John Sinclair revisited: Die 400 - Beginn einer neuen Ära Teil 21 - Schwer zu schlucken ...
Die 400er
Beginn einer neuen Ära
Teil 21 - Schwer zu schlucken ...
Dass man es auch im mit einer Tiermutation zu tun bekommen könnte, suggeriert bereits das Titelbild, allerdings würde man hier doch eher auf eine Riesenschlange als eine gigantische Kröte tippen.
Der Autor hat sich aber nun einmal in den Kopf gesetzt, eine Riesen-Külwalda auf unsere Helden loszulassen, und da entweder kein entsprechenden Cover zur Verfügung stand oder der Zeichner sich schlicht weigerte, für ein solches Machwerk den Zeichenstift zu schwingen, musste er halt auf das vorliegende Bild zurückgreifen. Doch man ist ja kompromissbereit, und so wurde die Kröte immerhin mit einem Gebiss ausgestattet, damit sie wenigstens eine entfernte Ähnlichkeit mit der Schlange auf dem Cover aufweist.
Unsere beiden Helden müssen sich indes zunächst noch - wie in einem typischen Monsterroman üblich - mit den Ablegern der großen Bosskröte herumschlagen, bevor diese auf den Plan tritt, und das obwohl Suko natürlich noch ganz andere Sorgen hat: Er wird wegen akuter Trauerstimmung (wir erinnern uns an den Verlust seiner Partnerin) in ein Sanatorium verfrachtet, aber nicht in irgendein Sanatorium. Nein, der Chef wählt ihm zuliebe extra eins aus, in dessen näherer Umgebung der Chinese so ganz nebenbei noch einen Fall aufklären darf, damit er nicht ganz einrostet. Immerhin lassen sich die anfangs auftauchenden “Krötenmänner” noch mit den üblichen Mitteln bekämpfen, während man angesichts der Riesenkröte dann erst mal gar nicht weiß, wie man einem solchen Giganten beikommen soll.
Der Rezensent sieht es den Helden nach, schließlich ist es nicht ganz einfach, sich eine Strategie zu überlegen, wenn die Kröte immer mal wieder die Ausmaße zu wechseln scheint ... Dies ist jedoch kein Trick des Monsters sondern liegt schlicht an der Vergesslichkeit des Autors, der es zuerst als “groß wie ein Haus” und später dann nur noch “menschengroß” beschreibt.
Tatsächlich muss man - wie die Helden erleichtert feststellen” auch gar nicht gegen das Riesenvieh kämpfen. Es reicht, wie sich herausstellt, völlig aus, eine der Kröte nachempfundene Statue zu zerdeppern, was eine verheerende Wirkung auf den eigentlichen Gegner hat. Da muss am Ende sogar Sinclair selbst zugeben, dass man sich da mit dem entsprechenden Vorwissen so einiges hätte sparen können ...
Nicht erspart bleibt dem Rezensenten dagegen die Auseinandersetzung mit dem “ ”, welcher nach dem unsäglichen Krötenroman eine deutliche Qualitäts-Steigerung zu versprechen scheint, zumindest wenn man sich an Titel und Cover orientiert. Tatsächlich gelingt dem Autor diese Steigerung auch, allerdings nur in Bezug auf die noch recht originelle Idee. Die “Loge der Mystiker” taucht auf und Sinclair bekommt es, als er die Spur dieser mysteriösen Vereinigung aufnimmt, nicht nur mit Pegasus, sondern auch noch einem geheimnisvollen Reiter zu tun, der allerdings - wie sich am Ende herausstellt, nur aus einem einzigen Grund in die Handlung eingebaut wurde: Er befand sich zufällig auf dem Titelbild ...
Nachdem Sinclair sich bereits zu Beginn des Romans etwas tölpelhaft anstellt (er fragt nach der Obduktion des Opfers, ob dieses noch etwas hätte sagen können), so tappt er - ebenso wie der Leser - auch im weiteren Verlauf der Handlung die meiste Zeit im Dunkeln. Zwar bekommt er es mit dem “unbesiegbaren” Obermotz der Loge zu tun, der Sinclair zum Zweikampf herausfordert (welchen Sinclair gewinnt, indem er so tut, als würde er sich mit einem Giftring in den Hals stechen, den Stachel aber im entscheidenden Augenblick per Knopfdruck wieder einfährt ...) der tiefere Sinn der Loge, die später als “Psychonauten” bekannt werden sollte, erschließt sich einem allerdings nicht wirklich, ebenso wie man sich fragt, warum Pegasus deren Mitglieder meuchelt.
Erst am Ende stellt sich heraus, dass diese mithilfe des “dritten” Auges Wissen aneignen können, dafür aber leider die “Zeit noch nicht reif sei”. Frei nach dem Motto: Wissen ist Macht. Zu viel davon ist ungesund. Dem kann der Rezensent nur beipflichten und bemüht sich, das Gelesene schnell wieder zu vergessen.
“... Sie weiß alles.”
“Udexa?”
“Nicht so laut. Er hat seine Ohren überall.”
“Wer, sie oder es?”
“Beides, Mr. Sinclair, beides.”
(JS Band 452 / S. 25)
“Ein Arm”, flüsterte ich.
“Habt ihr ihn gefunden? Ihr werdet noch mehr Arme sehen. Vielleicht auch Köpfe und Beine.”
(JS Band 452 / S. 30)
“Wenn du recht hast, muss sie verdammt groß sein.”
“Das ist sie auch. Wer Udexa sieht, hat das Gefühl, vor einem riesigen Haus zu stehen ... Sie beherrscht den Sumpf und sie ist so groß, wie ein Haus, in dem mehrere Etagen sind.”
(JS Band 452 / S. 31)
Zwei spitze Zahnreihen schimmerten in einem bleichen Weiß. Das unterschied ihn von den normalen Kröten, die keine Zähne besitzen.
(JS Band 452 / S. 38)
Dieser Anblick verschlug mir nicht nur die Sprache, er schuf auch eine Gänsehaut, die einfach nicht von meinem Rücken weichen wollte. Sie zog sich hoch bis zum Hals, um sich dort zu manifestieren.
(JS Band 452 / S. 43)
“Ich komme mir vor, wie Kapitän Ahab, als er Moby Dick fangen wollte. Plötzlich schoss der Wal hoch und der Kahn auch. Das kann uns mit der Kröte ebenfalls passieren.”
“Glaube ich nicht John. Die Kröte ist kein Wal, die hat auch andere Ziele.”
(JS Band 452 / S. 44)
“Los, nimm ein Beil oder ein Messer und hacke mir den Finger ab. Mir ist es egal. Was bedeutet ein Finger gegen die Erleuchtung?”
Aus seiner Sicht hatte er recht.”
(JS Band 453 / S. 14)
Das Meer rauschte heran und schwieg ansonsten.
(JS Band 453 / S. 18)
“Der Mensch hat nicht immer zwei Augen gehabt. Ein drittes war ebenfalls vorhanden.”
(JS Band 453 / S. 33)
Er lachte mich an und aus.
(JS Band 453 / S. 46)
Kommentare
Viele tiefsinnige Weisheiten. Die Kröte ist kein Wal, die hat auch andere Ziele. In der Tat. Wo gibt es das T-Shirt?
Man merkt, der Rezensent quält sich durch die Hefte, aber immerhin nimmt er es mit Humor. Ich möchte es nicht missen! Die Zitate sind wieder der Knaller. Vielleicht sollte ich doch JS lesen, nur des Amüsements wegen...
@Pisanelli: Da würde mich dann mal ein kleiner Erfahrungsbericht deinerseits interessieren. Aber sei gewarnt. Man lacht zwar, aber am Ende möchte man doch sein Geld zurück...
Wenn du schon so "objektiv" über die guten alten Hefte schreibst, will ich sehen, wie du mit den neuen zurecht kommst. ^^
Weiter so auf jeden Fall. :)
Eigentlich traurig, aber bei solchen Kommentaren freut es mich doch ein bisschen
In meiner ersten Artikelserie zum Thema Sinclair habe ich mich schon mit den Heften ab 1600 beschäftigt. Die waren zum Teil schlimmer als die 400er und das soll schon was heißen
Außer der Artikelserie über die Anfänge, denn es gäbe noch so einiges mehr, was es wert wäre.
So gehören einige Mehrteiler im Zyklus um die Rückkehr des Schwarzen Todes zum Besten, was Dark je zustande gebracht hat.
Das Ende dieses Stranges gehörte dann widerum zum Schlechtesten und die heutigen Hefte sind wie gesagt nur noch ärgerlich.
Das schmälert dieses Lebenswerk meiner Ansicht nach aber nicht.