den Zug. Was ihm Pluspunkte beim Inspektor einbringt, der ihn langsam verdächtigt, etwas mit den seltsamen Geschehnissen zu tun zu haben.
Dann versetzt er sich in Trance, und es kommt zu einem geistigen Duell. Letztlich kann er die Kugel umpolen, dass sie ihm und nicht mehr Cocker gehorcht. Er lässt den Magier mit der Kugel verschmelzen. Aber erst, als er Cockers Versteck aufspürt, sieht er, was er tatsächlich getan hat. Der Mann ist in der Tat mit der Kugel verschmolzen - nun befindet er sich in ihrem Inneren und damit im Reich der Dämonen. Und obwohl Callum ihm dort trotz seiner Taten heraushelfen will, bleibt ihm der Rückweg versperrt. Und die Kugel verschwindet so mysteriös, wie sie gekommen ist.
DIE MEINUNG
Auch im vierten Band lässt Richard Wunderer böse Dinge einfach nur aus dem Grund geschehen, weil sie böse und übernatürlich sind. An keiner Stelle wird dem Leser erklärt, wer nun die magische Kugel, die böse Phantasien in die Realität umsetzt, dem erbärmlichen James Cocker geschickt hat oder warum. Und obwohl das eigentlich den Regeln widerspricht, funktioniert das recht gut.
Aber dazu müssen die Charakterisierungen natürlich stimmen, von der Darstellung und dem wer was warum macht und was er dabei denkt und fühlt. Actionmäßig ist hier im Grunde nicht viel los. Dennoch ist das hauptsächlich geistig ausgeführte Duell zwischen Callum und dem Schurken der Woche spannend dargestellt, und man vergisst als Leser, dass hier eigentlich nicht viel mehr passiert, als dass der Held in seinem Hotelzimmer sitzt und ins Leere starrt, während sein Geist im Reich des Übersinnlichen unterwegs ist. Und der Autor ist sich auch durchaus bewusst, dass das nicht abendfüllend ist und baut ein paar Szenen ein, in denen sein Held dann anders aktiv wird. Und Callum ist auch nicht unfehlbar, so wie in einer Szene, in der er nicht bemerkt, dass sein zusätzlicher Schutz gegen das Böse, sein magischer Ring, nicht funktionieren kann. Es sind solche Kleinigkeiten, die bei MONSTRULA das Bild abrunden, genau wie die Idee, dass die magische Kristallkugel Cocker nicht reich machen kann, weil das ja etwas Positives wäre. Das hat was
Als Kritik könnte man natürlich anmerken, dass die Figuren letztlich arg eindimensional sind. Ada das Model ist schön, nett und sympathisch, während Cocker ein peinlicher notgeiler Verlierer ohne jede positive Eigenschaft ist, der sein Schicksal verdient. Andererseits hat er sich nie für Okkultismus interessiert und endlich das Mittel gefunden, mit dem er seine Machtphantasien in die Tat umsetzt. Allein das macht ihn in einem Horrorheftroman fast schon wieder zu einer vielschichtigen Figur.
Auch bei der "detektivischen" Ermittlung unseres Starreporters muss man als Leser bereit sein, ein paar Dinge einfach mal so zu glauben, auch wenn sie bei näherem Hinsehen bestenfalls abstrus sind. Trotzdem bleibt ein spannender Horrorroman mit einer für seine Zeit recht nihilistischen Geschichte, die thematisch gesehen überraschend aktuell ist. Das schauspielernde Model, das ausgerechnet in einem Horrorfilm mitspielt, der besessene, voyeuristische Fan, der glaubt eine Chance zu haben, wenn er das Objekt seiner Begierde nur anspricht. Im Kern sind viele aktuelle Krimiplots auch nicht komplizierter. Der frühe Tod des Models ist hingegen eine echte Überraschung.
JACKS SWINGING SEVENTIES
Bei Ada kann er nicht landen, weil es die Umstände nicht zulassen, aber ihr Gespräch geht gleich in die vollen. "Sie verlieren wohl nie viel Zeit mit langen Vorspielen, Jack", flirtet Ada ihn an, und Jack erwidert: "Doch, gelegentlich." Das war schon eher etwas für die älteren Pubertierenden, um das zu kapieren. Und am Ende lernt unser rasender Reporter Adas Nachfolgerin beim Film kennen, die er gleich zu Drinks, Essen und Interview einlädt.
DAS TITELBILD
Das Titelbild von Van Vindt ist dann doch reißerischer als der Roman; da gibt es keine abgebissenen Hände. Relativ blutig für die Zeit.
DIE MONSTRÖSE KONKURRENZ
In diesen Wochen erschienen unter anderem am Kiosk: