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Dämonenkiller-Zweitauflage - Erster Versuch gescheitert

Dämonenkiller-AutorenDie Neuauflage
1977 - 1. Versuch gescheitert

Die Entscheidung, dass es eine DK-Neuauflage geben sollte, war schon Ende November 1976 in der Pabel-Verlagsleitung gefallen und die Autoren erfuhren es natürlich als letzte, denn für eine Neuauflage brauchte keine neuen Manuskripte.

"Dieser Tage fand ich einen weiteren Pabel-Brief, da geht es um die Zweitauflage. Es gab  ja immer wieder Stimmen, dass das nicht stimmte.
Es stimmt!" (Auszug Email Kurt Luif)


Lieber Herr Luif,

im neuen Jahr gleich eine gute Nachricht für Sie! Wir planen eine zweite Auflage von DAMONENKILLER und bieten Ihnen für jeden Roman, den Sie geschrieben haben, ein Nachdruckhonorar von  DM 7OO,-- zahlbar jeweils bei Erscheinen des Romans.

Ich rufe Sie in den nächsten Tagen an, weil Sie evtl. neue Kontaktseiten machen müssen.

Inzwischen herzliche Grüße

Sybille Illfeld

Dieser Pabel-Brief stammte vom 10.01.1977 und als Start für die zweite Dämonenkiller-Auflage war Frühling 1977 vorgesehen.

Leider wurde nichts daraus, weil schon am 20. Dezember 1976 ein Antrag gestellt wurde.

Auf Antrag des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen vom 20. Dezember 1976 wurden die beiden Dämonenkiller-Romane

  • Nr. 007 Amoklauf von Neal Davenport (Vampir-Horror-Roman 047)
    Entscheidung Nr. 2639 vom 10. Februar 1977,
    Bundesanzeiger Nr. 33 vom 17. Februar 1977;
  • Nr. 104: Die Braut der Bestie von Roy Palmer,
    Entscheidung Nr. 2640 vom 10. Februar 1977,
    Bundesanzeiger Nr. 33 vom 17. Februar 1977;

indiziert.

Seltsam, daß man einen Roman (Vampir-Horror-Roman – DK Nr. 7) indizieren will, der vor drei Jahren erschienen ist. Wollte da jemand die DK-Neuauflage sabotieren?

Der Pabel-Verlag versuchte dies zu verhindern und sagte in der Verhandlung vor der BPS folgendes:

"Der Vampir-Horror-Roman Nr. 47, Amoklauf von Neal Davenport - Dämonenkiller Nr. 7 -  ist in der Erich Pabel Verlags KG erstmals am 31.12. 1973 erschienen. Nach Durchführung des sogenannten Phasenvertriebs war die gesamte Auslieferung des Romanheftes spätestens viereinhalb Monate danach, also Mitte Mai 1974, endgültig abgeschlossen.
Dies bedeutet, daß das Romanheft auch vier Wochen später endgültig remittiert war. Selbst wenn man berücksichtigt, daß in Einzelfällen Einzelhändler die Remission nicht ordnungsgemäß und damit verspätet durchführten, ist davon auszugehen, daß sich ab Herbst 1974 keine Exemplare dieser Druckschrift mehr im Handel befanden.
Es ist für den Verlag daher völlig unbegreiflich, wie der Antragsteller beziehungsweise ein Dritter heute noch - diese Tatsache einmal unterstellt - in den Besitz dieses Romanheftes gelangen kann. Der Verlag selbst verfügt seit langem nicht mehr über Exemplare des Druckwerkes. Das einzige vorhandene haben wir aus unserem Archiv entnommen und unserem Anwalt mit der Bitte um Rückgabe zur Verfügung gestellt."

Auch die Autoren versuchten es zu verhindern.

Folgendes antwortete Ernst Vlcek auf Fragen von Gustav Gaisbauer und Hugh Walker in einem Interview (Fantasia-Ausgaben 2 und 3)

Gaisbauer: Warum ist DÄMONENKILLER eigentlich eingestellt worden? Hatte das etwas mit dem Verkaufserfolg zu tun, oder kam das, weil er indiziert worden war? War nicht die Indizierung auf ein Jahr befristet?
Vlcek: DÄMONENKILLER ist nur wegen der In­dizierung eingestellt worden. Jetzt, nach einem Jahr, könnten wir eigentlich weitermachen. Ich glaube, wenn er nochmals indiziert würde, oder ein drittes Mal, dann müßte er für immer eingestellt werden. Jetzt könnten wir den DÄMONENKILLER aber wieder herausbringen, wobei es natürlich gewisse Schwierigkeiten gäbe, denn die Serie ist ja mitten in einem Zyklus abgebrochen worden. Wo sollte man also wieder anfan­gen? Mit der Nummer 1, oder sollte man von der vorherigen Handlung eine Synopsis machen? Der 143er Band war der letzte, man müßte also mit 144 weitermachen, und davor ei­ne Synopsis... Bei 150 hätte der Zyklus enden sollen. Aber das alles ist jetzt ja noch gar nicht spruchreif, und ich weiß auch gar nicht, ob DÄMONENKILLER je wie­der erscheinen wird. Vielleicht in späterer Zeit einmal.

Gaisbauer: Sind dir oder den anderen Autoren die Gründe für die Indizierung mit­geteilt worden?
Vlcek: Ich habe die Unterlagen mit den Beurteilungen der indizierten Romane erhalten, wo auch die Beanstandungen enthalten waren. Darin habe ich Einsicht nehmen können, und ich hätte natürlich auch zur Verhandlung gehen können. Wir haben es aber so gehalten, daß wir eine achtseitige Schrift verfaßt haben, in der wir uns gerechtfertigt haben; aber was draus geworden ist, haben wir nicht erfahren. Dem DÄMONENKILLER ist z. B. vorgeworfen worden, daß er die Verherrlichung der Gewalt unter dem Mantel der Pseudogeschichtlichen Dokumentation betreibe. Gemeint war damit - und das ist natürlich schon sehr lächerlich und überzogen - eine Artikelserie von Kurt Luif auf der Leserkontaktseite in 20 Fort­setzungen über Hexenglauben, Hexenprozesse und so weiter. Wir haben dazu Stellung genommen, aber es hat nichts genützt. Wir haben unsere Stellungnahme an den Verlag geschickt. Ich weiß nicht, ob die Leute, die das beurteilt haben, das überhaupt zur Kenntnis genommen haben; dem Verlag werden sie schon Antwort gegeben haben, nehme ich an. Mich hat das ganze Verfahren schon sehr gestört. Man hätte doch jede andere Horror-Serie mindestens ebenso aufs Korn nehmen können. Was heißt denn hier Brutalität? Jede Serie lebt doch von Action, Krimi, Western, alles. Im Verfahren sind Sachen herausgegriffen worden, die detailliertere Be­schreibungen von blutrünstigen Szenen waren, wie also z. B. einer mit dem Schwert entzweigehauen wird, daß ihm der Kopf davonfliegt und ein Blut­schwall herausspritzt. So etwas muß in einem Roman auch nicht sein, das ist ganz klar. Ich würde so etwas nie schreiben, und von mir ist auch gottseidank kein Roman indiziert worden, so daß ich mir da eigentlich keine Vorwürfe zu machen brauche.

Beim Schreiben der Exposés wurden Ernst Vlcek und Kurt Luif -  die Exposés wurden zirka 6 Wochen vor dem Abgabetermin der Manuskripte geschrieben - auch vorsichtig, so konnten die Autoren folgendes lesen:

DK-Exposé Nr. 145: (Termin: 23.02.1977)
Luguri: Ihn hat auch schon die moderne Zivilisation verändert. Er ist nicht mehr so rücksichtlos und brutal. Er ist sichtlich verändert.
(Das muß schon in Hinblick auf die Vermeidung 'jugendgefährdender' Szenen geschehen - überhaupt sollten Schilderungen von Grausamkeiten vermieden werden!)

DK-Exposé Nr. 146: (Termin: 02.03.1977)
Stellen Sie das Monster bitte nicht als bösartig hin, es ist einfach dumm und neugierig - und in keiner Weise daran interessiert Menschen zu verspeisen! Wir dürfen keine grausamen Szenen mehr schildern, da wir an die Gefährdung der Jugend denken müssen.

DK-Exposé Nr. 147: (Termin: 09.03.1977)
Bitte auf Abi Flindts Seelenleben etwas eingehen. Nach seinem Abenteuer in Band 144 und den daraus gewonnenen Erkenntnissen ist er nun psychisch voll da, auf ihm lastet kein Fluch mehr. Sein Haß auf die Dämonen ist eher noch größer geworden. Er soll nun mit den anderen Gefährten des DK mehr die Rolle des "Killers" übernehmen, während Dorian reifer, abgeklärter geworden ist.

DK-Exposé Nr. 149: (Termin: 23.03.1977)
Als Rebecca beim Sabbat die Forderung stellt, daß alle anderen Dämonen den Vampiren zu gehorchen hätten, kommt es zur offenen Rebellion. Doch Rebecca war darauf vorbereitet. Sie macht kurzen Prozeß, indem sie die Anführer der Oppositionsdämonen, von den Vampiren einfach beißen läßt.
Diese Blutorgie schildern wir aber bitte nicht!
All diese sollen in eine rasante Handlung verpackt werden. Der Autor kennt die Verhältnisse in Wien (natürlich auch die fiktiven, die nur in unserer Serie existieren) aus dem ff und ist in der Lage, daraus ein spannendes Handlungsgerüst zu schaffen. Ich zerbreche mir absichtlich darüber nicht den Kopf, um ihm freie Hand zu lassen, außerdem wurde dieser Handlungskomplex bei der DK-Besprechung umfassend erörtert.
Es geht darum, den Kampf der Vampire um die Vorherrschaft gegen die anderen Dämonen zu schildern. Dies ist aber nur der Anfang.
Dabei soll aber Coco mit ihren Problemen nicht zu kurzen kommen, sondern im Gegenteil, der Dämonenkrieg ist nur der Background. Coco, die sich für ihren Sohn opfert, wird in den Strudel der Ereignisse gerissen. Für den Leser ergibt sich so die interessante Situation, daß Coco wieder so agieren kann wie in alten Zeiten, als sie noch Mitglied der Schwarzen Familie war: Dämonen gegenüber hat sie schon damals keine Skrupel verspürt.

DK-Exposé Nr. 150: (Termin: 30.3.1977
Er selbst hat damals Libussa aus den Klauen des Vampirs gerettet. Das kann in einer letzten Vergangenheitsepisode geschildert werden, je nach Laune des Autors.
Es muß aber keineswegs detailliert geschehen, weil wir uns ja von Blut- und Kampforgien sowieso distanzieren wollen.

DK-Exposé Nr. 151: (Termin: 6.4.1977)
Die abenteuerliche Fahrt durch Mitteldeutschland beginnt. Das beliebig schildern, aber bitte ohne Blutvergießen und Grausamkeiten.
….
Nun veranstalten die Vermummten, von denen sich bald herausstellt, daß sie alle pestverseucht sind, weswegen die Bauern die Burg nicht betreten und niemanden rauslassen, eine wilde Jagd nach den beiden. Es darf angedeutet werden, daß sie ihr junges gesundes Fleisch wollen, weil sie hoffen, davon wieder menschlich zu werden.

DK-Exposé Nr. 152: (Termin: 13.4.1977)
Doch dieser ist seiner Sache so sicher, daß er Libussa sogar vor Matthias Augen foltern läßt - was allerdings nicht geschildert wird.

DK-Exposé Nr. 154: (Termin: schnellstens)
In unserer Story werden aber keine Menschenopferungen geschildert und das Zerstückeln von Knaben nicht einmal angedeutet.
Der Leser darf ahnen, was die Wölfe mit ihm getan haben, als sie mit blutigen Mäulern zurückkehren.

Nachdem am 15. April 1977 zwei weitere DK-Romane – nämlich -

  • Nr. 121 Das zweite Gesicht von Neal Davenport
    Entscheidung Nr. 1168 (V) vom 15. April 1977,
    Bundesanzeiger Nr. 75 vom 21. April 1977
  • Nr. 115: Die Todesschwelle von Earl Warren
    Entscheidung Nr. 1169 (V) vom 15. April 1977,
    Bundesanzeiger Nr. 75 vom 21. April 1977

indiziert worden waren, war nicht nur die Idee für eine DK-Neuauflage vom Tisch, sondern auch die Erstauflage wurde mit Band 143 eingestellt. Dieses Heft erschien am 17. Mai 1977. Also vier Wochen nach der Bekanntgabe der Indizierung im Bundesanzeiger.

Auf der Leserkontaktseite der Dämonenkiller-Nummer 146 der Erstauflage wies Kurt Luif schon auf die geplante DK-Neuauflage – zwar versteckt – hin:

„Ich habe auch einige Anregungen parat: Sie könnten doch für die neuen Leser (einschließlich mir, denn ich lese erst seit Nr. 63) Autorenporträts abdrucken. Sicher wären die Leser dankbar, wenn sie mehr über die Autoren wüßten.“

 Wir veröffentlichten Autorenporträts über Paul Wolf, Ernst Vlcek, Neal Davenport und Earl Warren. Im Augenblick plant die Dämonenkiller-Redaktion eine neue Gruselserie, an der auch die obgenannten Autoren mitschreiben werden. Wir werden dann innerhalb dieser neuen Serie, über die wir noch rechtzeitig berichten werden, die Autoren vorstellen.

Leider erhielt er eine Woche nach dem positiven Pabel-Brief die Information, daß die DK-Nummer 7 indiziert worden war und deshalb schrieb er in der LKS von DK Nr. 147:

„…Mir und mit Sicherheit auch vielen anderen Lesern wäre es äußerst angenehm, wenn der Dämonenkiller neu aufgelegt würde. Ich selbst habe mir für über 50 Mark die Hefte in Rastatt bis Nummer 34 nachbestellen können, die anderen Hefte waren bedauerlicherweise nicht mehr vorrätig.“

Viele Leser forderten eine Neuauflage. Unglückseligerweise sind Umstände aufgetreten, die eine Neuauflage der Dämonenkiller-Serie unmöglich machen.

Leider erfuhren die DK-Leser diese Informationen nicht mehr, denn sie wie ja bekannt, war die DK-Nummer 143 die letzte erschienene Ausgabe der Erstauflage. Kurt Luif hatte die Leserkontaktseite schon bis Nummer 149 angefertigt und bei einen meiner zahlreichen Wienbesuche gab es mir diese DK-Unterlagen…

Am 12. April 1983  - sechs Jahre nach dem ersten Versuch - startete dann noch die Dämonenkiller-Neuauflage, aber das ist eine andere Geschichte und die wird demnächst erzählt…

© by Uwe Schnabel 2012

 

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